Finanzen kompakt:Soffin muss gigantisches Minus schultern

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Schlechte Nachrichten für Steuerzahler: Der Bankenrettungsfonds Soffin hat das Jahr 2009 mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Außerdem: Merck Finck wird indisch.

Soffin mit Milliarden-Minus

Niederlassung des Soffin in Frankfurt: Die Neubewertung von Beteiligungen hat die operativen Überschüsse mehr als aufgezehrt. (Foto: Foto: dpa)

Teure Hilfe: Der Bankenrettungsfonds Soffin hat das Jahr 2009 mit einem Verlust von 4,26 Milliarden Euro abgeschlossen, wie der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) in Frankfurt mitteilte.

Die Neubewertung von Beteiligungen habe die operativen Überschüsse in Höhe von 497 Millionen Euro mehr als aufgezehrt. Der Fonds stützt mit Steuergeld unter anderem die Hypo Real Estate (HRE) und die Commerzbank mit Milliardenbeträgen.

Die Beteiligung des Fonds an der HRE und deren Tochter Deutsche Pfandbriefbank wurden um 4,75 Milliarden Euro im Wert gemindert. 4,1 Milliarden Euro entfielen auf Aktien, 650 Millionen Euro auf stille Einlagen. Die übrigen Beteiligungen des Fonds wurden unverändert zum Anschaffungspreis bilanziert.

"Das vorgelegte Bewertungsergebnis reflektiert unsere aktuelle Einschätzung der Situation bei der HRE und den anderen Beteiligungen", sagte Soffin-Chef Hannes Rehm einer Mitteilung zufolge.

Inwieweit die Bewertungskorrekturen zu tatsächlichen Verlusten führten, hänge vom Erfolg der Restrukturierung des Immobilienfinanzierers HRE ab. "Wir tun alles in unserer Macht stehende, um Steuergelder zu schonen", versicherte Rehm.

Schuldenkrise: Sparquote klettert auf 17-Jahres-Hoch

Die Deutschen sparen in der europäischen Schuldenkrise so eifrig wie seit 17 Jahren nicht mehr.

Im Schnitt legten die Verbraucher von Januar bis März 15,2 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Allein seit vergangenem Jahr stieg die Quote damit um 0,2 Prozentpunkte. "Höher war die Sparquote zuletzt im ersten Quartal 1993", sagte eine Statistikerin.

Die gesteigerte Sparlust ging dabei auf Kosten des Konsums: Die Verbraucher gaben 0,8 Prozent weniger aus als im Vorjahr. Das drosselte das Wachstum. Die Verbraucher sparen in der Regel im ersten Quartal besonders viel.

Doch auch bereinigt um saisonale Effekte brachten die Deutschen mehr Geld zur Bank: Mit 11,6 Prozent war die saisonbereinigte Sparquote ebenfalls so hoch wie seit 1993 nicht mehr und 0,3 Prozent höher als vor einem Jahr.

Dabei spiele die Verunsicherung der Verbraucher eine Rolle, sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim: Häufig steigt die Sparquote in Deutschland in Rezessionen an.

Die Verbraucher legen dann aus Angst vor Arbeitslosigkeit oder höheren Belastungen durch den Staat mehr Geld zur Seite. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit bisher kaum gestiegen, viele Firmen haben aus Sorge vor Fachkräftemangel Entlassungen mit dem Einsatz von Kurzarbeit vermieden, und inzwischen deuten Umfragen sogar wieder auf Neueinstellungen hin.

Zudem hat sich die Regierung erst nach Quartalsende von den angekündigten Steuersenkungen verabschiedet. "Die hohe Sparquote in Deutschland ist ein Phänomen", sagte Kastens. Beim Sparen gehören die Deutschen weltweit zu den Spitzenreitern: In den USA etwa lag die Sparquote im März nur noch bei 2,7 Prozent und damit so niedrig wie seit September 2008 nicht mehr.

Skandalhändler Kerviel beichtet seine Skrupellosigkeit

Gut zwei Wochen vor Beginn seines Prozesses hat der französische Skandalhändler Jérôme Kerviel sein Unbehagen über frühere Spekulationsgeschäfte geäußert.

Er habe "keine Skrupel" gehabt, etwa kleine Firmen durch Spekulationen "runterzuziehen", sagte der 33-Jährige. Aber er habe nicht anders gehandelt als die übrigen Börsenhändler. "Wir haben das alle gemacht, wir waren darauf trainiert, wir wurden dafür bezahlt", sagte Kerviel, der der Großbank Société Générale durch nicht genehmigte Spekulationsgeschäfte einen Schaden von 4,9 Milliarden Euro zugefügt haben soll.

Seine Chefs hätten von den hochriskanten Spekulationen gewusst, beteuerte Kerviel erneut. Dies werde der Prozess ans Tageslicht bringen, der am 8. Juni beginnt.

Von dem Verfahren erhofft sich der frühere Händler nach eigenen Worten eine öffentliche Diskussion über die Moral der Finanzmärkte. Angesichts der griechischen Finanzkrise hätten jüngst sämtliche Staatschefs versichert, "wir lassen die Spekulanten nicht weitermachen", sagte Kerviel.

Doch genau dies hätten sie schon vor zwei Jahren über die Börsenhändler gesagt - und "nichts wurde getan".

Kerviel muss sich vor dem Pariser Strafgericht wegen Vertrauensbruchs, Fälschung und unbefugter Nutzung von Computersystemen verantworten. Ihm drohen fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe in Höhe von 375.000 Euro. Sein Anwalt will auf Freispruch plädieren. Es werde nicht einfach werden, sagte Kerviel - es stehe "kolossal viel" auf dem Spiel.

Merck Finck wird indisch

Die traditionsreiche Münchner Privatbank Merck Finck wechselt den Besitzer und gehört jetzt Indern. Der belgische Bankkonzern KBC hat seine Privatbanktochter KBL epb, zu der Merck Finck seit rund zehn Jahren gehörte, an die indische Investmentgesellschaft Hinduja Group verkauft.

Für die Übernahme zahlten die Inder 1,35 Milliarden Euro, teilten beide Unternehmen in Brüssel mit. Hinduja will mit dem Schritt vom Geschäft mit reichen Kunden profitieren.

Die 140 Jahre alte Traditionsbank Merck Finck betreut an 20 Standorten in Deutschland reiche Privatkunden. Die Marke, Führung und das Geschäft sollen erhalten bleiben, teilten KBC und Hinduja mit.

Merck Finck begrüßte daher die Entscheidung: "Für unsere Kunden ist es eine ausgezeichnete Nachricht, dass sich unsere Muttergesellschaft wieder im Besitz einer familiengeführten Gruppe befindet", sagte der persönlich haftende Gesellschafter Alexander Mettenheimer.

Die indische Hinduja-Gruppe, die seit fast 100 Jahren im Bankgeschäft aktiv ist, will nun im lukrativen Bereich mit reichen Privatkunden expandieren. '"Wir beabsichtigen weitere Investitionen in das Unternehmen, die Weiterbetreibung aller Niederlassungen und den Zugang zu dem schnell wachsenden Markt in Nahost, im indischen Subkontinent und in Asien", kündigte der Hinduja-Vorsitzende Srichand Hinduja an. Die Gruppe beschäftigt insgesamt 50.000 Mitarbeiter.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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