Glitzer-Emirat Dubai:Raus aus den Schulden

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Aufatmen in der Wüste: Die marode Staatsholding Dubai World hat sich mit ihren Gläubigern geeinigt. Und wie es aussieht, hat das Emirat sogar aus den Fehlern gelernt.

A. Mühlauer

Als Griechenland seine Bekanntheit noch nicht den Schulden, sondern seinen Denkern und Inseln verdankte, blickten die Bewohner des Abendlandes erstaunt Richtung Orient. In einem Emirat am Persischen Golf entstand das höchste Gebäude der Welt; für viele Europäer ein Zeichen von Unvernunft, Verschwendung und babylonischer Hybris.

Burj Khalifa, der Schuldenturm von Dubai: Die marode Staatsholding Dubai World hat sich mit ihren Gläubigern geeinigt. (Foto: Foto: AFP)

Als sich der Turm in Dubai (er heißt jetzt Burj Khalifa) tatsächlich als Schuldenturm entpuppte, war die Schadenfreude groß. Vom Pleite-Emirat war die Rede, von Übermorgen-Scheichs, die in ihrer Sucht nach Superlativen endlich auf dem buchstäblichen Boden der Tatsachen angekommen seien. An den Börsen rutschten die Kurse ab, für einige Tage sah es so aus, als ob Dubai die globale Finanzkrise massiv verschärfen würde.

Nun, da klar ist, dass die Schuldenhäuser der Welt vor allem westliche Industriestaaten sind, blicken die Scheichs mit Staunen nach Europa und Nordamerika. Bei ihnen am Golf scheint alles gut zu laufen: Der Schuldenberg wird abgetragen und die Spitze des Burj Khalifa glänzt in 828 Metern Höhe.

Am Donnerstag gab die immer noch marode Staatsholding Dubai World bekannt, dass man sich mit den Gläubigern geeinigt habe. Es geht um Verbindlichkeiten von insgesamt 14,4 Milliarden Dollar. Dubai World wird 4,4 Milliarden innerhalb von fünf Jahren zurückzahlen, den Rest über einen Zeitraum von acht Jahren. Rechnet man die Schulden hinzu, die die Holding beim Emirat Dubai hat, dann liegt die Gesamtsumme der Umschuldung bei 23,5 Milliarden Dollar. Dem reichen Nachbaremirat Abu Dhabi, das Dubai mit einer Geldspritze von 9,5 Milliarden Dollar gestützt hatte, hat der Emir auf seine Art gedankt: Der Burj Khalifa trägt den Namen des Herrschers von Abu Dhabi.

Baukräne stehen still

Die Ankündigung von Dubai World beruhigte die Anleger weltweit. "Dies ist das beste Ergebnis, das man sich erhoffen konnte", sagt Philipp Lotter von der Ratingagentur Moody's. Es sei ein positives Signal, dass die Gläubiger ihr Geld zurückbekommen. Und wie es aussieht, will der Emir von Dubai die Eskapaden mancher Finanzmanager ab sofort stärker kontrollieren. Es gibt erste Prozesse gegen korrupte Banker und Funktionäre, die in den vergangenen Monaten angeklagt wurden.

Wegen der Finanzkrise sind zahlreiche Immobilienprojekte in Dubai zum Erliegen gekommen. Viele Baukräne stehen still. Das Nachsehen haben auch deutsche Anleger. Gelockt von hohen Renditeversprechen steckten sie Millionen Euro in sogenannte Dubai-Fonds. Jene sind nichts anderes als geschlossene Immobilienfonds, die in Bürotürme und Hotels investieren. Geschlossene Fonds sind keine handelbaren Wertpapiere, sondern langfristige Beteiligungen an einer Unternehmung. Im schlimmsten Fall können Anleger einen Totalverlust erleiden.

Anders als in Griechenland scheinen die Menschen in Dubai ihre Schulden schon fast wieder vergessen zu haben. Ihr Selbstbewusstsein ist zurück. Kein Wunder, sie müssen ja nur auf die technischen Daten des Burj Khalifa verweisen: 828 Meter! Das ist mehr als doppelt so hoch wie der Berliner Fernsehturm. 54 Aufzüge. 189 Stockwerke. 4000 Toiletten. Braucht's das alles? Egal!

© SZ vom 25.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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