Schule:Was bedeuten die Sommerferien für Lehrer?

Schule: Endlich Ferien!

Endlich Ferien!

(Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Die letzten Bundesländer starten in die großen Ferien. Eine wichtige Zeit für Schüler - und ihre Lehrer.

Von Matthias Kohlmaier

Die Leserfrage

Als Schülerin freue ich mich natürlich sehr auf die beginnenden Sommerferien. Wie geht es da den Lehrern und ärgern sie sich über blöde Sprüche à la "Jetzt hat der sechs Wochen am Stück bezahlten Urlaub, wo er doch sonst auch nur halbtags arbeitet"?

Die Antwort

Ungefähr 15 Wochen (je nach Lage der Feiertage) hat ein bayerischer Lehrer pro Kalenderjahr Ferien. Dass da manch normaler Arbeitnehmer murrt, ist einerseits verständlich, hat andererseits aber auch mit einer Menge Halb- bis Unwissen zu tun. Denn unterrichtsfreie Zeit bedeutet für Lehrkräfte nicht zwingend dienstfreie Zeit.

Wie die Ferien eines Pädagogen ungefähr ablaufen und was es über sein Gehalt währenddessen zu wissen gibt, steht ausführlich erklärt in diesem Schulratgeber aus dem vergangenen Dezember. Nun aber zurück zu den eigentlich Fragen. Da diese freilich nur die Betroffenen beantworten können, haben wir mit zwei Lehrkräften über ihre Ferien gesprochen:

Das sagt der Mittelschullehrer

"Wer uns Lehrern die Ferien missgönnt, hat von dem Beruf absolut keine Ahnung. Mit meinem normalen Unterricht, den Konferenzen und Elterngesprächen, den Korrekturen und der Unterrichtsnach- und vorbereitung habe ich während des Schuljahres meist eine 60-Stunden-Woche - von wegen gut bezahlter Halbtagsjob.

Für mich - und den allermeisten Kollegen geht das genauso - sind die Sommerferien die wichtige Zeit im Jahr, wo wir Kräfte sammeln können und auch müssen. Nur so kann ich garantieren, dass ich danach wieder zu hundert Prozent für meine Schüler da sein kann. Ich will bis zum regulären Rentenalter fit bleiben, was längst nicht allen Kollegen vergönnt ist. Damit das klappt, braucht es, wie bei jedem anderen Arbeitnehmer auch, Zeit, in der man nicht an den Job denken muss."

"Ich kann den Neid von Bekannten verstehen"

Das sagt die Gymnasiallehrerin

"Mir ist klar, dass ich in einer privilegierten Position bin. So viel Freizeit wie im Lehrberuf hat man wohl in kaum einem anderen Bereich. Gerade als langjährige Lehrerin, die zudem Fächer unterrichtet, in denen nicht jedes Jahr das Rad neu erfunden werden muss, habe ich gewöhnlich etwa eine 40-Stunden-Woche.

Ich habe mir über viele Jahre einen großen Fundus an Lehrmaterialen und Prüfungsaufgaben erarbeitet, von dem ich Teile des Jahres bestreiten kann. Was natürlich nicht heißt, dass ich jedes Schuljahr das Standardprogramm abspule, das wäre mir selbst zu fad. Es heißt aber sehr wohl, dass ich mir die Kräfte besser einteilen kann als seinerzeit als Junglehrerin.

Dass die Sommerferien eine schöne und entspannte Zeit für mich sind, kann und will ich nicht bestreiten. Manchmal kann ich den Neid von Bekannten gut verstehen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich nicht nur in einem Job arbeiten kann, den ich auch nach vielen Jahren noch gerne mache. Ich bin auch glücklich darüber, dass ich einmal pro Jahr die Akkus ausführlich aufladen kann und viel Zeit für mich habe. Und eigentlich finde ich, dass jeder Mensch so arbeiten dürfen sollte."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: