Geoblocking:Netflix sagt VPN-Tricksern den Kampf an

Mit VPN und Proxy-Servern täuschen Nutzer vor, sich in einem anderen Land zu befinden - zum Beispiel um Filme und Serien aus Netflix' US-Programm zu schauen. Damit soll jetzt Schluss sein.

Der Streaming-Dienst Netflix will die Nutzung seines Angebotes über Proxy-Server und Virtual Private Networks (VPN) unterbinden. Mit diesen speziellen Einwahl-Formen ins Internet können Nutzer vortäuschen, sich in einem anderen Land zu befinden. So können sie das sogenannte Geoblocking umgehen - und damit ein Netflix-Angebot wahrnehmen, das es in ihrem Land gar nicht gibt.

Damit soll jetzt Schluss sein. Es werde "in den kommenden Wochen auch mit Proxy-Servern und Mechanismen zur Umgehung von Zugriffsbeschränkungen nicht mehr möglich sein, auf Inhalte zuzugreifen, die in der eigenen Region nicht verfügbar sind", schreibt David Fullagar, Vice President of Content Delivery Architecture bei Netflix, in einem Blogeintrag. Um das durchzusetzen, werde das Unternehmen auf "branchenübliche Technologien" zurückgreifen.

Netflix kauft die Rechte für das Streaming von den Urhebern der Filme, Serien und anderen Inhalten. Diese können Beschränkungen vereinbaren, für welche Länder sie die Rechte gewähren. Deshalb unterscheidet sich das Angebot des Dienstes von Land zu Land: Manche Serien, die in den USA zu sehen sind, wie zum Beispiel "The Walking Dead", können Nutzer in Großbritannien nicht abrufen - es sei denn, sie simulieren mit der Technik, dass sie sich in den USA befinden. Denn die technische Entwicklung hat die Lizensierungspraxis überholt.

Auch in Staaten mit restriktiver Internetpolitik sind VPNs nützlich

In Staaten mit einer restriktiven Internetpolitik wie beispielsweise China helfen Proxy-Server und VPN den Menschen, Beschränkungen zu umgehen. Die Geschäftsbedingungen von Netflix untersagen Abonnenten, diese Mittel zu nutzen. Trotzdem ist der New York Times zufolge wegen Netflix die weltweite VPN-Nutzung stark angestiegen.

Wie viele Menschen genau Netflix auf diesem Weg nutzen, ist unklar, weil VPN-Nutzer für das Unternehmen schwer zu finden sind. Schätzungen gehen von Millionen aus.

Das Magazin Wired vermutet, dass Netflix mit dem harten Durchgreifen möglicherweise seine eigene Verhandlungsposition gegenüber den Filmschaffenden stärken möchte: Wenn sie möchten, dass ihre Filme angeschaut werden, müssen sie globale Rechte erteilen. Von Netflix selbst produzierte Inhalte wie die Serie "House of Cards" könnten profitieren, da Netflix sie einfach weltweit verfügbar machen kann. Doch selbst die dritte Staffel von "House of Cards" war im US-Netflix bereits drei Monate zu sehen, ehe deutsche Nutzer sie - ohne Tricks - anschauen konnten.

Die einzigen Teile der Welt, in denen Netflix offiziell nicht verfügbar ist, sind China, Nordkorea, Syrien und die Krim - es sei denn, die Menschen nutzen VPN.

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