Bitcoin:Ist ein Craig Wright wirklich Mr. Bitcoin?

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Bricht der Erfinder der künstlichen Währung sein Schweigen? Im Internet tauchen kurz nach einem mysteriösen Blogeintrag erste Zweifel auf.

Von Hakan Tanriverdi, New York

Eines der am besten gehüteten Geheimnisse im Internet soll gelüftet worden sein: Ein Mann namens Craig Wright gibt vor, Satoshi Nakamoto zu sein.

Also jene Legende, die hinter der Digital-Währung Bitcoin steckt. Sieben Jahre lang wurde spekuliert, und nun stellt sich zum ersten Mal eine Person in die Öffentlichkeit und behauptet, der Bitcoin-Erfinder zu sein - und wird nicht sofort ausgelacht.

Bitcoins sind eine Währung, deren Kurs schwanken kann und deren Erfinder sich sicher war, dass Geld nicht in die Hände einer Zentralbank gehört - und damit das so bleibt, ist die Kryptografie hinter dem System, Blockchain genannt, derart komplex, dass es von modernen Rechnern nicht geknackt werden kann. Das System kann also nicht von außen gesteuert werden. Die Blockchain gilt als technisch brillant.

Wirrwarr aus Zahlen und Buchstaben

Im Januar 2009 wurde das System Bitcoin in einem akademischen Aufsatz vorgestellt. Der Name tauchte zum ersten Mal auf: Satoshi Nakamoto. Ein Bitcoin war damals noch keine Hunderte Euro wert, die Community sehr klein. Nakamoto warb für seine Idee eines Geldes, das nicht beliebig nachgedruckt werden kann. Das Prinzip Bitcoin setzte sich durch, fand eine Gefolgschaft - der Erfinder selbst verabschiedete sich 2011 aus der Öffentlichkeit.

Auf seiner Webseite veröffentlichte Wright einen Blogpost. Er beginnt mit einem Zitat. "Wenn ich mit Jean-Paul Sartre unterschreibe, ist das nicht dasselbe, als wenn ich mit Jean-Paul Sartre, Nobelpreisträger, unterschreibe." Darauf folgt ein Block aus 98 Zeichen, ein Wirrwarr aus Zahlen und Buchstaben. Diese 98 Zeichen sollen, das wird zumindest nahegelegt, mit einem digitalen Schlüssel gesichert worden sein. Mathematisch ließe sich so errechnen und prüfen, ob Wright wirklich im Besitz jenes Schlüssels ist, der Satoshi gehören soll. Das wäre ein starker Beweis.

Hinzu kommt, auch Gavin Andresen glaubt, dass Wright wirklich Satoshi ist. Andresen ist seit 2011 einer der Chef-Entwickler von Bitcoin. Sollte Wright wirklich Satoshi Nakamoto sein, wäre er im Besitz von Bitcoins, deren Gesamtsumme sich auf 449 Millionen US-Dollar belaufen sollen. Doch warum will Wright plötzlich in das Rampenlicht, nachdem er es jahrelang vermieden hat? Im Interview mit dem Economist erklärt er, dass ihm die mediale Öffentlichkeit im Jahr 2011 zu groß geworden war. Also verabschiedete er sich. Nun hingegen wolle Wright, dass keine Fehlinformationen über ihn verbreitet werden.

Doch Stunden nach Erscheinen des Beitrags werden Zweifel laut. Auf der Webseite Reddit wird der 98-Zeichen-Block decodiert - er soll nicht die Sartre-Botschaft enthalten, sondern nur eine Transaktionsbestätigung - dass also Geld von A nach B überwiesen wurde. "Es sieht so aus, als ob Craig Wright bewiesen hätte, dass er nicht Satoshi ist", schreibt Martti Malmi. Er hatte während der Gründungsphase von Bitcoins ununterbrochen in Kontakt mit Satoshi gestanden.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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