Gerechtes Smartphone:Das kann das Fairphone

Fairphone

Ein Fairphone

(Foto: Fairphone.com)

Besser für Umwelt und Arbeiter: Das erste ethisch korrekt hergestellte Smartphone geht in Produktion. Was kann es, was andere Handys nicht können? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Varinia Bernau

Es war ein kniffliges Spiel für Handys: Auf dem ersten Level galt es, das Gewehr im Anschlag, Kinder anzutreiben, damit sie das Coltan aus den Minen im Kongo noch etwas schneller schürfen; im nächsten dann, vor einem Fabrikgelände hin- und herzulaufen, um mit einem Netz die sich vom Dach stürzenden Arbeiter aufzufangen. Und schließlich sollte der Spieler in die Rolle eines Verkäufers schlüpfen, der einer möglichst großen Gruppe ein und dasselbe Handy als Ausdruck einer individuellen Persönlichkeit anpreist. Das Spiel fürs iPhone, das Apple nach wenigen Stunden aus seinem App-Store aussortierte, stammte von einer italienischen Künstlertruppe. Die wollte den Menschen die weniger schönen Seiten eines iPhones zeigen. Dabei sind die Bedingungen, unter denen die Smartphones von Blackberry, Nokia oder Samsung entstehen, kaum besser. Nun aber gibt es eine Alternative: Das Fairphone geht in die Produktion. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen zum ersten gerechten Smartphone.

Wie fair ist das Fairphone wirklich?

Selbst die niederländische Stiftung, die das Fairphone entwickelt, gibt zu: Ein absolut gerechtes Smartphone ist ein Ding der Unmöglichkeit. Dazu ist die Fertigungskette zu komplex. Das beginnt schon bei der Frage, woher die Rohstoffe für ein Handy kommen. So stammt das Zinn für das Fairphone auch aus einer Mine im Kongo. Zwar fließt dabei kein Geld an eine der beiden Kriegsparteien, aber Kinder arbeiten auch dort. Immer noch besser, so die Idee hinter dem Projekt, als das Zinn aus Australien zu importieren und den Kongo sich selbst zu überlassen. Auch die Arbeitsbedingungen in der chinesischen Fabrik, wo das Fairphone gefertigt wird, sollen überwacht werden. Die Initiatoren wollen nicht die Welt retten. Sie wollen ihr vielmehr zeigen, was möglich ist, wenn man es nur versucht.

Ist das Fairphone teurer als andere Smartphones?

Nein. Das Fairphone kostet 325 Euro. Zu dem Preis bekommt man zwar nicht die Spitzenmodelle von Apple oder Samsung, aber durchaus ein anderes Mittelklassehandy. Für seine überschaubaren Mengen kann die Stiftung mit Minenbetreibern, Zulieferern und Fabriken nicht so niedrige Preise aushandeln wie die großen Anbieter. Dafür ist die gemeinnützige Einrichtung aber auch nicht darauf angewiesen, Gewinn zu machen - anders als Apple oder Samsung, die in die Forschung investieren, einen riesigen Laden am Laufen halten und nicht zuletzt ihre Aktionäre zufriedenstellen müssen.

Kann das Gerät technisch mit anderen mithalten?

Durchaus. Bei der Größe des Bildschirms, der Auflösung der Kamera oder den Speicherplatz unterscheidet sich das Fairphone kaum von Apples iPhone 5 oder Samsungs Galaxy 3. Es läuft wie die meisten in Deutschland verkauften Smartphones auf Android, so dass sich auch alle für dieses Betriebssystem entwickelten Apps auf das Fairphone laden lassen. Zudem lassen sich in das Gerät zwei Sim-Karten einlegen. Das ist praktisch für all jene, die viel reisen und im Ausland einen anderen Mobilfunkanbieter nutzen. Zudem soll es dem Fairphone ein zweites Leben in Schwellenländern ermöglichen. Dort schwankt die Netzabdeckung nämlich so stark, dass viele Menschen mehrere Mobilfunkanbieter nutzen.

Kaufen, aber wo?

Wann und wo kann man es kaufen?

Bislang hat die Stiftung nur den niederländischen Mobilfunkanbieter KPN ins Boot holen können. Deutsche Kunden müssen das Fairphone deshalb im Internet bestellen. Und sie müssen es dort auch sofort komplett bezahlen. So will sich die Stiftung eine Kundschaft für mindestens 5000 Geräte sichern. Sonst hätte sich die Herstellung nicht gelohnt. Geliefert wird das Fairphone im September. Für den Fall, dass doch noch etwas schiefgehen sollte, verspricht die Stiftung, das Geld zurückzuerstatten.

Und was, wenn das Fairphone später einmal kaputtgeht?

Die Stiftung bietet eine zweijährige Garantie - und das Versprechen, dass sich die wichtigsten Teile, beispielsweise das Akku, auch einfach austauschen lassen. Die Initiatoren arbeiten zudem mit Partnern zusammen, die die Rohstoffe aus dem Elektroschrott zurückgewinnen und wiederverwerten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: