"Splatoon 2" im Test:Farbschlacht in Inkopolis

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Mit Farbrollen, Sprühpistolen und Farbbeuteln müssen die Spieler in "Splatoon 2" einen möglichst großen Teil der Spielfläche einfärben. (Foto: Nintendo / PR)

"Splatoon 2" von Nintendo ist knallbunt und beweist, dass erfolgreiche Shooter-Spiele nicht blutig sein müssen. Doch reicht das?

Spieletest von Caspar von Au

Angespielt, nicht durchgespielt: Unsere Games-Kurzkritik "Screenshot" beantwortet Fragen zu den neuesten Computer- und Videospielen auf allen gängigen Plattformen. Wir geben einen ersten Eindruck, worauf Sie sich bei einem neuen Spiel freuen können - und wann Sie lieber noch skeptisch sein sollten.

Worum geht es in "Splatoon 2"?

Noch zehn Sekunden. Ein Mädchen mit pinken Haaren schiebt eine Farbrolle in Schlangenlinien vor sich her. Dort, wo die Rolle den Boden berührt, übermalt sie das dominierende Neongrün mit pinker Farbe. Sie schleudert einen Farbbeutel über die Rampe links neben ihr. Platsch. Die Explosion hinterlässt einen weiteren pinken Kreis auf dem mit grüner Tinte bedeckten Boden.

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Von Fabrice Braun

In dem Third-Person-Shooter "Splatoon 2" geht es nicht darum, sich gegenseitig zu erschießen, sondern darum, die Spielfläche in seiner eigenen Farbe zu bemalen und zu besprühen - mit Farbrollen, Sprühpistolen, Eimern und Tintengewehren. In Orange, Grün, Lila, Gelb oder Pink. Jeder Spieler steuert einen Inkling, ein Fantasiewesen irgendwo zwischen Mensch und Tintenfisch. Anstelle von Haaren haben die Inklinge Tentakel mit Saugnäpfen, die sich der Farbe ihres Teams anpassen. Die eigene Tinte können sie außerdem dazu nutzen, um sich in einen Tintenfisch zu verwandeln.

Das Herzstück des Spiels, das exklusiv für die Nintendo Switch erhältlich ist, sind die verschiedenen Mehrspieler-Modi. Im Standardkampf müssen zwei Teams mit je vier Spielern versuchen, in drei Minuten Spielzeit einen möglichst großen Teil des Spielfeldes - zum Beispiel eine Kletterhalle - mit der eigenen Farbe zu bekleckern. Nach jeder Runde wird auf die Nachkommastelle genau nachgemessen. 52,4 Prozent der Fläche sind neongrün eingefärbt, 40,8 Prozent pink. Die Anstrengungen des pinken Inkling-Mädchens waren umsonst, das grüne Team gewinnt die Runde.

In den Ranglistenkämpfen können sich Spieler in drei Modi mit unterschiedlichen Zielen messen. Im Koop-Modus "Salmon Run" bekämpfen vier Inklinge Seite an Seite die sogenannten Salmoniden, die immer wieder angreifen. Für Einzelspieler wird die Handlung aus dem ersten Splatoon fortgesetzt: Der Kampf gegen die feindlichen Oktarianer spielt sich ähnlich wie ein Jump-and-Run-Spiel.

Was sieht vielversprechend aus?

Die vielen unterschiedlichen Modi in Splatoon 2 bieten viel Abwechslung. Weil die Runden maximal drei bis fünf Minuten dauern, können Spieler den Modus häufig wechseln. Aber auch insgesamt sind die Kämpfe in dem Spiel sehr kurzweilig.

Die Inklinge können sich in Tintenfische verwandeln, auf diese Weise unsichtbar durch Tinte schwimmen und über die gesamte Karte springen. (Foto: Nintendo / PR)

Das liegt daran, dass es für den Spieler zahlreiche Möglichkeiten gibt, die Ausrüstung seines Inklings zu modifizieren und sie so seinem Spielstil anzupassen. Für virtuelles Spielgeld, das der Spieler für abgeschlossene Runden erhält, kann er sich Schuhe, T-Shirts, Kopfbedeckungen und Waffen-Sets kaufen. Jedes Kleidungsstück verbessert ein oder mehrere Attribute des Inklings, zum Beispiel sein Schwimmtempo als Tintenfisch oder die Stärke seiner Attacken.

