Nachfolger für Nonnenmacher:HSH Nordbank findet neuen Chef

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Lange gesucht - und endlich gefunden: Einer der bekanntesten Köpfe im deutschen Investmentbanking soll den umstrittenen Noch-Chef der HSH-Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, ablösen.

K. Läsker, M. Hesse u. K. Ott

Seit Wochen war Hilmar Kopper auf der Suche. Nun hat der Aufsichtsratschef der HSH Nordbank einen Nachfolger für Dirk Jens Nonnenmacher gefunden. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll künftig der Investmentbanker Paul Lerbinger aus München die Geschicke der skandalgeschüttelten Landesbank leiten und den umstrittenen HSH-Chef ablösen.

Paul Lerbinger soll neuer HSH-Chef werden. (Foto: dpa)

Lerbinger arbeitete Mitte der neunziger Jahre bei der Deutschen Bank, als Kopper dort Vorstandssprecher war. Lerbinger hat bereits das Plazet der Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein. Am Dienstag hätten die Regierungsspitzen der Personalie zugestimmt, hieß es. Die Länder halten gut 85 Prozent an dem hoch verschuldeten Institut. In einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung an diesem Mittwoch soll der Aufsichtsrat den neuen Chef bestätigen und Details für die Trennung von Nonnenmacher festlegen.

Der 54-jährige Lerbinger ist einer der bekanntesten Köpfe im deutschen Investmentbanking. Viele Jahre leitete er dieses Geschäft für die Citigroup in Deutschland und war hier zuletzt Vize-Vorstandschef der amerikanischen Großbank. Im Sommer hatte der Top-Banker eigentlich entschieden, sich nach zwei Jahrzehnten aus dem aktiven Geschäft zurückzuziehen. Er wollte sich auf die Arbeit in diversen Aufsichtsräten konzentrieren, etwa bei der MainFirst Bank in Frankfurt. Seinen Lebensmittelpunkt wollte der gebürtige Allgäuer zurück nach München verlegen. Doch nun dürfte ihn der neue Chefposten häufig an die Firmensitze der HSH in Hamburg und in Kiel führen.

Geht es nach den Landesregierungen, dann soll Lerbinger möglichst bald und spätestens im Februar antreten. Die Politiker hatten zuletzt eine schnelle Trennung von Nonnenmacher gefordert. Anfang November hatten sie dem 47-Jährigen das Vertrauen entzogen und Kopper mit der Nachfolger-Suche beauftragt.

Nonnenmacher war bereits vor vielen Monaten wegen riskanter Finanzgeschäfte namens Omega in die Kritik geraten, diese hatten zu Verlusten in Millionenhöhe geführt. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt in Sachen Omega gegen Nonnenmacher wegen des Verdachts der schweren Untreue und der Bilanzfälschung. Später geriet der Bankchef auch wegen einer Spitzelaffäre in die Kritik.

Nonnenmacher beteuert seine Unschuld

Er selbst beteuert, in allen Angelegenheiten unschuldig zu sein, daher könnte sein Abgang teuer werden für die Steuerzahler: Nonnenmacher besteht auf einer Abfindung, solange ihm offiziell nichts zur Last gelegt werden kann. So macht er offenbar 4,8 Millionen Euro geltend, die ihm aus seinem bis 2012 laufenden Vertrag sowie als Ersatz für Auslagen zustünden. Die Länder wollen nur zwei Millionen Euro zahlen.

Auf Lerbinger lasten wegen all der Vorgeschichten hohe Erwartungen, doch die nötige Erfahrung bringt er mit: Nach dem BWL-Studium arbeitete er bei BMW, seine Banker-Karriere führte ihn zu J.P. Morgan, SG Warburg und zur Deutschen Bank, ehe er 2003 zur Citigroup kam. In Hamburg ist er kein Unbekannter: Er begleitete den Börsengang des Hamburger Hafens, es war das letzte geglückte Börsendebüt in Deutschland vor der Krise. Auch bei vielen Fusionen schmiedete er mit. Zu seinen Leib- und Magenthemen gehören die Landesbanken. Früh sprach er sich dafür aus, ihre Zahl zu reduzieren, weil er manche nicht für überlebensfähig hielt.

Nun soll er das Leben der HSH verlängern.

© SZ vom 15.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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