Hackerangriff:Computervirus legt Klinik in Neuss lahm

  • Ein Computervirus legt das städtische Krankenhaus in Neuss lahm. Es werde gearbeitet wie vor 15 Jahren, sagt eine Sprecherin.
  • Cyberangriffe auf Krankenhaus-IT nähmen zu, es gebe auch Fälle von Erpressung, teilt die Krankenhausgesellschaft mit.

Ein Computervirus hat die Arbeit eines Krankenhauses in Neuss bei Düsseldorf stark eingeschränkt. Vor zwei Tagen sei festgestellt worden, dass sich eine Schadsoftware im Informationssystem ausbreite, bestätigte die Sprecherin der Klinik. Ob es sich um einen gezielten Angriff handelte, war unklar.

Alle IT-Systeme seien heruntergefahren worden. Im Krankenhaus werde nun wie vor 15 Jahren gearbeitet, es werde gedruckt und gefaxt, Befunde mit Boten übermittelt. "Etwa 15 Prozent der Operationen haben nicht stattgefunden", sagte die Sprecherin. Die Versorgung der Patienten sei aber nie gefährdet gewesen.

Am Freitag war die 540-Betten-Klinik offline, bestätigte Dahmen. Einen Erpressungsversuch habe es nicht gegeben. Das Landeskriminalamt (LKA) sei eingeschaltet. Vier Cybercrime-Experten ermitteln seit Donnerstag in der Klinik. Dem LKA sei eine Attacke auf ein Krankenhaussystem Ende 2015 bekannt, sagte eine Sprecherin ohne weitere Details zu nennen.

IT-Systeme von Krankenhäusern sind vermehrt Angriffen ausgesetzt

Die schädliche Software in Neuss ist offenbar schwer in den Griff zu bekommen. "Stündlich verändert sich der Code", berichtete die Sprecherin des Krankenhauses. Das erschwere die Installation eines Antivirenprogramms. Der Virus war offenbar im Anhang einer E-Mail mit dem Betreff "Rechnung" versteckt. Das Krankenhaus hatte von sich aus die Öffentlichkeit informiert. Die Krankenhausgesellschaft hat ihre 365 Mitgliedskrankenhäuser angeschrieben und nach weiteren Fällen gefragt. Fünf weitere Krankenhäuser berichteten von ähnlichen Attacken.

Die IT-Systeme von Krankenhäusern sind vermehrt Angriffen ausgesetzt. So berichtet die Krankenhausgesellschaft KGNW von einem Fall aus dem August 2015, als eine Klinik aus dem Ruhrgebiet mit einer Virenattacke zur Zahlung von Geld gezwungen werden sollte. "Sie sind erpresst worden. Es erschien ein Hinweis, dass nach einer Geldzahlung der Virus wieder eliminiert wird", sagte ein KGNW-Sprecher. Ein ähnlicher Erpressungsversuch sei aus einer Arztpraxis in Baden-Württemberg bekannt.

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