Skurrile Nebenjobs für Studenten:Einmal Trauzeugin: 100 Euro

Kellnern kann jeder. Aber haben Sie das nötige Mimik-Repertoire, um die Hochzeit von zwei völlig Fremden zu bezeugen? Skurrile Studentenjobs - von buchbarer Trauzeuge bis selbständiger Kutscher.

Von Hanna Voß

5 Bilder

Selbstständiger Kutscher Carl Layer

Quelle: Carl Layer

1 / 5

Selbständiger Kutscher

Seit drei Jahren spannt Carl Layer aus Gauting bei München regelmäßig seinen Wallach Pegasus vor die Kutsche (im Bild), fährt Paare bei Mondschein und Kinder zum Geburtstag durch den Wald. Jegliche Extras neben dem Medizinstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München verdient sich der 19-Jährige als selbständiger Kutscher: "Einen anderen Nebenjob könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen."

Kutscher ist der richtige Job für mich, wenn ...

... ich - na klar - ein Pferd besitze. Im Idealfall eines, das an Kutschfahrten Spaß hat. Pegasus ist ein Bayerisches Warmblut, er hat die körperlichen Voraussetzungen und die notwendige Charakterstärke. Auch wenn ein Haufen Kinder um ihn herumturnt, bleibt er ruhig. Mitbringen muss ich Kreativität: Wenn Carl Layer im Mondschein Paare durch den Wald fährt, serviert er eine italienische Feinkost-Platte; im Winter sorgt er für Decken, Fackelbeleuchtung und Glühwein. Und bei den Kindergeburtstagen bietet er ein ganzes Nachmittagsprogramm - Schnitzeljagd und Hufe-Auskratzen inklusive.

So werde ich Kutscher:

Erst einmal muss ich Geld ausgeben. Ein Kutschwagen und der entsprechende Führerschein sind nicht billig. Wenn ich zudem in einer nicht unbedingt sehenswerten Stadt lebe, muss die Kutschfahrt auf andere Weise ansprechend gestaltet werden. Inspiration gibt es auf der Webseite von Carl Layer.

Verdienst

Die finanzielle Vorleistung zahlt sich allerdings aus: Für Kindergeburtstage nimmt Carl Layer beispielsweise inklusive aller Extras 195 Euro. Mit Pegasus macht der Student etwa eine Ausfahrt in der Woche, so verdient er sich zwischen 500 und 600 Euro im Monat dazu.

Hochzeit von William und Kate

Quelle: dpa

2 / 5

Buchbarer Trauzeuge

Als buchbarer Trauzeuge kann ich Menschen einen Gefallen tun, die ohne Familie und Freunde heiraten - ob freiwillig oder nicht. Ich begleite sie zum Standesamt und bezeuge ihre Vermählung. Leichter kann man sein Geld kaum verdienen. Die 20-jährige Psychologiestudentin Leah Goebel aus Dortmund hat schon einmal mitgemacht und würde es jederzeit wieder tun. Doch "leider gibt es solche Angebote nicht ganz so oft".

Buchbarer Trauzeuge ist der richtige Job für mich, wenn ...

... ich gut ein ergriffenes Gesicht aufsetzen (für die Fotos) und vielleicht sogar auf Kommando weinen kann (für die Stimmung). Wenn ich allerdings in derartigen Situationen nicht ernst bleibe und mich womöglich bei der Eheschließung kaputtlache, wird das Brautpaar kaum erfreut sein. Mitbringen sollte ich einen gültigen Personalausweis. "Und vielleicht Taschentücher", rät Leah. Aufgrund der eingeschränkten Auftragslage ist das Trauzeugen-Dasein eher als Zweit- oder Drittjob geeignet.

So werde ich Trauzeuge:

Hin und wieder sollte ich einen Blick in die Zeitung werfen. In Zeitschriften wie dem Coolibri zum Beispiel, einem Anzeigenblatt und Veranstaltungskalender für die Region Rhein/Ruhr, stößt man immer wieder auf ungewöhnliche (Job-) Angebote.

Verdienst

Variabel: Verdienen kann ich das, was das jeweilige Brautpaar zu zahlen bereit ist. Zu rechnen ist aber mit mindestens 20 Euro für einen Standesamtbesuch. Für "ihre" Hochzeit, verrät Leah, habe sie 100 Euro bekommen.

Im Bild: Kate und William nach ihrer Trauung im Oldtimer - das royale Paar spannte seine Geschwister als Trauzeugen ein.

Hausschuhe im Büro

Quelle: iStock

3 / 5

Informationssammler

Informationssammler recherchieren und bearbeiten Daten für Firmen und schreiben Texte. Will ein Textilunternehmen beispielsweise wissen, was für Übergangsjacken die Konkurrenz im Angebot hat und zu welchem Preis, erstelle ich als Infosammler eine Übersicht. Oder ich schreibe eine Produktbeschreibung für den neuen Herbstmantel der Klamottenlinie, möglichst suchmaschinenoptimiert, versteht sich. Informationssammler arbeiten in der Regel von zu Hause aus.