Während der Runden ist strategisches Denken ist gefragt: Jeder Farbroller, Beutel und Sprühpistole verbraucht den Tinten-Vorrat. Dieser füllt sich schneller wieder auf, wenn sich der Inkling in der Tintenfischform befindet. Mit dem Supersprung können Spieler jederzeit quer über das gesamte Spielfeld zu ihren Mitspielern springen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen müssen die Spieler entscheiden. ob es gerade mehr Sinn ergibt, sich in der Tinte zu verstecken oder zu einem Mitspieler zu springen.

Warum sollte man trotzdem kritisch sein?

Leider können die Spieler in Splatoon 2 ihre Strategien so gut wie gar nicht miteinander absprechen. Es gibt zwar einen Voice Chat im Spiel. Der funktioniert jedoch nur in der Lobby (also außerhalb der Runden) und nur, wenn alle Beteiligten sich die entsprechende App von Nintendo zusätzlich herunterladen - die aber ist zurzeit noch sehr fehleranfällig. Auch lässt sich Splatoon 2 zu mehreren nur dann spielen, wenn jeder eine eigene Konsole und eine eigene Version des Spiels besitzt.

Dazu kommt: Erst muss der Spieler mehrere Stunden in Standardkämpfen verbringen, weil Ranglistenkämpfe erst ab Level 10 spielbar sind. Das ist frustrierend und nimmt Splatoon 2 die eigentliche Kurzweiligkeit. Der Modus Salmon Run steht sogar nur zu ganz bestimmten Zeitfenstern zur Verfügung.

Woran erinnert "Splatoon 2"?

Wer den ersten Teil gespielt hat, wird vieles wiedererkennen. Neu ist eine Waffe: der sogenannte Klecks-Doppler, eine kleinere Sprühpistole, von der der Inkling jeweils eine in beiden Händen hält. Komplett überarbeitet wurden außerdem die Spezialfähigkeiten, die zu jedem Waffen-Set dazugehören. Die Spieler müssen eine gewisse Fläche einfärben, um die Spezialfähigkeit - zum Beispiel eine Wolke, die Tinte herabregnen lässt - auszulösen.

Kommt Splatoon 2 ohne Brutalität aus?

Das Spiel gehört zum Shooter-Genre. Das bedeutet, dass die Spieler aufeinander schießen können, auch wenn das vordergründige Ziel ist, Flächen einzufärben. Es gibt eine Art Fadenkreuz, die Werkzeuge - Eimer, Pinsel, Sprühpistolen, Farbbeutel - heißen im Spiel wie Waffen. Man kann den Gegner vorübergehend außer Gefecht setzen, in dem man ihn mit Farbe bekleckert. Trotzdem geht das Konzept auf, denn Spieler können keine Körperteile der Inklinge anvisieren. Jeder Vergleich mit dem durchaus kriegerischen Paintball würde daher hinken. Splatoon 2 ist eine bunte Farbschlacht. Wer möchte, kann auch gewinnen, ohne einen Gegner anzuvisieren oder mit der Farbrolle über ihn hinwegzurollen.

Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

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Der Spieler landet auf dem belebten Marktplatz von Inkopolis. Überall sitzen andere Inklinge, unterhalten sich, trinken Limonade. Rund um den Platz stehen Bekleidungsgeschäfte, ein Schuh- und ein Waffenladen. Es gibt eine Fressbude und einen düsteren Hinterhof, in dem die Spieler sich zur Salmonidenjagd anheuern lassen können. Durch einen Gullideckel landet der Inkling in der Welt, in der er die bösen Oktarianer bekämpfen kann. Mehrspielerrunden betritt man über den großen dunklen Bau in der Mitte des Platzes.

Damit die Inklinge stets über Neuigkeiten informiert sind, gibt es sogar einen eigenen Fernsehsender. Alle zwei Stunden verkünden dort Perla und Marina, zwei Inkling-Mädchen mit türkisen beziehungsweise lilanen Tentakeln auf dem Kopf, welche Arenen und Spielmodi gerade in sind. Man muss den Humor der Entwickler schon mögen, um über die kitschigen Witze und Anspielungen in der Welt von Splatoon 2 lachen zu können. Damit wird der Spieler schon nach wenigen Sekunden im Spiel konfrontiert, wenn sich die beiden Inkling-Moderatorinnen nach den Nachrichten verabschieden: "Und denkt immer daran... Ihr seid cool, wir sind tentacool!"

"Splatoon 2" ist für die Nintendo Switch erhältlich.

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