Manager auf Abwegen:Professor Ackermann

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Der Chef der Deutschen Bank bereitet sich auf eine zweite Karriere in der Wissenschaft vor. Hält er bald Vorlesungen über den "Einfluss des Geldes in der Wirtschaft"?

Ulrich Schäfer

Die Promotion des Dr. sc. oec. Josef Ackermann ist kurz, aber prägnant: 157 Seiten, im knappen Vorwort dankt er seinem Doktorvater Hans Christoph Binswanger für die Idee zu dieser Arbeit und seine Verbesserungsvorschläge. Außerdem dankt er einem gewissen Fräulein Mölsa, die das Manuskript bearbeitet habe. Das Thema, das Deutschlands wichtigster Banker 1977 in seiner Doktorarbeit behandelt, ist aktueller denn je: "Der Einfluss des Geldes auf das reale Wirtschaftsgeschehen."

Josef Ackermann vor einem Jahr bei der Graduierungsfeier der Handelshochschule Leipzig. (Foto: Foto: ddp)

Ackermanns Verdienste um Lehre und Wissenschaft

Ackermann schreibt über die ewige Frage, die sich Wirtschaftswissenschaftler stellen: Hat Geld eine eigenständige Rolle in der Wirtschaft? Oder ist es nicht so wichtig, weil am Ende nur mit Waren gehandelt wird? Als die Arbeit erscheint, ist der Streit zwischen Keynesianern und Neoliberalen über diese Frage in vollem Gang. Danach beginnt Ackermann seine Karriere bei der Schweizerischen Kreditanstalt und lehrt zugleich zwölf Jahre an der Universität St. Gallen.

Auch die 14 Nobelpreisträger, die Ackermann an diesem Mittwoch in Lindau am Bodensee trifft, beschäftigen sich mit dieser Frage. Bis Freitag findet dort zum dritten Mal das größte Nobelpreisträger-Treffen statt, das es gibt. Die Ökonomen diskutieren mit 300 Nachwuchswissenschaftlern aus der ganzen Welt. Der Globalisierungskritiker Joseph Stiglitz ist dabei; der Währungsexperte Robert Mundell, einer der geistigen Väter des Euro; der Spieltheoretiker Reinhard Selten, der einzige Preisträger aus Deutschland; und Myron Scholes, der die Formel zur Berechnung von Optionen miterfand und in den neunziger Jahren für LTCM gearbeitet hat, den größten Hedgefonds der Welt.

Ackermann - der Doktor der Ökonomie

187 Nobelpreisträger von Physik über Medizin und Chemie bis zu Wirtschaftswissenschaften gehören inzwischen der Stifterversammlung der Lindauer Nobelpreisträger an. Und der Doktor der Ökonomie, Josef Ackermann, wird an diesem Mittwoch zum Ehrensenator der Stiftung ernannt. Er rückt ein in eine prominente Runde: Vor ihm wurden schon Roman Herzog oder Angela Merkel Ehrensenatoren. Ackermann werde für seine ,"Verdienste um Lehre und Wissenschaft geehrt", erklärte die Stiftungsversammlung.

Denn der Chef der Deutschen Bank hat, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, inzwischen eine Reihe von Nebenjobs an Universitäten angenommen. So lehrt er mit einer Gastprofessur an der London School of Economics. Und fördert als Präsident der Stiftung für Internationale Studien in St. Gallen die Nachwuchswissenschaftler an seiner ehemaligen Universität, zu deren jährlichem St. Gallen Symposium er außerdem Konzernchefs und Politiker lockt.

Im Juli wurde Ackermann nach langem Hin und Her außerdem zum Honorarprofessor an der Goethe-Universität in Frankfurt ernannt, wo er bereits Vorlesungen hält.

Und die Frage um den Einfluss des Geldes

In einem Alter, in dem andere Banker Aufsichtsratsmandate anhäufen, sammelt der 60-Jährige Posten in der Wissenschaft. Wenn er 2010 wie geplant als Chef der Deutschen Bank abtritt, wird Ackermann sich, so erwartet man bei der Bank, wieder in die Wissenschaft stürzen. Aus Doktor Ackermann würde endgültig Professor Ackermann, der dann Vorlesungen über den ," Einfluss des Geldes" hält.

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