Wirtschaft kompakt:Jung entdeckt die Kurzarbeit

Der neue Arbeitsminister Jung will die Kurzarbeiter-Regelung verlängern. Außerdem: Bei Beiersdorf geht es aufwärts, während Metro zu kämpfen hat. Das Wichtigste in Kürze.

Bundesarbeitsminister Franz Josef Jung (CDU) will die gelockerten Bedingungen für das Kurzarbeitergeld über das Jahresende hinaus fortschreiben. "Grundsätzlich werden wir eine Verlängerung der Kurzarbeiter-Regelung vornehmen", sagte Jung nach einem Besuch des Jobcenters in Düsseldorf.

Wirtschaft kompakt: Hält nichts von voreiligen Debatten: Arbeitsminister Franz-Josef Jung.

Hält nichts von voreiligen Debatten: Arbeitsminister Franz-Josef Jung.

(Foto: Foto: Reuters)

Der auf maximal 24 Monate ausgeweitete Bezug des Kurzarbeitergeld habe dazu beigetragen, dass die Arbeitslosigkeit nicht so stark gestiegen sei wie befürchtet.

Die Kurzarbeit war nach dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im Herbst 2008 in mehreren Schritten verlängert und damit attraktiver gemacht worden.

Jung will bis zum Jahresende außerdem ein Konzept für die künftige Zusammenarbeit von Arbeitsagenturen und Kommunen bei der Betreuung von Langzeitarbeitslosen vorlegen.

Die Jobcenter in ihrer bisherigen Form sind verfassungswidrig, bis Ende 2001 verlangt das Bundesverfassungsgericht eine Neuregelung. Jung sagte, er strebe eine Kooperation von Arbeitsagenturen und Kommunen auf freiwilliger Grundlage an. Dazu werde ein Mustervertrag ausgearbeitet.

Keine konkreten Angaben wollte der Arbeitsminister zur Entwicklung der Altersbezüge machen. Die 20 Millionen Rentner in Deutschland werden damit erst im März kommenden Jahres erfahren, ob auf sie eine Nullrunde zukommt. Konkrete Daten zur Lohnentwicklung lägen in vier Monaten vor, sagte Jung. "Erst dann kann definitiv gesagt werden, wie sich die Situation entwickelt."

Deshalb halte er nichts von voreiligen Debatten. Rentenkürzungen wegen sinkender Einkommen hatte die alte schwarz-rote Bundesregierung ausgeschlossen. Daran will auch die neue Regierung von Union und FDP nichts ändern.

Metro verdient deutlich weniger

Der Umsatz des größten deutschen Handelskonzerns Metro ist im dritten Quartal um 4,6 Prozent auf 15,6 Milliarden Euro gesunken. Ausschlaggebend für den Rückgang seien aber vor allem Währungseffekte, betonte das Unternehmen am Dienstag bei der Präsentation der Quartalszahlen. Währungsbereinigt sei das Vorjahresniveau annähernd erreicht worden.

Das betriebliche Ergebnis lag im dritten Quartal mit 323 Millionen Euro um fast zehn Prozent unter den Vorjahreswert. Das Nettoergebnis brach sogar um mehr als 50 Prozent auf 97 Millionen Euro ein.

Dabei machten sich nach Konzernangaben nicht zuletzt die Aufwendungen für das Effizienz- und Wertsteigerungsprogramm Shape 2012 bemerkbar, das dem Konzern in den nächsten Jahren deutliche Kostensenkungen bringen soll.

Als Wachstumsträger des Konzerns erwiesen sich auch im dritten Quartal die Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn. Auch die SB-Warenhauskette real konnte ihre Umsätze steigern. Dagegen mussten die Metro Großmärkte und die Warenhauskette Kaufhof Umsatzeinbußen hinnehmen.

An der Börse wurde das Metro-Ergebnis mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Während der deutsche Leitindex Dax schwächer tendierte, zählte die Metro-Aktie im Mittagshandel zu den wenigen Gewinnern unter den Blue Chips.

Aufwärtstrend bei Beiersdorf

Der Beiersdorf-Konzern sieht Anzeichen für eine Konjunkturerholung. In beiden Unternehmensbereichen habe es im dritten Quartal einen Aufwärtstrend gegeben, sagte Vorstandschef Thomas-B. Quaas bei Vorstellung der Zwischenbilanz.

