Piratin veröffentlicht E-Book ohne Kopierschutz:"Das durchzukriegen war richtig hart"

Marina Weisband, ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, schreibt ein Buch. Es soll als E-Book ohne Kopierschutz erscheinen, anders als das Werk ihrer Parteikollegin Julia Schramm. Damit mischt sie sich in die Debatte um das Urheberrecht ein - mit überraschenden Argumenten.

Matthias Huber

Marina Weisband ist enttäuscht. Enttäuscht über die Kritik, der sich ihre Parteikollegin Julia Schramm ausgesetzt sieht. Von Seiten der Medien ebenso wie von der eigenen Partei. Schramm hatte ein Buch herausgebracht - und ihr Verlag Random House unlizensierte Kopien davon im Internet sperren lassen.

Marina Weisband

Marina Weisband wollte sich eigentlich aus der Debatte um Julia Schramms Buch heraushalten. Im März aber kommt ihr eigenes Buch auf den Markt - als E-Book ohne Kopierschutz.

(Foto: dpa)

Weisband, bis April politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, habe sich bisher bewusst aus der Diskussion um Schramms Buch "Klick mich" herausgehalten, schreibt sie in ihrem Blog. Doch jetzt ist sie "in diese Debatte hineingezogen worden". Von Journalisten, die wissen wollten, wie das denn bei ihrem Buch sein wird, das im März erscheinen soll.

Marina Weisbands Buch werde als E-Book ohne technischen Kopierschutz auf den Markt kommen, kündigt sie an. Und schränkt sogleich ein: "Wohlgemerkt - ohne Kopierschutz heißt nicht, dass es kostenlos sein wird." Sondern nur, dass es ohne technische Einschränkungen auf beliebig vielen Geräten gelesen und kopiert werden kann. Keinesfalls selbstverständlich, wie Amazons Lesegerät Kindle zeigt: Dafür gekaufte Bücher können in der Regel nicht verliehen oder privat weitergegeben werden, selbst das Lesen auf dem Gerät eines anderen Herstellers ist ohne (illegale) Deaktivierung des Kopierschutzes nicht möglich.

Ohne Kopierschutz heißt also offensichtlich auch nicht, dass jeder Käufer das Recht habe, "es im Netz unbeschränkt weiterzuverbreiten", wie Der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe schreibt. Sondern nur, dass der Verbraucher "entkriminalisiert" wird, so Weisband, wenn er das E-Book auf mehreren Geräten lesen will. Oder auch wenn er es privat weitergeben will - auch wenn die Grenze für die private Weitergabe wohl schwierig zu definieren ist. "Ich bin überzeugt, dass sich das Buch trotzdem verkaufen wird. Für gute Inhalte wird bezahlt", wird Weisband in dem Nachrichtenmagazin zitiert.

Deshalb ist es ein Erfolg, dass sich der Tropen Verlag darauf eingelassen hat. Ein kleiner Erfolg zwar, wie auch Weisband einräumt. Aber "das durchzukriegen war schon richtig hart." Sie musste dafür anbieten, auf einen Teil ihres Vorschusses zu verzichten. Und auch Schramm habe nach Aussage von Weisband dafür gekämpft, der Parteilinie so weit wie möglich entgegenzukommen: Sie habe nämlich immerhin bewirkt, dass ihr Verlag nur verwarnt, anstatt kostenpflichtig abzumahnen und sofort rechtliche Schritte einzuleiten - wie es normalerweise üblich ist.

Die Position des Urhebers soll gestärkt werden

Dabei hätten sich beide - Schramm und Weisband - als Urheber gegenüber dem Verlag in einer zu schwachen Verhandlungsposition befunden, um mehr zu bewirken. Deshalb sei es auch nicht Ziel der Piratenpartei, das Urheberrecht abzuschaffen oder zu verlangen, dass Autoren ihre Werke uneingeschränkt kostenlos zur Verfügung stellen müssen. Sondern darin, die Position des Urhebers gegenüber den Verwertern "zu stärken und ihm mehr Freiheit dabei zu lassen, unter welchen Konditionen er sein Werk verbreiten will".

Weisband findet auch "nichts Verwerfliches" am Vorgehen von Schramm und ihrem Verlag. Sie möchte es auch nicht als "Kontrastnummer" verstanden wissen, dass ihr Buch nun ohne Kopierschutz erscheint. Deshalb ärgert sich die 24-Jährige über den Zeitpunkt, zu dem sie über die Konditionen ihres im März erscheinenden Buches befragt wurde.

Der Spiegel schreibt, dass Weisband mit dem Verzicht auf einen Kopierschutz "den Forderungen ihrer Partei konsequenter" folge als Vorstandsmitglied Schramm. "Julia und ich standen vor denselben Problemen und ich habe keinen Bock darauf, für einen Showkampf in der Öffentlichkeit gegen sie instrumentalisiert zu werden." Doch genau das zeichnet sich ab.

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