Geldanlage: Fußball-WM:Lieber den Ball flach halten

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Zertifikate, Sparbrief, Börsenwette: Finanzfirmen locken mit Anlageprodukten zur Fußball-WM. Doch Verbraucherschützer warnen.

Es sind noch knapp acht Wochen bis zum Anstoß der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika, doch wie bereits vor vier Jahren ist die Finanzbranche schon längst am Start und versucht mit kreativen Anlageprodukten rund um das Gastgeberland Anleger zu locken.

Michael Ballack aus der deutschen Nationalelf im Zweikampf mit Russlands Konstantin Zyrianov: Nicht nur die Fußballfans freuen sich auf die WM-Endrunde, auch die Finanzbranche setzt auf König Fußball. (Foto: Foto: ddp)

Das Angebot ist zwar nicht so riesig wie zur WM 2006 in Deutschland, trotzdem werben die Anbieter für eigens aufgelegte Südafrika-Zertifikate und -Fonds oder einen WM-Sparbrief einschließlich geschenktem Fußball. Die meisten Finanzangebote zur WM seien eher Marketinggag oder Glücksspiel und zur ernsthaften Geldanlage wenig geeignet, warnt Marco Cabras von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW).

Für eingefleischte Fans sei eine Finanzwette womöglich reizvoll. Wer aber an der Börse auf einen echten Renditekick mit Jogi Löws Truppe hofft, werde jetzt kaum noch einen Volltreffer landen. Den Ball schön flach halten, rät auch Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Geldanlagen mit Fußballbezug seien "keine Basis für Investitionsentscheidungen".

Mit den Sportzertifikaten, die in Kürze an der Berliner Börse Tradegate gehandelt werden können, hat das Thema Sportwetten jetzt auch den Kapitalmarkt erreicht. Wer kauft, setzt gezielt auf den Ausgang einzelner Spiele, also ob die deutsche Nationalmannschaft zu einem bestimmten Termin gewinnt oder ob die Gegner als Sieger vom Platz gehen.

Gang ins Kasino

Liegt man richtig, erhält man eine vorher bekannte Summe. Tippt man daneben, ist das Investment komplett weg. Anders als sonst beim Glücksspiel können Sportzertifikate noch vor Laufzeitende wieder an der Börse verkauft werden. Zertifikate sind Schuldverschreibungen von Banken. Als Basiswert liegen ihnen normalerweise Aktien oder Aktienindizes zugrunde, deren Kursverlauf sie folgen.

Aktionärs- wie Verbraucherschützer raten bei Sportzertifikaten zur Vorsicht: Der Kauf gleiche dem Gang ins Kasino, sagt Nauhauser. Völlig anders funktioniert beispielsweise das "South Africa 2010 Select Basket"-Zertifikat der WestLB. Es ist zwar auch speziell zum Top-Ereignis in Südafrika ausgestellt, aber ohne Spielkick.

Das Papier läuft seit 2005 und endet, wenn die WM beginnt. Der Anleger setzte schon vor Jahren darauf, dass sich die Aktien von elf ausgesuchten Firmen Südafrikas prächtig entwickeln - etwa, weil die WM Investitionen in das Land spülte. Bislang brachte das WM-Investment am Kap den Investoren ein Plus von 22,87 Prozent, erläutert die WestLB.

Im Jahr 2000 hatte die Bank erstmals vor einem WM-Turnier ein Zertifikat ausgegeben, das bis 2006 stolze 260 Prozent abwarf. Etwas spät könnten Anleger dran sein, die so kurz vor dem Großereignis noch in Einzeltitel von Sportartikelgrößen wie Adidas oder Puma einsteigen wollen.

Ab einer Anlage von 7500 Euro gibt es einen Gratis-Ball

Oder die auf Aktienfonds setzen, die südafrikanische Unternehmen oder Branchen wie Goldminen abbilden. Der Markt sei in den vergangenen Monaten längst gelaufen, winkt Finanzexperte Nauhauser ab. "Nur wenn der Anleger genau wüsste, dass Adidas ein sensationelles Geschäft macht bei der WM, sollte er jetzt noch investieren."

Immerhin kein Geld verlieren kann man mit dem limitierten WM-Sparbrief der PSD-Bank Berlin-Brandenburg. Im Angebot ist ein Zinssatz zu 2,75 Prozent im Jahr, bei einer Laufzeit von vier Jahren. Einen Gratis-Ball gibt es extra für Kunden, die mindestens 7500 Euro anlegen. Die Zinsofferte sei trotzdem nicht gerade meisterlich, sagt Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH. Andere Anbieter seien besser. In den nächsten Wochen könnte es von vermeintlich attraktiven WM-Zinsangeboten für Tages- und Festgeld nur so wimmeln.

Denn schon 2006 galt: Je besser die deutsche Elf spielt, desto höher die Verzinsung für den Fan. "Frühestens im Mai ist es wieder so weit", erwartet Herbst. Fürs eigene Konto werde aber auch diesmal nicht viel rumkommen, gibt er zu bedenken. Die Zinsboni gebe es in der Regel wieder nur für wenige Wochen. DSW-Mann Cabras rät grundsätzlich dazu, die persönliche Geldanlage nicht mit Sportereignissen zu koppeln. Wer gern auf das deutsche Teams wetten will, sollte das lieber im Bekanntenkreis tun. Oder im Wettbüro.

© SZ vom 21.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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