Finanzierung:Vernunft siegt

Immobilienkäufer lassen sich von niedrigen Zinsen nicht verführen. Sie tilgen viel und bringen ausreichend Eigenkapital mit, wie eine aktueller Erhebung zeigt.

Immobilienkäufer in Deutschland leisten sich angesichts niedriger Zinsen deutlich teurere Wohnungen und Häuser als noch vor wenigen Jahren. Ein Hauskäufer bezahlt heute durchschnittlich das 6,1-Fache seines Jahresnettoeinkommens, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken in Berlin mitteilte. Vor drei Jahren sei es das 5,4-Fache gewesen. Bei Eigentumswohnungen stieg der Wert im selben Zeitraum noch stärker - vom 4,5-Fachen zum 5,5-Fachen. Mehr Risiko bedeute das aber nicht, hob der Verband hervor. Häuser seien mit durchschnittlich 77 Prozent nur drei Prozentpunkte stärker über Kredite finanziert als 2012, Wohnungen mit 76 Prozent sogar vier Prozentpunkte weniger. Die anfängliche Tilgung liege im Schnitt bei 3,1 Prozent und damit deutlich höher als vor drei Jahren, als sie 2,3 Prozent betrug. Die Deutschen ließen sich durch die niedrigen Zinsen nicht zu Abenteuern verleiten, betonte der Verband.

Bei der Finanzierung setzen die Immobilienkäufer auf immer langfristigere Verträge. Der Anteil der Darlehen mit Laufzeiten von mehr als zehn Jahren ist gestiegen - während er 2012 noch bei 38 Prozent lag, waren es 2015 etwa 45 Prozent. Obwohl die Preise heute höher sind, hat sich die Kreditbelastungsquote kaum verändert. Der Anteil des Netto-Einkommens, der für Tilgung und Zins verwendet wird, lag für Eigenheime stabil bei 23 Prozent, für selbst genutzte Eigentumswohnungen bei 21 Prozent, wie aus einer Erhebung hervorgeht, die der Verband in der ersten Jahreshälfte unter seinen Mitgliedsinstituten durchgeführt hat. Der VdP vertritt 37 Banken und Sparkassen, die Pfandbriefe herausgeben. Die Mitglieder haben einen Marktanteil von etwa 30 Prozent an der Immobilien-Finanzierung in Deutschland.

© SZ vom 27.11.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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