Weihnachtspostamt Himmelstadt:Energietee fürs Christkind

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Schreiben Kinder an das Christkind, landen die Briefe im Weihnachtspostamt Himmelstadt. Leiterin Rosemarie Schotte über kuriose Kinderwünsche.

Isabel Meixner

Jahr für Jahr schreiben Tausende Kinder an das Christkind. Die Briefe landen im unterfränkischen Himmelstadt. Die 70-jährige Rosemarie Schotte leitet das dortige Weihnachtspostamt seit 1994 und beantwortet mit ihren ehrenamtlichen Helfern jeden einzelnen Brief. Das Rückporto übernimmt die Deutsche Post.

Rosemarie Schotte ist Leiterin des Weihnachtspostamtes in Himmelstadt. Vergangenes Jahr hat sie mit ihren Helfern 68.500 Briefe beantwortet. (Foto: dapd)

sueddeutsche.de: Frau Schotte, haben Sie als Kind an das Christkind geglaubt?

Rosemarie Schotte: Jedes Jahr habe ich einen Brief geschrieben und auf die Fensterbank gelegt, damit das Christkind ihn abholt. An Heiligabend habe ich durch das Schlüsselloch in Wohnzimmer geschaut, um einen Blick auf das Christkind zu erhaschen - immer vergeblich.

sueddeutsche.de: Glauben heute noch viele Kinder an das Christkind?

Schotte: Im ersten Jahr kamen 3500 Briefe im Weihnachtspostamt an. Im vergangenen Jahr haben wir 68.500 Briefe beantwortet. Ein Kind hat einmal geschrieben: "Entschuldigung, ich habe deine Geschenke angeguckt. Ich hoffe, wir bleiben trotzdem Freunde." Die Kinder glauben also sehr wohl an das Christkind.

sueddeutsche.de: Kommen die Briefe alle aus Deutschland?

Schotte: Uns erreichen auch Briefe aus fernen Ländern: Australien, USA, Ecuador oder Kasachstan. Es sind auch exotische Länder dabei wie die Philippinen, Taiwan oder Madagaskar. Oft bitten uns Großeltern, ihren ausgewanderten Enkeln einen Brief zu schicken. Die zeigen den Brief ihren Freunden - und so spricht sich das mit dem Weihnachtspostamt herum, nehme ich an.

sueddeutsche.de: Sie leiten seit 1994 das Weihnachtspostamt. Wie bewältigen Sie das?

Schotte: Für uns ist die Vorweihnachtszeit natürlich Stress hoch drei. Mein Mann und ich haben 36 Helfer. Die meisten sind Rentner, die jeden Tag zwei bis drei Stunden Briefe beantworten - und das sechs Wochen lang, ohne Geld.

sueddeutsche.de: Was steht in den Briefen drin?

Schotte: Die meisten wünschen sich, dass ihre Eltern weniger streiten und dass sie viel Zeit mit ihren Eltern verbringen können. Einige schreiben auf, was sie bedrückt, und bitten darum, dass ihr Vater wieder Arbeit findet. Ganz wichtig ist auch das Thema Haustiere. Ein Kind wollte wissen, ob wir seinen toten Hasen im Himmel gesehen haben und ihm ein Bussi geben können.

sueddeutsche.de: Wie ergreifend!

Schotte: Es ist manchmal auch ein wenig kurios, mit welchen Dingen sich die Kinder beschäftigen: Ein Mädchen hat Energietee geschickt, damit dem Christkind nicht die Kraft ausgeht, ein Junge hat sich besorgt erkundigt, ob das Christkind die Schweinegrippe hat und ihm sein Geschenk womöglich nicht bringen kann. Manche Briefe stimmen uns aber auch nachdenklich ...

sueddeutsche.de: Welche?

Schotte: Manchmal schreiben Kinder, die einen Elternteil verloren haben. Das berührt einen sehr. Man möchte etwas antworten, um das Kind aufzumuntern, aber wie kann man das machen? Das geht mir so nahe, dass ich nachts schlecht schlafe. Deshalb bin ich auch ein wenig froh, wenn nach dem 24. Dezember wieder Ruhe ist.

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