Forschung:Alles vernetzt

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Ist das Fenster zu, der Herd aus? Informationen dazu leuchten auf einem Display an der Wohnungstür auf. In einem komplett vernetzten Haus untersucht die Technische Universität Braunschweig die Zukunft des Wohnens.

Sind die Fenster zu? Ist der Herd aus? Solche und ähnliche Informationen leuchten auf einem Textdisplay an der Wohnungstür auf. In einem komplett vernetzten Haus forschen Studenten und Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Braunschweig zur Zukunft des Wohnens. Das Forschungshaus mit sechs Wohnungen wurde vor Kurzem vorgestellt. "Die Idee ist, das Leben nicht nur bequemer, sondern auch sicherer zu machen", sagt Ulrich Reimers, Vizepräsident der TU Braunschweig.

Vor allem für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung soll die moderne Technik Erleichterungen bringen. Ein Ziel ist, dass ältere Menschen so lange wie möglich eigenständig in ihrem Zuhause leben können. Der von außen unscheinbare Altbau in einer Wohngegend im Norden Braunschweigs hat ein hochmodernes Innenleben: 600 Rechner sind dort unsichtbar eingebettet, die die Wohnungen steuern. Verbunden sind die Computer mit einem einzigen Kabel. Eine zentrale Software regelt Heizung, Klima und Licht autark.

Wenn ein Bewohner stürzt, kann der Computer Hilfe holen

"Jede Wohnung hat ein eigenes Thema", erklärt Projektleiter Harald Schrom. In einem medizinischen Raum erforschen Wissenschaftler, wie solche vernetzten Wohnungen betreutes Wohnen unterstützen können. Die Räume sind in schlichtem Weiß getüncht. Lediglich eine breitere Kabelverkleidung an der Decke deutet auf die Technik hin. Zu sehen sind allerdings nur ein Rauchmelder und steckdosengroße Kästchen mit Bewegungsmeldern. "Mir ist wichtig, dass ein Patient selbst bestimmt, wer seine Daten bekommt", sagt Reinhold Haux, Direktor des Peter-L.-Reichertz-Instituts für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover. In den Wohnungen findet sich keine einzige Kamera. Sensoren registrieren Bewegungen und messen so die Aktivitäten der Bewohner. Auf diese Weise soll es möglich sein, beispielsweise einen Sturz zu melden. Die Forschung soll helfen, ambulante Pflegemodelle zu entwickeln.

Studenten und Wissenschaftler arbeiten in den sechs Forschungswohnungen seit einigen Monaten an eigenen Projekten. Neben der Unterstützung von älteren und pflegebedürftigen Menschen spielen auch die Vernetzung von Elektrogeräten oder ein energieeffizienterer Betrieb des Hauses eine Rolle. Jetzt sollen die Räume aber nicht nur als Arbeitsplatz, sondern tatsächlich auch zum Wohnen genutzt werden. Der erste neue Bewohner ist schon eingezogen. Dazu wurde das 1953 gebaute Haus des kommunalen Unternehmens Nibelungen Wohnbau für zwei Millionen Euro umgebaut - gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium.

© SZ vom 25.11.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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