Abnehmen:Kilos runter, Kilos rauf

Abnehmen: Eine Brot-und Wasser-Diät führt zwar schnell zum Erfolg. Dauerhafte Gewichtsreduktion ist aber nur mit einer langfristigen Umstellung zu erreichen.

Eine Brot-und Wasser-Diät führt zwar schnell zum Erfolg. Dauerhafte Gewichtsreduktion ist aber nur mit einer langfristigen Umstellung zu erreichen.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Populäre Diätprogramme führen nicht zu dauerhaftem Gewichtsverlust - manche sind sogar gefährlich und belasten den Körper stärker als Übergewicht.

Von Werner Bartens

Logik kann grausam sein und die schöne heile Welt der Vorurteile zerschmettern. Beispiel? Würde es eine, nur eine einzige Diät geben, die tatsächlich wirkt - dann kämen doch nicht jedes Jahr Dutzende neue auf den Markt, oder? Auch wenn es ein hübsches psychologisches Ratespiel ist, sich zu überlegen, welcher Abnehm-Wahnsinn die nächste Modewelle anführt: Folgt auf die Blutgruppen-Diät, auf Schlank-im-Schlaf und die Mondphasen-Diät vielleicht bald Schlank-im-Suff?

Überraschend ist es daher nicht, was kanadische Ärzte im Fachblatt Circulation (online) beschreiben: Sie haben populäre Diäten untersucht und ausgewertet, ob sie zu einem langfristigen Gewichtsverlust führen. Atkins, South Beach, die Zone-Diät und die Programme der Weight Watchers wurden getestet und mit kostenlosen Diätplänen für den Hausgebrauch verglichen: einer Umstellung des Alltags, einer Ernährungsberatung und Selbsthilfeprogrammen. Keines der getesteten kommerziellen Verfahren führte dauerhaft zum Ziel. Zwar nahmen die Teilnehmer zwischen einem und sechs Kilogramm im ersten Jahr ab, doch der Gewichtsverlust in der Vergleichsgruppe war ähnlich stark.

Die getesteten Methoden reduzierten das Gewicht nicht dauerhaft

Was noch schlimmer wog: Spätestens nach zwei Jahren hatten die Probanden ihr ursprüngliches Gewicht wieder drauf. Manche legten an Bauch und Hüften sogar noch mehr zu, als sie vorher hatten. "Obwohl sie populär sind und einen großen Teil zur milliardenschweren Diätindustrie beitragen, können wir nicht behaupten, dass diese Methoden dauerhaft zur Gewichtsreduktion beitragen oder gar die Risiken für Herzerkrankungen verringern", sagt Mark Eisenberg von der McGill Universität, der die Studie geleitet hat.

Bei der Atkins-Diät werden wenig Kohlenhydrate gegessen, dafür hauptsächlich Eiweiß und Fett. Auch bei der South-Beach-Diät werden die Kohlenhydrate stark eingeschränkt. Nach der Zone-Diät werden in einem festen zeitlichen Abstand Mahlzeiten über den Tag verteilt, die einen genau definierten Anteil an Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten enthalten. Bei allen Verfahren wird von Wissenschaftlern oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung die Wirksamkeit angezweifelt, zudem werden sie als potenziell schädlich oder zu kompliziert bewertet. Das Programm der Weight Watchers enthält sinnvolle Elemente zur Gewichtsreduktion, doch die eigene Produktpalette mit Punkten für jedes Nahrungsmittel ist zum Abnehmen nicht nötig und wurde oft kritisiert.

Der Jojo-Effekt belastet den Körper stärker, als einfach mit etwas Übergewicht zu leben

Wissenschaftler wissen zudem, dass der Jo-Jo-Effekt nicht nur ernüchternd für Diät-Willige ist, sondern auch ungesund. Versucht beispielsweise ein 1,80 Meter großer und 100 Kilogramm schwerer Mann immer wieder abzunehmen und reduziert sein Gewicht auf 86 Kilo, legt dann auf 102 zu und vollführt diese Achterbahnschwankung mehrmals, so ist das belastender für Herz, Kreislauf und Stoffwechsel, als wenn er konstant seine ursprünglichen 100 Kilogramm gehalten hätte.

Um Gesundheit geht es bei den vielen Versuchen abzunehmen sowieso nicht immer. Neben dem modischen Ideal der drahtigen Körper sind diese eben auch Sinnbild für Disziplin und Leistungswillen. Wer sich kasteit, kann vermutlich leicht für andere Aufgaben gewonnen werden - auch wenn er die Kilos nach ein paar Monaten wieder drauf hat.

Ärzte und Ernährungsexperten wissen zudem längst: Dauerhafte Gewichtsreduktion ist nur mit einer langfristigen Umstellung der Gewohnheiten zu erreichen. Dazu gehört vor allem, weniger aufzunehmen als zu verbrauchen, sei es durch weniger essen oder durch mehr Bewegung - am besten beides.

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