Finanzen kompakt:Zur Kasse, Goldman

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Die US-Bank Goldman Sachs muss in Großbritannien mehrere Millionen Pfund an Strafe zahlen. Außerdem: EZB-Chefvolkwirt Stark rät Deutschland, die Sparkassen zu privatisieren.

Nach einer Rekordbuße in den USA muss der Bankriese Goldman Sachs nun auch in Großbritannien eine hohe Strafe zahlen. Die dortige Finanzaufsicht FSA sprach gegen die US-Investmentbank eine Buße von umgerechnet 21,2 Millionen Euro (17,5 Millionen Pfund) aus.

Goldman-Chef Lloyd Blankfein hat es in den USA schwer - sein Mitarbeiter Tourre hatte ein Anlageprodukt zusammengesetzt, mit dem auf eine positive Entwicklung am US-Immobilienmarkt gewettet werden sollte. Gleichzeitig wurde aber den Kunden verschwiegen, dass der einflussreiche Hedgefonds-Manager John Paulson für die Bank an der Konstruktion des Finanzprodukts - eines sogenannten CDO - mitgearbeitet und selbst dagegen gewettet hatte. (Foto: dpa)

Sie begründete dies damit, dass Goldman die Behörde unzureichend über die Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC unterrichtet habe. Zwar habe die Bank nichts verheimlicht, ihre Kommunikation habe aber bei weitem nicht die erforderliche Qualität gehabt, erklärte die zuständige FSA-Direktorin Margaret Cole.

Die Strafe ist eine der höchsten, die die Behörde je verhängt hat. Nach monatelangen Verhandlungen mit der SEC hatte Goldman zugegeben, Anlegern Informationen über ein komplexes Investmentprodukt vorenthalten zu haben, und im Rahmen eines Vergleiches eine Strafe in Rekordhöhe von 550 Millionen Dollar gezahlt.

Davon gingen 150 Millionen an die deutsche Förderbank KfW. Sie war Eigentümerin der Mittelstandsbank IKB gewesen, die zum Kreis der geschädigten Goldman-Anleger gehörte. Die SEC hatte dem US-Institut vorgeworfen, Anleger bei Investments in riskante Papiere bewusst getäuscht zu haben.

Goldman hatte 2007 einen verbrieften Hypothekenkredit (CDO) aufgelegt. Mit dem Platzen der US-Immobilienblase verloren die Papiere wenig später massiv an Wert. Goldman räumte ein, dass der Verkaufsprospekt "unvollständige Informationen enthielt" und versprach, die Geschäftspraktiken zu verbessern. Goldman sieht sich noch mit Klagen von Aktionären konfrontiert. Sie werfen der Führung um Vorstandschef Lloyd Blankfein vor, nicht rechtzeitig über die Ermittlungen der SEC informiert und damit den Aktienkurs künstlich hochgehalten zu haben.

Die Regulierungswelle rollt auf die deutschen Banken unerwartet schnell zu. Sie müssen sich wegen der verschärften Eigenkapitalregeln für die Branche in den nächsten zwei Jahren viele Milliarden Euro besorgen. "Für die Institute werden die Beschlüsse einen erheblichen Kapitalbedarf nach sich ziehen, und es wird auch zu Kapitalerhöhungen oder zur Einbehaltung von Gewinnen kommen", sagte der Vizepräsident der Bundesbank, Franz-Christoph Zeitler.

EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark empfiehlt aus diesem Grund, das deutsche Bankensystem zu reformieren. Er rate zu einer Privatisierung der Sparkassen nach dem Vorbild Spaniens, sagte er Teilnehmern zufolge vor dem Vorstand der Unions-Bundestagsfraktion. Die USA wetteten bereits darauf, dass das deutsche Bankensystem unter "Basel III" so nicht zu halten sein werde.

Fraktionschef Volker Kauder widersprach Stark: "Für mich kommt eine Privatisierung der Sparkassen nicht in Frage. Dagegen wird auch die Unionsfraktion Widerstand leisten", sagte er am Rande der Sitzung. Auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) wehrte sich gegen Starks Vorschläge. Die in der Finanzkrise stabilen Sparkassen dürften nicht "einer Ausrichtung an kurzfristigen Investoreninteressen" geopfert werden.

Commerzbank-Chef Martin Blessing fürchtet infolge der verschärften Regulierung für die Branche keine Verknappung des Kreditangebots. "Die meisten internationalen Banken haben eine ausreichende Kapitalausstattung", sagte er. Er sei daher nicht sicher, dass es - wie von Wettbewerbern befürchtet - wegen der höheren erwarteten Eigenkapitalanforderungen zu einer massiven Kreditklemme kommen werde.

Der Traditionsname "Dresdner Bank" ist nach fast 140 Jahren endgültig Geschichte. Zwei Jahre nach Ankündigung der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank sei die Umstellung auf den gemeinsamen Markennamen Commerzbank "erfolgreich umgesetzt", teilte das Geldinstitut mit. Über 700 frühere Filialen der Dresdner Bank seien von der typischen grünen Farbgestaltung auf die Commerzbank-Farbe Gelb umgestellt worden.

Seit Mitte Juni sei es für Kunden möglich, in allen 1600 Filialen grundlegende Geldgeschäfte wie Einzahlungen oder Überweisungen zu erledigen. Nach rund zwei Jahren sei die Verschmelzung von Dresdner Bank und Commerzbank nun "in weiten Teilen abgeschlossen", teilte die Commerzbank mit.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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