Als Superfood - ein Begriff aus dem Marketing - werden meist exotische Beeren, Samen und Getreidesorten bezeichnet. Ihnen werden teils geradezu magische Kräfte nachgesagt. Und tatsächlich kaufen immer mehr Menschen diese Produkte, vor allem die unter 40-Jährigen. 2013 wurden etwa 20 Kilogramm Chiasamen in Deutschland verkauft, 2015 waren es phänomenale 664 Tonnen, so berichtete kürzlich das Beratungsunternehmen IRI Information Resources. Doch wie gesund sind diese Lebensmittel wirklich?
Chiasamen
Schon die Maya und Azteken sollen Chiasamen (sprich: Tschia) gegessen haben - so eine Geschichte prädestiniert Chia natürlich dazu, als Superfood vermarktet zu werden. Die braungrau gefleckten Samen, die im Wasser stark quellen, enthalten rund 20 Prozent Proteine und 30 Prozent Fett. Dabei liefern sie laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) viele der als gesund geltenden Omega-3-Fettsäuren. Zudem sind sie ballaststoffreich, so sehr, dass die europäische Lebensmittelbehörde EFSA einen Health Claim für den hohen Gehalt an Ballaststoffen zugelassen hat - der Anbieter darf also damit werben. Dass Chiasamen dank dieser Nährstoffe schlank machen, den Blutzucker regulieren und gegen Gelenkschmerzen und Sodbrennen wirken, wie es ihnen nachgesagt wird, ist damit jedoch nicht gesichert. Verschiedene Studien haben jedenfalls keinen Einfluss etwa auf das Gewicht von moppeligen Probanden gefunden. Zu den anderen potenziellen Heilwirkungen gibt es nur wenige Ernährungsstudien, mit wenigen Teilnehmern und hohen Dosen - das gilt für alle Superfood-Produkte. Oft werden auch nur Laborwerte (Blutdruck oder Entzündungsmarker), nicht aber Erkrankungen oder Herzinfarkte untersucht.
Bernhard Watzl vom Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (Max-Rubner-Institut, MRI) gibt auch zu bedenken: "Ungeschrotet verlassen die Chiasamen den Darm ohne die Wirkung der Omega-3-Fettsäuren." Als billigere Alternative zu Chia könnte man auch Leinsamen, Hasel- oder Walnüsse essen.