Gefährliche Wechselwirkungen mit Arzneien:Grapefruit mit Nebeneffekt

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Wer Medikamente nimmt, sollte sich den gleichzeitigen Verzehr von Grapefruits gut überlegen Es können gefährliche Wechselwirkungen drohen. Kanadische Wissenschaftler berichten, dass mehr als 85 Arzneien betroffen sind - bei mehr als der Hälfte kann die gemeinsame Einnahme ernste Folgen haben.

Von Katrin Blawat

Von immer mehr Medikamenten wird bekannt, dass sie eine gefährliche Wechselwirkung mit Grapefruits haben. Die Zitrusfrucht und der aus ihr gewonnene Saft beeinflussen nach derzeitigem Wissen die Effekte von mehr als 85 Arzneien.

Bei etwa der Hälfte dieser Medikamente kann es dabei zu Wechselwirkungen mit ernsten Folgen kommen, schreibt ein Team um David Bailey von der University of Western Ontario in einer Übersichtsarbeit im Canadian Medical Association Journal (online). Noch vor vier Jahren seien gefährliche Wechselwirkungen nur bei 17 Medikamenten bekannt gewesen.

Die betroffenen Arzneien verschreiben Ärzte etwa gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs oder um das Immunsystem zu unterdrücken. Manche Patienten, die diese Mittel mit Grapefruitsaft eingenommen hatten, litten anschließend unter Magenblutungen, Nieren- oder Herzschäden; auch kam es zu plötzlichen Todesfällen.

Der Pharmakologe Bailey war vor etwa 20 Jahren der Erste, der die damals überraschenden Interaktionen zwischen Zitrusfrüchten und Medikamenten beschrieb. Grapefruits, aber auch Pampelmusen und die oft für Marmeladen genutzten Bitter- oder Sevilla-Orangen (nicht aber die süßen Orangen) enthalten sogenannte Furocumarine. Diese Substanzen hemmen den Abbau mancher Medikamente im Körper. Dadurch kann deren Konzentration höher sein, als es der Körper verträgt.

Der Effekt zeigt sich mitunter schon bei kleinen Mengen Fruchtsaft: In einer Studie war das Blutdruckmittel Felodipin nach einem Glas Grapefruitsaft im Körper der Patienten dreimal so stark konzentriert wie nach einem Glas Wasser. Am deutlichsten wirkte der Saft, wenn Patienten ihn innerhalb von vier Stunden vor der Tablette tranken.

Aber auch mit einem Abstand von 24 Stunden beeinflusste der Saft die Arzneikonzentration noch. Wie schädlich dies für einen Patienten ist, sei individuell verschieden, betont Bailey. Ältere Menschen seien allerdings generell stärker gefährdet.

Auch andere Getränke wie Milch, Kaffee, Tee und Rotwein können die Wirkung von Medikamenten verändern. Ärzte und Pharmakologen empfehlen daher, Arzneien mit Wasser einzunehmen. Wie relevant das Problem der Wechselwirkungen in der Praxis ist, lasse sich derzeit nicht abschätzen, schreibt Bailey. "Wir behaupten aber, dass es eine Wissenslücke darüber in der Bevölkerung gibt."

© SZ vom 28.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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