Hypo Real Estate:Nach dem Chaos ist vor dem Chaos

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Die schwer angeschlagene Hypo Real Estate will faule Kredite in einer hauseigenen Bad Bank endlagern - und kündigt neue Verluste an.

Die Immobilienbank Hypo Real Estate kommt auch nach der Verstaatlichung nicht zur Ruhe. Die Bank prüft, problematische Kredite in eine Bad Bank auszulagern. Zudem leidet das Münchner Geldhaus unter dem Wirtschaftsabschwung.

Immer neue Verluste: Die Hypo Real Estate kommt nicht zur Ruhe. (Foto: Foto: dpa)

Besonders bei Immobilienkrediten in Nordamerika, Südeuropa, Großbritannien sowie Deutschland könnte es im zweiten Quartal Wertberichtigungen in mindestens dreistelliger Millionen-Höhe geben. Ein Sprecher der Bank wollte sich nicht dazu äußern, ob das Institut deshalb bald eine neue Kapitalspritze benötige.

Abwicklungsanstalt für Wertpapiere

Anfang des Monats hatte der Bund die Kassen des Münchner Geldinstituts mit drei Milliarden Euro gefüllt und im Gegenzug seinen Anteil auf 90 Prozent ausgebaut. Konzernchef Axel Wieandt kündigte damals jedoch an, dass dies nicht reiche und die HRE in den nächsten Jahren von "weiterer Kapitalunterstützung" abhängt. Dieses und nächstes Jahr sei mit roten Zahlen zu rechnen.

Nun kündigte die Bank an, einen Teil ihrer problembehafteten Forderungen und Wertpapiere nicht mehr selbst halten, sondern sie bei einer neuen Bank parken zu wollen. In solch einer Abwicklungsanstalt könnten die risikoreichen Kredite unter staatlicher Obhut endgelagert werden, ohne ständig wieder neue Abschreibung bei der HRE auszulösen.

Zudem könne ein Teil des vor kurzem vom zukunftsträchtigen Rest der Bank abgetrennten "nicht strategischen Wertportfolios" an die Anstalt weitergereicht werden. Das Portfolio enthält Kredite von insgesamt 210 Milliarden Euro. Die HRE wolle damit ihre Bilanzsumme von derzeit 400 Milliarden Euro erheblich verkleinern. Das Modell der Abwicklungsanstalt wurde ursprünglich für die Landesbanken entwickelt und existiert bislang lediglich als Gesetzentwurf. Der von Finanzminister Peer Steinbrück unterstützte Entwurf stößt in seiner eigenen Partei, der SPD, aber auf Kritik.

Die HRE musste im Herbst nach Fehlspekulationen ihrer irischen Tochter Depfa mehrmals gerettet werden und wird mittlerweile mit 100 Milliarden Euro gestützt. Wegen ihrer Bilanzsumme und der wichtigen Rolle auf dem Pfandbriefmarkt hätte ihr Kollaps viele andere Institute und Versicherungen ins Straucheln bringen können.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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