Bericht der WHO:Alle 40 Sekunden ein Suizid

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Mehr als 800 000 Menschen nehmen sich weltweit jedes Jahr das Leben, schreibt die WHO im ersten umfassenden Suizid-Bericht. Präventionsmaßnahmen gibt es nur in wenigen Ländern, häufig werden Fälle tabuisiert. Eine Altersgruppe sticht besonders aus der Statistik hervor.

  • Die WHO hat den ersten umfassenden Suizid-Bericht vorgestellt.
  • Jedes Jahr nehmen sich weltweit mehr als 800 000 Menschen das Leben.
  • Alkoholmissbrauch, Finanz- und Jobprobleme sind die häufigsten Anlässe für einen Suizid.
  • Die WHO appelliert an die Staaten, das Problem nicht länger zu tabuisieren und wirksame Präventionsmaßnahmen einzuführen.

Drei Viertel der Suizide in ärmeren Staaten

Mehr als 800 000 Menschen nehmen sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr das Leben. Auf jeden Suizid kommen 20 Versuche, wie es in dem am Donnerstag in Genf veröffentlichten ersten "Welt-Suizid-Report" heißt.

WHO-Generaldirektorin Margaret Chan rief die Staaten auf, mehr Geld in die Vorbeugung zu investieren. In nur 28 Ländern gebe es entsprechende Programme. Die WHO-Mitgliedsländer hatten 2008 beschlossen, eine Verringerung der Suizidraten um zehn Prozent bis 2020 anzustreben. Die Selbsttötung sei ein globales Phänomen, etwa drei von vier Fällen ereigneten sich allerdings in ärmeren Staaten, sagte Chan.

In dem 100 Seiten starken Bericht stecken zehn Jahre Forschungsarbeit aus Ländern der ganzen Welt. Alle 40 Sekunden tötet sich dem Bericht zufolge irgendwo auf der Welt ein Mensch. 2012 lag die Suizidrate zahlreichen Staaten bei mehr als 20 Fällen pro 100 000 Einwohnern, darunter Guyana, Tansania, Kasachstan, Litauen sowie Nord- und Südkorea. Meist liegt die Rate bei Männern deutlich höher als bei Frauen - in den USA etwa mit 19,4 (Männer) und 5,2 (Frauen). Der weltweite Durchschnitt betrug 11,4, Deutschland lag mit 9,2 knapp darunter (14,5 bei Männern und 4,1 bei Frauen). Eine detaillierte Länderübersicht finden Sie unter diesem Link. Der Suizid ist nach WHO-Angaben in der Altersgruppe der 15 - bis 29-Jährigen die zweithäufigste Todesursache. Am höchsten ist die Selbsttötungsrate bei den über 70-Jährigen.

WHO prangert Tabuisierung an

Die Staaten sollten dieses "große Problem der öffentlichen Gesundheit angehen", appellierte Chan. Zu lange sei der Suizid ein Tabu gewesen. Die Zurückgebliebenen hätten sehr oft mit Traumata und psychischen Problemen wie Depressionen zu kämpfen, erläuterte die Generaldirektorin. Laut der Studie ist ein gescheiterter Suizidversuch die größte Risikoquelle für einen weiteren Versuch.

Den Angaben zufolge spielen in 25 bis 50 Prozent aller Suizide Alkoholismus oder Drogenmissbrauch eine Rolle. Weitere individuelle Risikofaktoren sind dem WHO-Report zufolge Job- und Geldprobleme, ein allgemeines Gefühl der Hoffnungslosigkeit, chronische Schmerzen und Krankheiten, ein vorangegangener Suizid im engsten Familienkreis sowie genetische und biologische Faktoren.

Appell an die Medien

Als weitere Risikofaktoren, die auf die Umwelt zurückzuführen sind, machte die Weltgesundheitsorganisation Naturkatastrophen, Kriege und Konflikte sowie sexuellen Missbrauch aus. Die WHO stellte ein Bündel von Präventionsmaßnahmen vor: So müsse der Zugang zu Waffen, Giften und gefährlichen Medikamenten eingeschränkt werden. Weiter sollten die Medien in einer verantwortlichen Weise berichten, um Nachahmung zu vermeiden. Der Alkoholmissbrauch müsse eingedämmt werden. Zudem müssten Menschen mit mentalen Problemen, chronischen Schmerzen und in akuten emotionalen Stresslagen eine bessere Betreuung erfahren.

© Süddeutsche.de/epd/AFP/chrb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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