Private Zahlungsunfähigkeit:Schuldner immer jünger

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Bei der Schuldnerquote gibt es in Deutschland ein klares Nord-Süd-Gefälle, wie der Schuldner-Atlas der Auskunftei Creditreform belegt. Beunruhigend ist, dass Zahl junger Schuldner wächst.

Stefan Weber

In Eichstätt haben Schuldenberater wenig zu tun: Nirgendwo in Deutschland ist der Anteil der überschuldeten Haushalte an der Gesamtbevölkerung niedriger als in der Stadt an der Altmühl.

Die Zahl der Schuldner in Deutschland sinkt zwar erfreulicherweise, doch Experten erwarten, dass die Zahl im kommenden Jahr wieder steigen wird. Denn dann wird aller Voraussicht nach die Krise voll auf dem Arbeitsmarkt durchschlagen. Für die absolute Zahl der Schuldner in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren und die regionale Verteilung der Schuldnerquoten auf die Grafik klicken. (Foto: Foto:)

Von 100 Einwohnern über 18 Jahren können dort dauerhaft nur vier Personen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Dagegen bildet Wuppertal das Schlusslicht unter den 413 Kreisen und kreisfreien Städten. Dort sind 18 von 100 Einwohnern überschuldet.

Das geht aus dem Schuldner-Atlas hervor, den die Wirtschaftsauskunftei Creditreform vorgestellt hat. Die positive Nachricht, auch für Wuppertal, aber lautet: Überall in Deutschland ist die Zahl der überschuldeten Menschen in den vergangenen zwölf Monaten zurückgegangen.

Creditreform zufolge waren zum 1. Oktober knapp 6,2 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet. Das waren etwa 67.000 Menschen weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Im Durchschnitt summierten sich die Verpflichtungen auf 39.300 Euro je Person.

Stabile Situation auf dem Arbeitsmarkt

20 Jahre nach dem Fall der Mauer haben sich laut Creditreform die Schuldenquoten in Ost und West angeglichen.

Dass die finanziellen Probleme in vielen Haushalten kleiner geworden sind, hat nach Einschätzung von Creditreform-Geschäftsführer Helmut Rödl vor allem mit der stabilen Situation auf dem Arbeitsmarkt zu tun.

Zudem hätten viele Menschen erkannt, dass sie angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Situation Konsumwünsche zurückstellen müssen. Deutlich gestiegen ist dagegen zuletzt die Zahl der unter Zwanzigjährigen mit finanziellen Problemen - auf knapp 130.000 Betroffene. Fünf Jahre zuvor waren es erst 53.000 gewesen. "Hier muss dringend etwas geschehen", sagte Rödl. Zwar waren es 2009 vor allem Männer, die tiefrote Zahlen auf dem Konto hatten. Jedoch stehen auch Frauen zunehmend bei den Geldgebern in der Kreide.

Mit dem in Kürze zu erwartenden Anstieg der Arbeitslosigkeit wird sich Rödl zufolge die finanzielle Situation in vielen Haushalten rasch wieder anspannen. Im nächsten Herbst würden voraussichtlich knapp 6,5 Millionen Menschen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können.

© SZ vom 05.11.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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