US-Krise:Dow Jones sackt um mehr als 500 Punkte ab

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Lehman Brothers pleite, Merril Lynch notverkauft, die AIG in Not: Die Wall Street hat auf einem Tagestief geschlossen, der Dow Jones fiel auf unter 11.000 Punkte.

Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers und der Notverkauf des Rivalen Merrill Lynch haben den US-Börsen am Montag die heftigsten Tagesverluste seit Jahren beschert. Für große Unruhe sorgten zudem Berichte, der weltweit zweitgrößte Versicherer AIG habe die US-Notenbank um Hilfen von 40 Milliarden Dollar gebeten. Vor allem Finanztitel verbuchten im Sog der Krise dramatische Verluste. Börsianer sorgten sich allgemein um die Stabilität des US-Finanzsystems.

Die Verluste an den US-Börsen hatten sich im späten Handel noch ausgeweitet und die führenden Indizes schlossen auf Tagestief. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte brach um 4,42 Prozent auf 10.917 Punkten ein. Dies bedeutete den größten Tagesverlust seit Juli 2002.

Der breiter gefasste S&P-500 sackte mit 4,71 Prozent so deutlich ab wie seit September 2001 nicht mehr und schloss auf 1192 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 3,6 Prozent auf 2179 Punkte. In Frankfurt schloss der Dax 2,7 Prozent schwächer mit 6064 Punkten. Zu dem Zeitpunkt lag der Dow 2,3 Prozent und die Nasdaq 1,4 Prozent im Minus.

Viele Händler hoffen nun auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung am Dienstag. Ein Rückgang des Ölpreises um drastische sieben Prozent auf 94,10 Dollar konnte die Kurseinbrüche bei den Aktien nicht eindämmen.

Die fieberhaften Rettungsversuche für die viertgrößte US-Investmentbank Lehman Brothers waren am Wochenende gescheitert. Das 158 Jahre alte Traditionshaus erklärte sich in der Nacht zum Montag für zahlungsunfähig. Die Aktien des Instituts wurden am Montag nicht gehandelt.

Paulson wirbt um Vertrauen in US-Finanzsystem

Unterdessen hat US-Finanzminister Henry Paulson um Vertrauen geworben. Die Bürger könnten sich trotz allem auf die Widerstandsfähigkeit des amerikanischen Finanzsystems verlassen, sagte er.

Der Minister verteidigte auch die Entscheidung, keine staatlichen Mittel zur Rettung der traditionsreichen US-Investmentbank Lehman Brothers zur Verfügung zu stellen. Das sei nie eine Option gewesen, sagte Paulson.

Die Aktien des weltweit zweitgrößten Versicherers American International Group (AIG) büßten indes wegen der Sorgen um die Finanzlage um 60,8 Prozent auf 4,76 Dollar ein. Auch viele andere Finanztitel verbuchten prozentual zweistellige Verluste.

Die Titel von Washington Mutual fielen um 27 Prozent. Citigroup-Papiere gaben mehr als 30 Prozent nach, obwohl das Institut angesichts der turbulenten Finanzmärkte noch einmal seine gute Ausstattung mit Kernkapital betonte.

"Die Unruhe geht weiter", sagte Robert Francello von Apex Capital. "Es scheint so, als ob viele die Lage bei AIG unterschätzt hätten und was sich daraus ergeben könnte."

Zu den Gewinnern gehörten dagegen die Titel von Merrill Lynch. Die Verkaufsvereinbarung mit der Bank of America ließ die Aktie nahezu unverändert tendieren. Die Anleger der Bank of America waren weniger glücklich über die Vereinbarung, die Aktien gaben mehr als 21 Prozent ab. Analysten fürchteten, dass sich das Institut mit dem Merrill-Kauf übernehmen könnte.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,8 Milliarden Aktien den Besitzer. 162 Werte legten zu, 3057 gaben nach und 24 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,69 Milliarden Aktien 360 im Plus, 2433 im Minus und 86 unverändert.

An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Staatsanleihen um 75/32 auf 104-22/32. Sie rentierten mit 3,436 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten 13/32 auf 107-08/32 und hatten eine Rendite von 4,076 Prozent.

US-Turbulenzen bringen Börsen weltweit ins Trudeln

Der schwarze Montag an den US-Finanzmärkten hat die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Der Deutsche Aktienindex (DAX) rutschte zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Punkten. Die Börsen in New York, London und Paris verloren über 4 Prozent. Auch an den Börsenplätzen in Asien gab es Verluste in diesem Bereich.

Der DAX notierte zu Börsenschluss bei 6.064,16 Punkten und damit 2,74 Prozent im Minus, nachdem er zeitweise mit 5.942 Punkten den niedrigsten Stand seit zwei Jahren erreicht hatte. Der MDAX gab 4,31 Prozent auf 7.762,97 Zähler ab, der TecDAX verlor 3,35 Prozent auf 738,29 Punkte.

Größte Verlierer im DAX waren die Finanztitel: Commerzbank verlor rund 9 Prozent, Postbank über 7, Deutsche Bank und Allianz über 6 Prozent. Gewinner waren Bayer mit fast 3 Prozent, SAP und Henkel mit über 2 Prozent. An der Wall Street in New York gab der Dow-Jones-Index 504,48 Punkte ab. Er lag zu Börsenschluss um 4,42 Prozent unter der Vortagsnotierung bei 10.917,51 Zähler.

In Asien waren die wichtigsten Börsenplätze in Japan, Hongkong und Südkorea wegen eines Feiertags geschlossen. Doch alle Märkte, die geöffnet waren, rutschten tief in die roten Zahlen. In Indien sanken die Kurse um 3,4 Prozent, in Taiwan um 4,1.

Der Euro zog wieder an. Sein Referenzkurs wurde am Nachmittag mit 1,4151 Dollar festgestellt, nach 1,4066 Dollar am Freitag.

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