Falschmeldungen bei Wikipedia:Der einsame Mann im Mond

Zehn Jahre Wikipedia, zehn Jahre copy & paste für Journalisten, Schüler und Studenten. Doch Abschreiben will gelernt sein: die kuriosesten Falschmeldungen.

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Neue Insel?

Quelle: ddp

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Zehn Jahre Wikipedia, zehn Jahre copy & paste für manche Journalisten, Schüler und Studenten. Doch Abschreiben ist nicht ungefährlich: Wikipedia sei voller Fehler, jede Supermarktkassiererin könne im Online-Lexikon Unsinn verbreiten, sagen Kritiker. 

Nun ja, es gab und gibt tatsächlich fehlerhafte Einträge. Doch nicht alle dürften auf die Supermarktkassiererin zurückgehen. Wir zeigen die kuriosesten Falschmeldungen:

Mehr als zehn Monate existierte in der englischsprachigen Wikipedia ein Artikel über die Insel Porchesia vor der syrischen Küste. Doch das Eiland mit dem schönen Namen existiert gar nicht: Im September 2006 flog der Schwindel auf.

Das Eiland auf dem Bild gibt es tatsächlich und dafür könnten sich Wikipedianer auch schon mal einen Namen überlegen: Die Sandbank nordöstlich der Insel Borkum könnte, da sie bei bei normalem Hochwasser nicht mehr von der See überspült wird, zu einer Insel werden.

Erich Honecker

Quelle: dpa

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Honecker grüßt schon lange nicht mehr von der DDR-Bühne, doch bei Wikipedia fand der der Geist des Zentralkomitees der SED und dessen marxistisch-leninistische Staatsphilosophie kurzzeitig ein Zuhause:  Im November 2005 wurde bekannt, dass fast der gesamte Bereich Philosophie mit Artikeln aus älteren DDR-Lexika gefüllt worden war.

MUSEUMSPROJEKT FEIERT KARL V.

Quelle: DPA

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Gegenstand einer weiteren Wikipedia-Posse waren nicht der hier auf dem Bild zu sehende Karl V. mit Ulmer Dogge aus dem Jahr 1532-1533, sondern dessen Maler Tizian und der Ex-Premier von Großbritannien, Gordon Brown.

Dieser hatte sich während einer Parlamentssitzung mit dem Renaissancekünstler verglichen, der mit zunehmendem Alter immer besser geworden und schließlich mit 90 Jahren gestorben sei. Der damalige Tory-Chef und jetztige Premier David Cameron keifte zurück, dass Tizian bereits mit 86 Jahren gestorben sei. Um bei dieser Debatte auf der ganz sicheren Seite zu stehen, änderte nun daraufhin ein Tory-Mitarbeiter den Wikipedia-Eintrag des Malers und änderte das Todesjahr von 1576 auf 1572.

Dumm nur, dass der Tory-Mitarbeiter einen Rechner der Geschäftsstelle nutzte. Noch dümmer, dass er mit dem Sterbedatum die bekannte Tatsache änderte.  Denn der Maler starb am 27. August 1576 an der Pest, unklar ist dagegen, wann er geboren wurde: irgendwann zwischen 1486 und 1490.

Der letzte deutsche Kaiser - Wilhelm II.

Quelle: dpa

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Adel verpflichtet, zu mindestens zehn Vornamen: Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Doch Stopp: den "Wilhelm" schmuggelte ein anonymer Autor in den Wikipedia-Eintrag Guttenbergs nach dessen Ernennung zum Bundeswirtschaftsminister im Februar 2009. Zahlreiche Medien übernahmen den falschen Wilhelm. 

Auf dem Foto ist übrigens der echte Wilhelm zu sehen, Wilhelm II. der mit lediglich den vier Vornamen Friedrich Wilhelm Viktor und Albert auskommen musste.

NASA file image shows Buzz Aldrin on the moon next to the Lunar Module Eagle

Quelle: Reuters/NASA

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Zu den zahlreichen Medien, die dem falschen Wilhelm aufsaßen, gehörte auch die Süddeutsche Zeitung. Dabei hatte sie vor Jahren schon mal selbst Fälschungen bei Wikipedia untergebracht, um zu zeigen, wie fragwürdig das Online-Lexikon sei.

So stand 36 Minuten zusätzlich zu "21. Juli 1969. Neil Armstrong betritt um 3 Uhr 56 MEZ als erster Mensch den Mond." online: "Er fühlt sich schnell alleine, und da es nicht mal was zu trinken gibt, geht er bald wieder."

Noch mehr ´Gammelfleisch" in Deutschland

Quelle: dpa/dpaweb

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Nicht immer haben Wikipedia-Fälscher derart viel Humor wie der Guttenberg-Anonymous oder die Kollegen. Da gibt es nämlich noch: FBI, RWE, CSU, Wal-Mart. Real, MLP, Spiegel-Verlag, Axel Springer AG, Amnesty International et cetera, et cetera. Alle genannten Firmen und Organisationen haben eins gemeinsam: Sie alle haben ihre Wikipedia-Einträge aufgehübscht, poliert - um nicht zu sagen manipuliert.

Doch selbstverständlich gibt und gab es Konrollinstrumente, die diese Eigen-PR aufgedeckt haben: der Wikiscanner, der gerade überarbeitet wird, und das Projekt Wiki-Watch klären auf und klopfen den Manipulatoren gehörig auf die Finger.

Steinlaus

Quelle: Pschyrembel

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Fingierte Lexikon-Artikel finden sich aber nicht nur bei Wikipedia. Auch viele gedruckte Werke erfeuen den Leser mit sogenannten Nihilartikeln. Das bekanntestes Beispiel: die Steinlaus im Pschyrembel. Das possierliche kleine Tierchen aus der Feder von Loriot erheitert seit 1982 die Leser des medizinischen Nachschlagewerkes.

Frau bügelt

Quelle: Getty Images

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Manchmal tauchen bei Wikipedia auch Behauptungen auf, die mehr sind als alberne Fälschungen, sie sind Zeitgeist pur: Die Siegerprämie des DFB für die Europameisterschaft im Frauenfußball 1989 war für jede Spielerin: ein Kaffeeservice.

Weil das einem Wikipedia-User ein bisschen wenig erschien, fügte er noch ein Bügelbrett hinzu. Wie gut er den Geist des DFB getroffen hatte, merkte der Fälscher spätestens, als Ex-Bundespräsident Horst Köhler diese angebliche Siegprämie bei der Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die Spielerinnen der Deutschen Fußballnationalmannschaft erwähnte.

© sueddeutsche.de/bön
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