Alltagsgegenstände:Zu schade für die Tonne

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Ob Plastikflaschen, alte T-Shirts oder Milchtüten: Mit etwas Fantasie können nutzlos gewordene Dinge helfen, Probleme im Haushalt zu lösen. Das spart nicht nur Geld, sondern ist auch gut für die Umwelt.

Nicht jeder Abfall ist Müll. Altes und Kaputtes lässt sich mit etwas Kreativität wiederverwerten. Und das nicht nur, um Ressourcen zu schonen und Geld zu sparen, sondern auch, weil die neue Verwendung oft die Lösung für ein Alltagsproblem im Haushalt sein kann. So sind alte Plastikflaschen nützlich, wenn ein Stiefelspanner fehlt. Sie werden in die Stiefel gesteckt, die dadurch aufrecht stehen bleiben. Im Frühjahr können Kunststoffflaschen vielseitig im Garten und auf dem Balkon eingesetzt werden: In der Mitte oder der Länge nach durchgeschnitten, ersetzen sie einen Blumentopf oder Blumenkasten. Halbiert und über Jungpflanzen gestülpt, fungieren sie wie Minigewächshäuser und schützen die Pflanzen obendrein vor Schnecken.

An heißen Tagen schließlich können sie mit Wasser gefüllt Pflanzen vor dem Austrocknen retten: "Mit einem Stück Stoff versehen oder Löchern im Deckel und kopfüber in den Topf gestellt, bekommt man so ein prima Dauerbewässerungssystem", verrät Buchautor Kai Daniel Du, der nach simplen Ideen für Alltagslösungen sucht, den sogenannten Lifehacks. Damit bezeichnet man Ideen, mit denen sich effizient kleine und große Alltagshürden lösen lassen. Alte Strumpfhosen eignen sich beispielsweise nicht nur zum Parkettputzen, weil sie Staub anziehen. "Über das Ende des Staubsaugerrohrs gestülpt, kann man damit Stifte, Ketten, Münzen und ähnlich filigrane Gegenstände unter dem Sofa hervorsaugen, ohne dass sie gleich im Staubsaugerbeutel verschwinden", sagt Du.

Hingucker am Regal: Gläser mit Schraubverschluss, durch Magneten fixiert. (Foto: Michael Ruder/dpa)

Manche alte Hausfrauentipps erleben derzeit ein Comeback. Das ergibt durchaus einen Sinn: "Bevor ich etwas Neues kaufe, überlege ich immer erst: Was habe ich im Haus, mit dem ich das Problem lösen könnte", sagt Kai Daniel Du. Dieses Verhalten schont auf Dauer nicht nur den Geldbeutel. "Je mehr wir kaufen und wegwerfen, desto mehr belasten wir die Umwelt", erklärt Nadine Schubert, ebenfalls Buchautorin. Sie verzichtet im Alltag ganz bewusst auf Plastik und ist immer auf der Suche nach Lösungen und ressourcenschonenden Ideen. So lassen sich viele auch leicht beschädigte oder aussortierte Gegenstände und Materialien in einem anderen Kontext wiederverwenden.

Altbekannt sind Tipps wie die, ausgediente Unterhemden und T-Shirts aus Baumwolle als Putzlappen zu verwenden - Baumwolle gilt als sehr saugfähig und ist fusselfrei. Schubert empfiehlt sie daher besonders für das Trockenreiben von Waschbecken, Duschkabine und Badewanne oder als Ersatz für Geschirrtücher. Auch beim Schuheputzen kann man auf Ausgedientes aus dem Kleiderschrank zurückgreifen: "Alte Sweatshirts und Wollpullover sind gut zum Polieren von Schuhen geeignet", sagt Liane Reichhart, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Hessen des DHB-Netzwerks Haushalt.

Auch vermeintlich ausgediente Plastikflaschen lassen sich upcyclen, zum Beispiel als Stiefelspanner oder halbiert und über junge Pflanzen gestülpt als Mikro-Gewächshaus. (Foto: Michael Ruder/dpa)

Wer lieb gewonnene Textilien nicht zum Saubermachen verwenden möchte, sollte sich mit dem Upcycling vertraut machen. Damit ist gemeint, dass man mit Abfallprodukten, Produktionsresten oder etwa Sperrmüll etwas hochwertiges Neues herstellt. Möbeldesigner fertigen zum Beispiel aus Bauschutt Tische.

Auch eine Idee: Aus alten Klamotten kann man Decken, Topflappen oder Laptop- und Tablethüllen im Patchwork-Stil nähen. Alte Bettbezüge aus Leinen verleihen als Tischdecken Festtagstafeln ein besonderes Flair. Aus Weinkorken lassen sich Pinnwände und Untersetzer gestalten: "Die Korken in gleich dicke Scheiben schneiden und auf Pappe kleben", erläutert Reichhart.

Ausrangierte Dinge können auch zu Möbeln werden. Schubert bewahrt Zeitschriften in ehemaligen Weinkisten auf, eine in die Jahre gekommene Leiter hat sie zum Regal gemacht, ein altes Brett aus der Werkstatt ihres Vaters als Ablage an der Wand montiert - den derzeit beliebten Vintage-Stil gibt es zum Nulltarif. "Das Material hat so viel Charme, dass ich es gar nicht mehr bearbeiten musste", sagt sie.

Manchmal kommt es auch einfach darauf an, die Reste richtig zu verpacken, damit sie nach einem kreativen Alltagshelfer aussehen: Werden Milch- und Safttüten mit Baumrinde beklebt, werden daraus rustikale Blumentöpfe, sagt Reichhart. Aber auch andere Behälter lassen sich daraus fertigen, um Schlüssel oder Stifte aufzubewahren. Gläser mit Schraubverschluss werden zum Hingucker im Regal, wird am oberen Brett eine Magnetleiste befestigt. Daran bleiben die Deckel hängen, und die Gläser schweben quasi.

Für Lifehacks taugen aber nicht nur nutzlos gewordene Gegenstände. Manches lässt sich auch zweckentfremden. Ein simples Beispiel ist die Foldback-Klammer. Sie ist eigentlich dafür gedacht, Papierstapel zusammenzuhalten, ohne sie zu beschädigen. Doch natürlich halten sie auch Stifte, verschließen Zuckertüten oder helfen, Kopfhörer ohne Knoten aufzubewahren. Du ist ein Fan der unscheinbaren Vielzweckklammer. Er fand hier eine Lösung für das Fixieren der USB-Kabel am Schreibtisch: Klammer an die Tischkante klemmen, USB-Kabel durch die beiden Griffe fädeln, Stick verkanten, fertig. "Mit diesem Trick muss man nicht immer nach dem heruntergefallenen USB-Stecker suchen, sondern hat ihn schnell zu Hand", meint der Alltags-Tüftler.

© SZ vom 03.03.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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