Facebook-Studie:Mein Geschlecht, meine Hautfarbe, meine Drogen

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Drogenkonsum, Intelligenz oder Wahlverhalten: Wissenschaftler können aus Angaben auf Facebook weit mehr ablesen, als Nutzer dort jemals preisgegeben haben.

Sie haben niemals auf Facebook über Ihr Wahlverhalten bei der letzten Wahl geschrieben? Auch nie darüber, ob Ihre Eltern sich vor kurzem scheiden lassen haben? Oder welcher Religion Sie angehören? Egal, denn das tut eh nichts zur Sache. Mit einiger Wahrscheinlichkeit können Wissenschaftler trotzdem über so private Informationen Auskunft geben. Das behauptet zumindest eine jetzt veröffentlichte Studie.

Es sage viel über das Leben und die Ansichten von Internetnutzern aus, wo sie den Facebook-Knopf "Gefällt mir" klicken, schreiben Forscher der britischen Universität Cambridge und des US-Softwarekonzerns Microsoft. Sie lasen aus den öffentlich einsehbaren Daten unter anderem das Geschlecht, die sexuelle Präferenz oder die Tatsache heraus, dass sich die Eltern eines Nutzers gerade haben scheiden lassen.

Der "Gefällt mir"-Knopf (im englischen Original heißt er "Like") ist ein zentrales Element auf Facebook: Mit ihm können Nutzer des Onlinenetzwerks zum Beispiel ausdrücken, ob sie eine Seite auf Facebook oder einen Link im Internet gut finden. Diese Daten sind standardmäßig öffentlich sichtlich - es sei denn, der Nutzer schränkt dies gezielt ein.

Daten von 58.000 Freiwilligen ausgewertet

Die Forscher griffen auf die Daten von 58.000 Freiwilligen zurück, die zusätzlich persönliche Angaben und die Ergebnisse eines psychometrischen Tests lieferten. Diese Datensammlung analysierten die Wissenschaftler mithilfe von Algorithmen, wie sie beispielsweise auch für persönlich zugeschnittene Werbung verwendet werden. Mit 88-prozentiger Wahrscheinlichkeit konnten sie dadurch das Geschlecht der Nutzer vorhersagen, mit 95-prozentiger Sicherheit unterschieden sie weiße von schwarzen US-Bürgern. Ebenfalls sehr genaue Ergebnisse lieferte die Analyse für den Beziehungsstatus, die Religionszugehörigkeit und Drogenmissbrauch.

Dabei halfen nicht immer offensichtliche Angaben: Zwar klickten Anhänger der US-Demokraten öfters beim Weißen Haus auf "Gefällt mir" und Republikaner eher bei George W. Bush. Doch ließen sich etwa vom Musik- und Filmgeschmack Aussagen über die Intelligenz ableiten. Die Forscher zeigten in ihrer Analyse, dass Menschen mit einem hohen Intelligenzquotienten "Gefällt mir" eher bei der politischen Satiresendung "Colbert Report" oder dem Filmklassiker "Der Pate" klickten. Facebook-Nutzer mit einem geringeren Intelligenzquotienten setzten ihre "Likes" hingegen eher bei Harley-Davidson und dem Sänger Bret Michaels der Rockband Poison.

© Süddeutsche.de/AFP/pauk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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