Gebühren an Geldautomaten:Fremdgehen - ganz schön teuer

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Erst die Geheimzahl, dann die Rechnung: Demnächst sind am Geldautomaten die Kosten für das Abheben sofort sichtbar. Die Institute erwarten, dass die Preise sinken werden - allerdings erst später.

Harald Freiberger

Bankkunden erfahren beim Abheben an fremden Geldautomaten bald genau, wie viel die Transaktion kostet. Am 15. Januar startet ein neues System. Dabei wird die Höhe des Entgelts stets auf dem Bildschirm des Geldautomaten angezeigt. Der Kunde kann die Abhebung dann fortsetzen oder abbrechen. Die Geldinstitute erwarten, dass die Preise dadurch deutlich sinken.

Ab Mitte Januar erfahren Bankkunden noch am Automaten, wie viel die Transaktion am fremden Gerät kostet. (Foto: Zucchi Uwe/dpa)

Die Gebühr wird fällig, wenn der Kunde einer Bankengruppe bei einem Institut einer anderen Gruppe Geld abhebt. Innerhalb der eigenen Gruppe ist es kostenlos. Es gibt vier solche Gruppen: Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, große Privatbanken (Cash Group) und kleinere Privatbanken (Cash Pool).

"Wir gehen davon aus, dass die neue Entgeltsystematik in der deutschen Kreditwirtschaft schnell zu sinkenden Preisen führen wird", sagte eine Sprecherin des Deutschen Sparkassenverbandes. Der Vorteil der neuen Regelung bestehe darin, dass der Kunde die Höhe des Entgelts sehe. Damit bilde sich ein transparenter Wettbewerb, die Preise könnten sich neu einpendeln.

"Wir sind sicher, dass es Entgelte von 10 oder sogar 20 Euro künftig nicht mehr geben wird", heißt es beim genossenschaftlichen Verband BVR. "Wenn Kunden sehen, dass es bei einem Institut sehr teuer ist, werden sie zu einem anderen gehen." Da die Banken ihre Geräte auslasten müssten, würden sie den Preis senken, um die Frequenz zu steigern. "Die Gebühren hatten sich zuletzt hochgeschaukelt, weil die Kunden nicht gesehen haben, was es kostet", sagte ein Sprecher. Jetzt sei der Vorgang transparenter. Der Wettbewerb werde sofort zu einem deutlich niedrigeren Preis führen. Nach SZ-Informationen verlangen einige Banken, die bisher 7,50 Euro berechneten, künftig 3,50 Euro. Das entspricht fast einer Halbierung der Gebühr.

"Die Banken können kein Interesse daran haben, dass das Kartellamt einen Preis festlegt", sagte der BVR-Sprecher. Das Bundeskartellamt will die Lage nach dem 15. Januar beobachten. "Entscheidend wird sein, ob die neue Transparenz an den Geldautomaten auch zu mehr Wettbewerb zwischen den Betreibern führt", sagte ein Sprecher. Daraus sollten automatisch auch sinkende Gebühren resultieren. Im Sommer verlautete aus dem Umfeld des Amtes, dass man eine Durchschnittsgebühr von fünf Euro für deutlich zu hoch hält.

Die Finanzberatung Max Herbst (FMH) hatte Anfang 2010 ermittelt, dass derzeit pro Fremdabhebung durchschnittlich 5,64 Euro fällig werden. Manche Banken verlangen 10 oder 20 Euro. Dies sorgte bei Bankkunden für Empörung. Das Kartellamt schaltete sich ein und verlangte von den Geldinstituten eine Lösung. Darauf konnten sich die Bankengruppen im August aber nicht einigen. Nur die Privatbanken stimmten einer Höchstgebühr von 1,95 Euro pro Abhebung zu, Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken lehnten dies ab.

Späte Abrechnung bald passé

Hintergrund ist der scharfe Wettbewerb vor allem mit den privaten Direktbanken. Einigen konnten sich die Bankengruppen aber darauf, dass das Entgelt vom 15. Januar an stets angezeigt wird. Bisher erfuhren Kunden das erst auf dem Kontoauszug. Auch die Systematik ändert sich: Künftig zieht die fremde Bank dem Kunden die Gebühr direkt ab. Bisher gab es ein sogenanntes Interbanken-Entgelt: Die Fremdbank verlangte von der Bank des Kunden ein Entgelt, das diese dann an ihre Kunden ganz oder auch nur teilweise weitergab.

Fast alle Banken sind für die Neuerung gerüstet. So werden die 1156 Volks- und Raiffeisenbanken sowie die 430 Sparkassen das Entgelt vom 15. Januar an auf dem Display anzeigen. Bei beiden Institutsgruppen wird aber weiter jede Bank ihren eigenen Preis für das Fremdabheben festlegen. Die mehr als 210 Mitgliedsbanken des privaten Bankenverbands BdB wollen sich an die Höchstgebühr von 1,95 Euro halten. Auch sie zeigen das Entgelt auf dem Display an. Nur die Commerzbank ist wegen der Integration der Dresdner Bank noch nicht so weit; sie behilft sich vorerst mit einem Aufkleber an den Geldautomaten.

© SZ vom 20.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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