Herzinfarktrisiko:Trauer gefährdet Herzen

Der Tod eines engen Angehörigen erhöht das Risiko drastisch, einen Herzinfarkt zu erleiden. Das mag an romantische Geschichten erinnern, die Gründe dafür sind jedoch zum Teil banalerer Natur.

Jeder kennt die anrührenden Anekdoten, wonach Ehepartner in kurzem Abstand nacheinander sterben - als hätte der Tod des einen auch dem anderen das Herz gebrochen. Tatsächlich stützen harte Statistiken diese populäre Annahme, wie jetzt ein Forscherteam um den Kardiologen und Epidemiologen Murray Mittleman von der Harvard Medical School im Fachmagazin Circulation (online) berichtet.

Für die Studie erhoben die Mediziner die Krankengeschichten von 1985 erwachsenen Patienten, die einen Herzinfarkt überlebt hatten und kamen dabei zu drastischen Ergebnissen. Verglichen mit den sonst üblichen Risikoraten, ist das Infarktrisiko am ersten Tag nach dem Todesfall einer nahestehenden Person um den Faktor 21 erhöht. In der ersten Woche nach dem Ereignis war die Rate immerhin noch sechsfach höher. Im Laufe des folgenden Monats sinkt das Risiko dann langsam auf den Normalwert.

Die Studienautoren vermuten verschiedene Ursachen für das erhöhte Erkrankungsrisiko. So wisse man, dass starker psychischer Stress den Herzschlag beschleunigt und den Blutdruck erhöht. Auch Schlaflosigkeit, nachlassender Appetit und höhere Pegel des Stresshormons Cortisol könnten das Infarktrisiko anheben. Nicht zuletzt versäumten trauernde Menschen häufig, ihre eigentlich nötigen Medikamente einzunehmen. "Pfleger, Gesundheitsversorger und die Trauernden selbst sollten erkennen, dass sie sich nach der Nachricht vom Tod eines Nahestehenden in einer Risikophase befinden", sagt Mittleman.

© SZ vom 10.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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