BUND-Studie:Putenfleisch oft mit resistenten Keimen belastet

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  • Bei einer bundesweiten Stichprobe findet der Bund für Umwelt und Naturschutz heraus, dass knapp 90 Prozent des günstigen Putenfleisches mit resistenten Keimen belastet ist.
  • Für die Untersuchung hatte der BUND in zwölf Städten frisches, abgepacktes Putenfleisch bei Aldi, Lidl, Real, Netto und Penny gekauft und im Labor untersuchen lassen.

Knapp 90 Prozent des Putenfleisches belastet

Günstiges Putenfleisch von Aldi, Lidl und Co. ist einer Studie zufolge oft mit Keimen belastet, gegen die viele Antiobiotika wirkungslos bleiben. Bei einer bundesweiten Stichprobe seien auf knapp 90 Prozent der Fleischstücke antibiotikaresistente Keime nachgewiesen worden, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit. Die Organisation verlangte, den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast deutlich zu reduzieren.

Für die Untersuchung hatte der BUND in zwölf Städten frisches, abgepacktes Putenfleisch bei Aldi, Lidl, Real, Netto und Penny gekauft und im Labor untersuchen lassen. Getestet wurde auf sogenannte MRSA-Bakterien sowie ESBL-produzierende Keime. Das Labor wurde 42 Mal bei MRSA fündig und 30 Mal bei ESBL. Nur sieben der 57 Proben waren unbelastet.

Alle getesteten Hofschlachtereien sind sauber

Zum Vergleich testete der BUND auch vier Proben aus Hofschlachtereien, bei denen die Puten alternativ gehalten worden waren. Dabei wurden keine Belastungen nachgewiesen.

Laut BUND können die Keime auf Menschen übertragen werden, wenn etwa das rohe Fleisch mit dem gleichen Messer geschnitten wird wie andere Lebensmittel, die dann roh verzehrt werden. Gefährlich werden resistente Keime vor allem für ältere und chronisch kranke Menschen. Sie riskieren, dass weder ihr Immunsystem noch Antibiotika die Bakterien bekämpfen können.

BUND fordert Konsequenzen

Die Leiterin Agrarpolitik beim BUND, Reinhild Benning, nannte die Studienergebnisse "schockierend, aber nicht überraschend". In der deutschen Tierhaltung würden jährlich 1450 Tonnen Antibiotika eingesetzt.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sagte, die Untersuchung sei zwar nicht repräsentativ - dies könne die Organisation nicht finanzieren. Eine flächendeckende Erhebung sei "zwingend" notwendig; dafür müssten Bund und Länder sorgen. Der "Handlungsbedarf" sei aber bereits klar. Keime, die mit Antibiotika nicht mehr bekämpft werden können, seien "eine der größten Gesundheitsgefahren".

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Die Politik müsse klar vorgeben, in welchem Umfang der Einsatz dieser Medikamente in der Tierhaltung reduziert werden soll, sagte Weiger. Die Verwendung sogenannter Reserveantibiotika, die bei Menschen als ein letztes Mittel gegen resistente Keime eingesetzt werden, müsse umgehend verboten werden. Zudem sollten Tierärzte nicht gleichzeitig an der Verordnung und am Verkauf möglichst großer Mengen von Antibiotika verdienen können.

© Süddeutsche.de/AFP/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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