Entwicklerkonferenz WWDC:Apple präsentiert sein Luxus-Macbook

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Wer erwartet hatte, dass Apple bei der Entwicklerkonferenz WWDC Details zu seinen Fernseh-Plänen verraten würde, wurde enttäuscht. Dennoch konnte das Unternehmen einige Neuerungen präsentieren: So erhalten iPhone und iPad einen eigenen Kartendienst und die Apple-Jünger ein neues und teureres Modell des Macbooks.

Johannes Kuhn

Nur selten bittet der chronisch verschwiegene Apple-Konzern seine Jünger zum Hochamt - doch wenn es so weit ist, kann der US-Technologiekonzern mit zahlreichen Pilgern rechnen: In weniger als zwei Stunden waren die 5000 Tickets für Apples einwöchige World Wide Developer Conference (WWDC) in San Francisco vergriffen. Und das, obwohl eine Eintrittskarte mehr als 1500 Dollar kostete.

Die Erwartungen an die erste WWDC nach dem Tod von Firmengründer Steve Jobs waren durch zahlreiche Gerüchte im Vorfeld nochmals angeheizt worden, gilt die traditionelle Eröffnungspräsentation doch als Schaufenster in die Zukunft der Apple-Software. Ein eigener Kartendienst, neue Macbooks und Details über das mysteriöse TV-Gerät, an dem Apple arbeiten soll - kaum ein Thema, zu dem die Technologieblogs keine Theorie und vermeintliche Insiderinformationen auf den Markt warfen.

Nachdem Firmenchef Tim Cook bei seinem Auftritt das klassische Apple-Narrativ der Superlative (400 Millionen Kunden des App-Stores, 650.000 Apps, 30 Milliarden heruntergeladene Mini-Programme) abgearbeitet hatte, verkündeten er und Marketing-Chef Phil Schiller einige Neuerungen:

[] Das Macbook Pro erhält ein neues, mit 1,8 Zentimetern Tiefe deutlich dünneres 15-Zoll-Modell, das aber mit einem Einstiegspreis von 2279 Euro um einiges teurer als die bisherige Serie ist. Verkaufsstart und Preis in Deutschland sind noch nicht bekannt. Mit dem hochauflösenden Retina-Display setzt Apple dabei auf die Bildschirmtechnik, die schon in das aktuelle iPad eingebaut wurde.

Insgesamt soll das Gerät nur 2,02 Kilogramm wiegen, was auch daran liegt, dass Apple auf ein CD/DVD-Laufwerk verzichtet - ebenso wie auf einen Ethernet-Anschluss. Der Flash-Speicher kann auf bis zu 768 Gigabyte aufgerüstet werden, der Arbeitsspeicher bis auf 16 Gigabyte. Auch die aktuellen Modelle von Macbook Pro und Macbook Air erhalten die schnelleren Prozessoren auf der Basis des Intel-Mikrochips Ivy Bridge.

[] Apple nimmt Abschied von Google Maps: Statt des Produkts des Konkurrenten bietet Apple in der nächsten Version des Mobil-Betriebssystems für iPhone und iPad seinen eigenen Kartendienst an. Unter anderem hat das Cook-Unternehmen dafür einen eigenen Verkehrsservice gebaut, der Hinweise über Unfälle und Staus liefern soll. Die Daten dürften eine anonymisierte Auswertung von iOS-Standortinformationen liefern. Die Kartensoftware liefert wie ein Navigationsgerät Fahrbefehle, hat den Sprachassistenten Siri integriert und zeigt eine 3-D-Ansicht einiger Städte aus der Luft. Eine solche Funktion hatte Google erst vor wenigen Tagen angekündigt.

[] Weitere neue Funktionen bei iOS 6, das in einiger Zeit für Smartphones ab iPhone 3GS, das iPad 2 und 3 sowie iPods der vierten Generation erhältlich sein wird: Siri erhält ein Update und Zugriff auf die Kino-Datenbank Rottentomatoes.com und das Buchungssystem OpenTable. In den kommenden zwölf Monaten soll der Sprachassistent in einige Modelle von Autobauern wie BMW, General Motors, Mercedes, Toyota oder Audi eingebaut werden.

Neben Twitter wird nun auch Facebook komplett in das Mobil-Betriebssystem, aber auch in die Mac-Oberfläche integriert, zahlreiche Menüs sowie der App-Store erhalten einen Knopf, um Inhalte bei Facebook zu teilen. Der Videochat Facetime funktioniert künftig auch über UMTS, ein neuer Ruhemodus versteckt Anrufe und Nachrichten, ohne dass der Nutzer den Flugmodus aktivieren muss. iOS-Nutzer können zudem künftig Bilder mit ihren Freunden teilen - eine Funktion, die stark der entsprechenden Facebook-Technik ähnelt. Mobile Flug- und Kinotickets sind in einer eigenen App mit Namen "Passbook" speicherbar.

[] Wenig überraschende Neuigkeiten gab es zur nächsten Version des Mac-Betriebssystems. Mountain Lion soll den Computer kommunikativer machen: Über Mitteilungen und Nachrichten soll es zu einer Kommunikationszentrale werden, erstmals hat Apple eine Diktiersoftware in das System integriert. Das Verteilen von Inhalten über Twitter und Co. ist nun aus einzelnen Programmen möglich, ähnlich wie es bereits jetzt bei Android der Fall ist. Der Preis für das Upgrade soll in den USA bei 19,99 Dollar liegen, in Deutschland soll es 15,99 Euro kosten.

[] Um auf dem wichtigen chinesischen Markt zu bestehen, hat Apple dort den Mikrobloggingdienst Sina Weibo und die Suchmaschine Baidu in iOS 6 integriert. Für westliche Nutzer ist dies nicht relevant, es zeigt allerdings, dass Apple mit aller Macht am dortigen Smartphone-Wachstum teilhaben möchte.

Fazit:

Insgesamt lieferte Apple bei der WWDC-Keynote einige Weiterentwicklungen seiner bekannten Produkte, aber keine weltbewegenden Veränderungen oder Hinweise auf die Strategie im TV-Markt. Die Abkehr von Google Maps war aufgrund der Konkurrenzsituation auf dem Smartphone-Markt absehbar, dürfte aber dem ersten Eindruck nach für die Nutzer keine Qualitätseinbußen bedeuten. Die neue Macbook-Generation zeigt, dass Apple bei den Gewinnmargen weiterhin Luft nach oben sieht; was iOS 6 wirklich wert ist, wird sich erst bei der für den Herbst erwarteten Vorstellung des nächsten iPhones herausstellen.

Der Aktienkurs pendelte nach Ende der Präsentation leicht unter dem Ausgangskurs vom Montag - ein Zeichen dafür, dass die Börsianer sich zwar mehr erhofft hatten, aber die Grundsatz-Strategie von Cook derzeit nicht in Frage stellen. Im Laufe dieses Jahres hatte der Apple-Kurs 45 Prozent zugelegt, derzeit liegt er bei etwa 575 Dollar.

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