Aids:Vaginalgel schützt doch nicht vor HIV-Infektion

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Die Hoffnung, die die Mediziner in das Mittel gesetzt hatten, war groß. Das Vaginalgel schien Frauen zuverlässig vor einer HIV-Infektion zu schützen. Nun wurde die entsprechende Studie abgebrochen.

Katrin Blawat

Ein Vaginalgel, das afrikanische Frauen in bisherigen Studien überraschend zuverlässig vor einer HIV-Infektion zu schützen schien, ist offenbar doch wirkungslos.

Sie hätten die entsprechende Studie daher abgebrochen, teilten Forscher des Microbicide Trial Network mit, das zur University of Pittsburgh gehört.

Die Studie umfasste 2000 Frauen in Südafrika, Uganda und Simbabwe, von denen die Hälfte täglich ein Vaginalgel mit dem antiretroviralen Wirkstoff Tenofovir anwenden sollte, die andere Hälfte ein Gel ohne Wirkstoff. Zu welcher Gruppe sie gehörten, wussten die Frauen nicht. Innerhalb eines Jahres infizierten sich sechs von 100 Frauen, die das Tenofovir-Gel erhielten - und ebenso viele Frauen in der Placebogruppe.

Diese schlechten Ergebnisse überraschen, da das Tenofovir-Gel im vergangenen Jahr in einer viel beachteten Science-Studie das Infektionsrisiko um etwa die Hälfte reduziert hatte, wenn die Frauen das Gel regelmäßig angewendet hatten. HIV-Forscher setzten daraufhin große Hoffnungen in das Gel. Es ermögliche Frauen erstmals, sich unbemerkt zu schützen, auch wenn sich Männer weigern, ein Kondom zu benutzen, hieß es damals.

Warum diese Hoffnungen nun enttäuscht wurden, wissen auch die Forscher nicht. Möglicherweise sei der Wirkstoff falsch dosiert gewesen oder die Frauen hätten das Gel zu unregelmäßig aufgetragen, spekulieren Sharon Hillier und Ian McGowan, zwei der beteiligten Forscher.

Genauere Erkenntnisse, warum das Gel nicht wirkt, erwarten sie erst Ende nächsten Jahres. Die Studie zum Tenofovir-Gel ist Teil eines größeren, 2009 gestarteten Versuchs, in dem neben dem Gel auch zwei verschiedene Tabletten als Schutz vor einer HIV-Infektion getestet werden sollten. Eine der Pillen enthielt ebenfalls den Wirkstoff Tenofovir.

Versuche mit dieser Arznei endeten jedoch bereits im September, da sich die Tabletten als unwirksam herausgestellt hatten. Derzeit läuft noch eine Studie mit einer Pille namens Truvada, die neben Tenofovir einen weiteren Wirkstoff enthält. Sowohl die Tenofovir-Pille als auch Truvada sind zusammen mit anderen Medikamenten Teil der Therapie für Menschen, die sich bereits mit HIV infiziert haben.

Bislang gibt es jedoch widersprüchliche Ergebnisse dazu, ob Truvada Infektionen auch verhindern kann. Außerdem sei noch unklar, in wie weit sich die Erkenntnisse aus den bisherigen Studien auf alle afrikanischen Frauen übertragen ließen, betonen die Forscher.

© SZ vom 29.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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