Zeitenwende nach der Weltfinanzkrise:Neuer Anlauf für das US-Milliardenpaket

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Der Druck ist groß, die Zeit drängt: Besorgt wartet die Weltwirtschaft auf das US-Finanzpaket für die taumelnde Finanzbranche. Nun unternimmt der Kongress einen neuen Anlauf, den abgeänderten Hilfsplan zu beschließen.

Die Zeit drängt, denn die gesamte Welt schaut auf Amerika - und der Druck, das umstrittene 700-Milliarden-Dollar-Hilfspaket für die Finanzbranche zu verabschieden, wächst stündlich. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte wehement gefordert, das Hilfsprogramm schnell zu beschließen. Nun nimmt sich der US-Kongress den Milliardenplan erneut vor. Bereits am Mittwochabend will der Senat über ein geändertes Rettungspaket abstimmen.

Hält die Welt in Atem: Die Börse in New York. (Foto: Foto: dpa)

Fernsehberichten zufolge wurde der Plan noch einmal überarbeitet: Er enthält demnach zusätzlich zu den bisherigen Provisionen eine Erhöhung der staatlichen Privatkonten-Absicherung von bisher 100.000 auf 250.000 Dollar. Damit hätten Kunden bei Bankpleiten mehr Sicherheit. Für das Votum im Senat wollen auch die amerikanischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama und John McCain nach Angaben ihrer Wahlkampfbüros nach Washington fliegen.

Senat im Eiltempo

Wichtigste Änderung in dem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungsplan ist die höhere Garantiesumme für Bankguthaben. Diese soll nach Angaben von Republikanern und Demokraten auf bis zu 250.000 Dollar steigen. Damit wurde in den Plan eine Forderung Obamas aufgenommen, der sich auch McCain angeschlossen hatte.

Auch der staatliche Einlagensicherungsfonds der US-Banken (FDIC) hatte sich für eine vorübergehende Erhöhung ausgesprochen. "Es gibt eine zunehmende Vertrauenskrise, die unnötige Ängste auf dem Markt schürt", erklärte FDIC-Chefin Sheila Bair. Wenn die Garantiesumme erhöht wird, hätten Privat- und Geschäftskunden im Falle einer Pleite ihrer Bank mehr Sicherheit für ihre Guthaben. Derzeit ist die Garantiesumme auf 100.000 Dollar begrenzt.

Die Beratungen im Senat über den veränderten Rettungsplan sollen nach Angaben von Republikanern und Demokraten am Mittwochabend beginnen, also nach dem Ende des jüdischen Neujahrsfestes. Damit kommt es zu dem äußerst seltenen Fall, dass der Senat nicht auf das Repräsentantenhaus wartet. Dieses will nach dem gescheiterten Versuch vom Montag erst am Donnerstag wieder zusammenkommen.

Demokraten optimistisch

Das Scheitern des Pakets hatte eine Rekord-Talfahrt der US-Finanzmärkte ausgelöst, am Dienstag erholten sie sich aber wieder leicht. Der Dow Jones Index kletterte zu Börsenschluss um 490,95 Punkte auf 10.856,40 Zähler. Am Vortag hatte er mehr als 770 Punkte eingebüßt und damit nach Punkten den höchsten Tagesverlust in seiner Geschichte verbucht. Dass es am Dienstag wieder aufwärts ging, führten Händler auf die Hoffnung zurück, dass es doch bald zu einer Einigung im Kongress auf konkrete Maßnahmen kommt.

Diese Hoffnung hatte sich bereits vor Ankündigung der Senatssitzung verbreitet. Unter anderem zeigten sich die demokratische Chefin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, optimistisch, dass es bald zur Annahme eines Planes kommt. Sie schrieben in einem Brief an US-Präsident George W. Bush: "Wenn alle zusammenarbeiten, dann sind wir zuversichtlich, dass wir ein verantwortungsbewusstes Gesetz in naher Zukunft verabschieden können." Republikaner und Demokraten müssten ihre Anstrengungen fortsetzen, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die Steuerzahler zu schützen.

Sollte der geänderte Rettungsplan erneut im Kongress durchfallen, befürchtet der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhardt, weitere Banken-Schieflagen auch in Deutschland. "Ohne das US-Rettungspaket könnten noch mehr deutsche Banken Probleme bekommen - so wie die Hypo Real", sagte Bernhardt der Bild-Zeitung. Sollte das US-Paket nicht rasch kommen, könnten die Probleme auf dem deutschen Finanzmarkt deutlich größer werden.

Bernhardt begründete seine Einschätzung unter anderem mit dem erheblichen Vertrauensverlust innerhalb der Bankenbranche. Der Finanzexperte wies zugleich aber darauf hin, dass die Einlagen von Privatpersonen bei einem Bankenzusammenbruch in Deutschland nicht gefährdet seien.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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