Überweisung per E-Mail:"Sie haben Geld"

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In den USA ist es möglich, Geld per E-Mail zu verschicken. Schnell und gebührenfrei. Man muss nicht einmal die Kontonummer des Empfängers wissen. Aber ist das sicher? Ein Selbstversuch.

Von Kathrin Werner

Eine E-Mail an Freundin Emily, betreff: "$5". Text: "Hey, Emily, hier sind die fünf Dollar, die ich dir noch schulde." In die CC-Zeile kommt die Adresse des zweiten Empfängers: cash@square.com. Zwei Minuten später kommt eine E-Mail von Square mit einem Link, dort hinein kommen die Bankdaten des Absenders. Minuten später bekommt auch Emily eine E-Mail von Square, gibt ebenfalls ihre Kartendaten ein. Zwei Tage danach sind fünf Dollar auf ihrem Konto gebucht.

Mit Square Cash ist in den Vereinigten Staaten eine neue Alternative zur Überweisung oder zu Schecks in Betrieb gegangen: Geld verschicken per E-Mail. Schnell und gebührenfrei. Man muss nicht einmal die Kontonummer des Empfängers wissen, nur die E-Mail-Adresse.

Nur in den USA

"Egal wo Sie auch sind, Sie können Geld an jede gewünschte Person verschicken", sagte Squares Produktchef Brian Grassadonia dem Technikblog Techcrunch. Bislang funktioniert das Ganze allerdings nur in den USA. Das Unternehmen Square hat Twitter-Gründer Jack Dorsey mitgegründet.

Aber ist das denn sicher? Geld per E-Mail zu verschicken, das klingt schließlich verdächtig nach Überwachung durch die NSA und dem Risiko von Attacken durch Hacker. Doch Square beteuert, gut auf die Daten aufzupassen. Und schließlich ist die E-Mail nur eine Benachrichtigung an Square, dass jemand überweisen will - und an den Empfänger, also Emily, dass da Geld kommt. Tatsächlich versendet wird das Geld ganz normal per Banktransaktion.

"Alle Informationen, die unsere Kunden uns mitteilen, sind verschlüsselt und laufen über sichere Server", teilt das Unternehmen mit. "Sicherheit ist unsere Top-Priorität."

Um zu verstehen, warum ein solcher Service für Amerikaner interessant ist - trotz etwaig verbleibender Sicherheitsbedenken -, muss man wissen, wie kompliziert es sonst ist, Geld von einem Konto zum anderen zu übertragen. Meistens macht man das in den Vereinigten Staaten noch immer per Scheck.

In Deutschland ist der ja quasi ausgestorben. Dort aber schreiben viele Monat für Monat einen Scheck für den Vermieter. Selbst die Steuer bezahlt man per Scheck - den man per Post verschickt. Und neue Blanko-Schecks nachzubestellen kostet bei den meisten Banken Geld.

Zwölf Dollar pro Überweisung

Überweisungen wie in Deutschland gibt es eigentlich fast gar nicht - vor allem weil das sogenannte Wiring Gebühren kostet, für den Versender und den Empfänger. Wer eine Überweisung erhält, zahlt etwa bei der Bank of America zwölf Dollar dafür. Entsprechend groß ist das Interesse an gebührenfreien Transaktionen - ohne lästiges Ausfüllen knittriger Schecks.

Das haben neben Square auch andere Unternehmen erkannt. Das Start-up Venmo und Google Wallet bieten ähnliche Dienste. Bei Venmo muss man sich allerdings vorher anmelden. Und auch Google Wallet funktioniert nur mit einem Account, den man extra anlegen muss, oder mit einer E-Mail-Adresse von Gmail, dem Google-E-Maildienst. Auch der Geldempfänger muss sich bei Google Wallet anmelden. Einfacher als die Sache mit den Schecks ist das immer noch.

© SZ vom 12.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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