Informationssammler ist der richtige Job für mich, wenn ...

... ich Student bin. Denn ich kann selbst entscheiden, wann und wie lange ich arbeiten möchte. Flexibler geht's kaum. Ein gutes Sprachgefühl und Fremdsprachenkenntnisse schaden aber nicht; letztere erweitern meinen potenziellen Arbeitgeberkreis. Allerdings: Wenn ich nicht gerne von zu Hause aus und am Computer arbeite, werde ich schnell den Spaß an der Arbeit verlieren. Auch notorische Prokrastinierer sind im falschen Job, denn Informationssammler brauchen eine gewisse Selbstdisziplin, um sich regelmäßig an den Schreibtisch zu setzen - sonst stehen am Ende des Monats "Spaghetti mit Ketchup" auf dem Speiseplan.

So werde ich Informationssammler:

Über die deutschsprachige Internetseite Crowdguru kann ich Jobangebote einsehen und mich bewerben. Im Netz existieren aber auch viele andere Crowdsourcing-Seiten. Zum Beispiel die englischsprachigen Plattformen: Crowdfunder, Crowdcube oder auch Clickworker.

Verdienst

Für Aufträge, die ein paar Sekunden dauern, gibt es manchmal nur Cent-Beträge, für einen längeren Text bis zu 16 Euro. "Wir versuchen, das so zu managen, dass unsere Gurus acht Euro die Stunde verdienen", sagt Philipp Hartje, Sprecher des deutschen Anbieters Crowdguru.

Erschrecker, "KRAKE lebt!", Heide Park

Quelle: Andreas Langensee; Heide Park

4 / 5

Erschrecker im Freizeitpark

Blutverschmierte Krankenschwestern, Axtmörder und verstörte Seelen - in vielen Freizeitparks wimmelt es nur so von Gruselgestalten. Sie streifen umher und ängstigen die Besucher, die sich das gerne gefallen lassen. Im Heide-Park im niedersächsischen Soltau gibt es seit 2012 das Horror-Kabinett "Krake lebt!". Dort arbeitet der Schauspielstudent Julian Sylva als professioneller Erschrecker.

Erschrecker im Freizeitpark ist der richtige Job für mich, wenn ...

... ich schauspielerisches Talent besitze. Bin ich eine eher schüchterne und introvertierte Person oder habe Angst im Dunkeln, sollte ich mir besser eine andere Nebenbeschäftigung suchen. Und: "Belastbar sollte man definitiv sein", so Sylva. "Das Ganze ist auch körperlich anstrengend. Immerhin muss man fünf Stunden am Stück jeder neuen Gruppe das Gefühl vermitteln, sie sei die erste an diesem Tag." Am Wichtigsten sind Motivation, Disziplin und Spaß am Umgang mit und der Nähe zu Menschen.

So werde ich Erschrecker:

Ich informiere mich bei dem Freizeitpark in meiner Nähe und frage, ob gerade Erschrecker gesucht werden.

Verdienst

Ein Erschrecker in Soltau verdient nach Parkangaben 8,50 Euro in der Stunde.

-

Quelle: AFP

5 / 5

Spieletester

Spieleentwickler suchen im Bereich der "Quality Assurance" (Kurz: QA, zu Deutsch: Qualitätssicherung) immer wieder nach Game-Testern. Philipp Billing macht bei Bigpoint, einem Hamburger Unternehmen, das sich auf kostenlose Onlinespiele spezialisiert hat, ein bezahltes Praktikum. 20 Stunden in der Woche testet der Student neue Spiele und registriert Fehler. Er notiert alles, was einen Nutzer stören könnte.

Spieletester ist der richtige Job für mich, wenn ...

... ich eine Affinität zu Computerspielen habe. Denn wer Erfahrung hat, dem fallen Mängel wesentlich schneller auf. Mehr Spaß macht es dann natürlich auch. Wenn "World of Warcraft" bei mir hingegen nur Fragezeichen auslöst, ich zu Kopfschmerzen neige oder eine Sehschwäche habe, sollte ich mir etwas anderes überlegen. Geduld und einen Drang zur Perfektion muss ich mitbringen. Denn: "Es geht darum, die Ecken und Kanten im Spiel zu finden und sie auszubügeln", sagt Billing. "Wer nur stundenlang zocken möchte, ist in dem Job falsch. Man muss konzentriert und aufmerksam an die Sache herangehen."

So werde ich Spieletester

Oft suchen Firmen über die sozialen Netzwerke nach Game-Testern, die nur für zwei Stunden bei ihnen vorbeikommen. So war es auch bei dem 20-Jährigen, der dann aber bei Bigpoint blieb.

Verdienst

Bei einem bezahlten Praktikum gibt es ab 450 Euro im Monat, je nach Arbeitspensum. Billing arbeitet 20 Stunden pro Woche, das Praktikum ähnelt also einem Nebenjob. Für die kurzen Spieletests bei Bigpoint vor Ort in Hamburg, die man neben dem Studium immer wieder machen kann, gibt es bis zu 20 Euro pro Stunde.

© SZ.de/holl/jobr
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: