Tücken des Tastaturputzes:Wie das "D" verlorenging

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Haut und Haare, Staub und Essensreste: Computer verwandeln sich mit der Zeit in reinste Müllhalden. Das ist sowohl für die Technik als auch für die eigene Gesundheit nicht ungefährlich. Doch die regelmäßig empfohlene Reinigung hat ihre Tücken.

Helmut Martin-Jung

Die Tastatur als Virenschleuder. (Foto: dpa-tmn)

Vom Anfang dieses Textes gab es drei andere Versionen, die allesamt mit Strg+a und Entf ins digitale Nichts befördert wurden. Vieles wurde dabei bedacht, nur eines nicht: Wo das W auf der Tastatur ist, oder das A, ob das Komma rechts neben dem M kommt, oder doch eins weiter rechts.

Ich frage mich das deshalb, weil ich gestern endlich den langgehegten Vorsatz wahr gemacht und meine Redaktionstastatur gereinigt habe. Und zwar gründlich. Also alle der grässlich verschmierten Tasten runter, in einen Stoffbeutel und ab in die Waschmaschine, den unglaublichen Rest an Haaren, Krümeln und Staub mit dem Staubsauger rausgesaugt. Funktioniert übrigens prima. Zum Trocknen habe ich die Tastaturkappen einfach in eine Schachtel gekippt und auf die Heizung gelegt.

Alles steckt im Unterbewusstsein

Doch dann: Warum weiß ich nicht, was meine Finger wissen? Seit vielen Jahren wissen sie das. Schon machen Zehn-Finger-Schreiber habe ich verblüfft, weil ich mit zwei Fingern fast genauso schnell schreiben kann. Wo, verdammt, sitzt das G, wo das N, das T?

Nun, ich muss tatsächlich auf einer anderen Tastatur nachgucken, damit ich die Plastik-Kappen wieder dorthin stecken kann, wohin sie gehören. Während ich bei manchen Buchstaben wie Ä oder Ö noch weiß, irgendwo rechts, hätte man mich schlagen können und ich wäre trotzdem nicht draufgekommen, wo das D ist.

Der Kollege aus der Wissenschaftsredaktion weiß wie so oft Rat: Das Gehirn, sagt er, verlagert Aufgaben, die zur Routine werden, ins Unterbewusstsein. Hätte ich mich also hypnotisieren lassen müssen. Oder einfach ein Wort tippen, das mit D beginnt.Das ist dann auch der Grund, warum sich neue und bessere Tastaturanordnungen als Qwertz wohl nicht so schnell durchsetzen werden. Zu tief drin, das Alte.

Ach ja, übrigens: Auf einer nicht geputzten Tastatur tummeln sich mehr Keime als auf einem Toilettensitz.

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