Messe:Wenig Neubau

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Auf der Messe Bau fordert die Branche mehr Hilfen vom Staat. Nur so könnten im Jahr circa 80 000 Mietwohnungen entstehen. Die Bauverbände halten außerdem eine steuerliche Förderung für nötig.

Von Ingrid Weidner

Selbstbewusst hat sich die Branche in dieser Woche auf der Messe Bau in München präsentiert. Die Geschäfte laufen gut. Auch dem neuen Jahr blicken die Fachhändler optimistisch entgegen, wie sie in einer Befragung des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) zu Protokoll geben. Wichtigster Treiber des Aufschwungs ist der Wohnungsbau.

Doch es könnte noch viel besser laufen, sagt zumindest Stefan Thurn, Präsident des BDB. Auf der Messe Bau teilte er in dieser Woche daher nach allen Seiten Kritik aus. Politik und Kommunen warf er vor, dass sie zu langsam arbeiteten, denn im Jahr 2015 seien 309 000 Wohnungsbaugenehmigungen erteilt worden. Fertiggestellt wurden nur 247 700 Wohneinheiten, und der Bedarf liege bei 400 000.

Passend dazu stellte das Pestel-Institut aus Hannover Statistiken vor. Dass die wirtschaftlich erfolgreichen Landkreise im Süden Bayerns viele Arbeitskräfte anlocken, ist bekannt: Besonders viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ziehen in die Landkreise Erding, Freising, Dachau sowie nach Ingolstadt. Die Kehrseite dieses Erfolgs kennen vor allem diejenigen, die sich nach dem erfolgreichen Vorstellungsgespräch auf Wohnungssuche begeben; eine bezahlbare Bleibe kostet dort viel Geld, wenn sich denn überhaupt eine einigermaßen attraktive Wohnung findet.

Besonders schwer haben es nach Ansicht von Matthias Zeeb vom Pestel-Institut jüngere Berufstätige zwischen 30 und 40 Jahren, die Wohneigentum erwerben möchten. Auch aus diesem Grund hat sich das Verhältnis von Mietern und Eigentümern in den vergangenen Jahren kaum verändert. In den nächsten Jahren werde die Eigentumsquote wegen der hohen Preise eher sinken, sagt Zeeb.

Nötig sei daher vor allem billigeres Bauland. Dies können zum Beispiel Kommunen zur Verfügung stellen. Auch die Idee, die Grunderwerbssteuer zu senken oder sie nur einmalig zu zahlen, richtet sich an die Politik. Der BDB fordert einen "Akut-Pakt Wohnungsbau 2017", der unter anderem bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Investoren vorsieht. Thurn regte auch eine höhere Sonderabschreibung für Ballungsräume an sowie den Bau von jährlich mindestens 80 000 Sozialwohnungen.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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