"Der Unternehmensbereich Consumer wächst organisch um 0,9 Prozent im Vergleich zum hohen Vorjahresniveau. Tesa verzeichnet besonders in seinem Industriegeschäft eine Trendwende und zeigt ein positives Ergebnis", erklärte Quaas.

Wachstumsimpulse seien in den vergangenen Monaten von dem guten Deutschland-Geschäft und zweistellig wachsenden Geschäften in China, Brasilien, wie auch Lateinamerika gekommen. Die Marken Nivea und Eucerin hätten abermals weltweit Marktanteile hinzu gewinnen können, teilte dass Unternehmen weiter mit.

Das Geschäft der La Prairie Gruppe im Luxusbereich sei im Vergleich zum Vorjahr noch immer rückläufig, habe sich aber stabilisiert.

In den ersten neun Monaten lag der Konzernumsatz um 1,7 Prozent unter dem Vorjahreswert und betrug 4,35 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank auf 435 Millionen Euro und lag damit um 113 Millionen Euro unter dem Werten von 2008.

Die Börsianer registrierten das Beiersdorf-Ergebnis mit Zustimmung. In einem schwachen Markt zog die Aktie des Hamburger Konsumgüterherstellers im frühen Geschäft deutlich an.

Gazprom strebt nach mehr Macht auf deutschem Gasmarkt

Der russische Energieriese Gazprom ist offenbar bestrebt, seinen Anteil an dem ostdeutschen Gasgroßhändler Verbundnetz Gas (VNG) ausbauen. Gazprom verhandele mit dem französischen Versorger GDF Suez über den Kauf dessen Aktienpakets an VNG, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen.

Im Gegenzug sollen die Franzosen einen Anteil an der Ostseepipeline erhalten. Offiziell wollten weder Gazprom- noch GDF-Suez-Vertreter der Zeitung zufolge das Geschäft kommentieren. Kreisen zufolge seien die Verhandlungen aber schon weit fortgeschritten. Gazprom habe sogar bereits beim Bundeskartellamt vorgefühlt.

Für Gazprom habe das Geschäft zentrale strategische Bedeutung, berichtet das Handesblatt weiter. Zwar gehe es nur um die Aufstockung ihres VNG-Anteils um gut fünf auf 10,52 Prozent. Doch das russische Energieunternehmen würde sich damit gemeinsam mit dem Partner Wintershall (15,79 Prozent) eine Sperrminorität bei einem der größten deutschen Importeure sichern.

Gemeinsam mit der BASF-Tochter Wintershall kontrollieren sie bereits Wingas, die Nummer zwei im deutschen Markt.

Neben ihrer Macht als Gaslieferant sicherten sich die beiden Unternehmen auch mehr und mehr den direkten Zugang zum Absatz an deutsche Kunden. Insgesamt habe russisches Gas hierzulande bereits einen Marktanteil von knapp 40 Prozent hieß es.

Wirtschaftskrise lässt Fresenius kalt

Die Wirtschaftskrise kann dem Gesundheitskonzern Fresenius weiterhin nichts anhaben. Das Bad Homburger Unternehmen steigerte im dritten Quartal Umsatz und Ergebnis, wozu unter anderem die Dialysesparte Fresenius Medical Care (FMC) sowie gute Geschäfte mit patentfreien Infusionsmedikamenten in den USA beitrugen.

Wie der Konzern mitteilte, nahm in den Monaten Juli bis September der bereinigte Überschuss binnen Jahresfrist um 14 Prozent auf 128 Millionen Euro zu.

Analysten hatten im Schnitt 123 Millionen Euro erwartet. Das Unternehmen setzte 3,53 Milliarden Euro um nach 3,05 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

"Auf Basis der sehr guten Geschäftsentwicklung bestätigt Fresenius den Ausblick für das Geschäftsjahr 2009", erklärte der Vorstand.

Das Unternehmen erwartet währungsbereinigt einen Anstieg des Konzernumsatzes um mehr als zehn Prozent. Der Jahresüberschuss soll währungsbereinigt um rund zehn Prozent wachsen.

Im Dax stellte die Fresenius-Aktie nach der Veröffentlichung der Unternehmenszahlen zeitweise den Tagesgewinner.

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