Deutsche Bank:Wer macht den Ackermann?

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Krause, Jain, Lamberti oder XY: Wer beerbt Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank? Willkommen beim Schaulaufen der Kandidaten.

Markus Zydra, Frankfurt

Dieses Grinsen. Josef Ackermann scheint es zu genießen, dass die Öffentlichkeit Anteil nimmt an der Suche nach seinem Nachfolger. "Mein Vertrag läuft bis 2013", antwortet er auf die Frage, ob er womöglich schon nächstes Jahr und damit vorzeitig den Hut weiterreicht. Das Grinsen kommt von tief innen, es ist authentisch, nicht gequält, und signalisiert, dass er mehr weiß - dieses Mehr aber mit großer Freude verschweigt.

Josef Ackermann im Endspurt: "Mein Vertrag läuft bis 2013." (Foto: REUTERS)

Ackermann selbst sucht derzeit - zusammen mit dem Aufsichtsratschef Clemens Börsig - den nächsten Vorstandschef der Deutschen Bank aus. Und das Publikum ahnt: Dieser noch unbekannte Nachfolger sitzt an diesem Donnerstag im Hermann-Josef-Abs-Saal ganz in der Nähe von Ackermann. Schließlich gilt es derzeit als ausgemacht, dass die Wahl auf einen internen Kandidaten fällt. Doch wer wird es?

Einer ist Stefan Krause, Finanzvorstand. Er sitzt direkt neben dem Boss und fällt sofort auf in dieser Reihe von 13 Mitgliedern des Group Executive Committee der Deutschen Bank. Krause schaut freundlich drein auf der Bühne und bewegt damit Gesichtsmuskeln, die den anderen Kollegen zumindest im Rahmen solcher Veranstaltungen regelmäßig einschlafen. Krause wirkt unverbraucht und zeigt noch Gefühle, er freut sich sichtlich, da zu sein und Antworten zu geben. Man meint sogar, er läuft ein wenig rot an vor Stolz, als Ackermann ihn lobt für eine ausgeschlafene Antwort zur Zukunft der Postbank. "Das war eine sehr wichtige Aussage", so der Schweizer gütig zu dem 46-jährigen früheren BMW-Manager. Ist Krause etwa der Kandidat?

Während Krause spricht, erledigt Anshu Jain die Post. Auch der Chef der Investmentbanking-Sparte gilt als möglicher Nachfolger. Gegen ihn spricht sein miserables Deutsch. Er vertieft sich in ein Dokument, neben ihm sitzt Risikovorstand Hugo Bänziger. Auch er könnte Ackermann nachfolgen. Auch er ist Schweizer, und er lässt seinen Konkurrenten Jain nicht aus den Augen. Er spickt rüber, will wissen, was der Inder liest.

Vorstandsmitglied Hermann-Josef Lamberti ist der nächste Kandidat. Es ist nicht sein Tag vor der Presse, denn er wird von Ackermann gebeten, die Entwicklung der Gehälter bei der Deutschen Bank zu erklären. Das ist kein gutes Thema. Die Boni sind zwar gefallen, gleichzeitig aber die Festgehälter gestiegen. Außerdem laufen noch Tranchen aus früheren Bonus-Programmen auf. Ist nicht ganz einfach zu verstehen und Lamberti prägt den Begriff der "konterkarierenden Effekte". Das heißt: Die Vorstände können auch nichts dafür, dass sie wieder mehr verdienen. Wollte Ackermann Lamberti testen, indem er ihn dieses leidige Thema erklären ließ? Einmal hat er ihn gepiesackt, als er sagte, Lamberti habe ja versucht, das zu erklären. Dann erklärte es Ackermann nochmals. War aber auch nicht besser.

Rainer Neske war gut drauf, souverän sprach er über die Integration der Postbank und versprach, dass die Postbank-Filialen niemals so aussehen würden, wie die der Deutschen Bank. Andere Kunden, andere Tresen.

Nur nichts dem Zufall überlassen

Die Phantasie läuft heiß, denn auch die Sitzordnung wirkt seltsam. Links von Ackermann sitzen die Kollegen streng nach Alphabet sortiert. Von Krause über Lamberti bis zu Waugh. Doch rechts von Ackermann ist es durcheinander. Fitschen neben Jain und Bänziger. Das passt nicht, und wenn man unterstellt, dass die Deutsche Bank nichts, aber auch wirklich gar nichts dem Zufall überlässt, dann kommt natürlich sofort die Frage auf: Warum ist das so?

Später, als die Pressekonferenz vorbei ist, mischen sich Jain und Bänziger noch unter die Journalisten. Krause und Lamberti bleiben weg. Ist das ein Signal? Man wird verrückt, je mehr man darüber nachdenkt. "Wie ist denn das Persönlichkeitsprofil ihres Nachfolgers definiert?", bohrt einer der Journalisten nach. Ja, das könnte eine Krücke für die Medienmeute sein. "Damit Sie mitsuchen können, oder?" lästert Ackermann auf die Frage - und verweigert die Antwort. Nicht ohne Haifischgrinsen.

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