Mixa: Jungpriester distanzieren sich:Viel Lärm um "kranken Mann"

Lesezeit: 1 min

Die Rückkehr Walter Mixas ins Augsburger Bischofspalais ruft heftige Kritik hervor. Besonders deutlich wird der Augsburger Priesternachwuchs.

Stefan Mayr

Während die Erzbischöfe, Diözesanbischöfe und Weihbischöfe im Fall Walter Mixa beharrlich schweigen, nimmt der Priesternachwuchs kein Blatt vor den Mund. Zehn Kapläne der Diözese Augsburg haben Bischof Mixa, der sie geweiht hat, in einem offenen Brief aufgefordert, "sich zum Wohl der Kirche aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen".

Mixa, der sich als standhaften Vertreter des "kultiviert-konservativen" Katholizismus darstellt, hat bereits zwei Rücktrittsgesuche an den Papst unterzeichnet - und zweimal widerrufen. Zuletzt griff er die Bischöfe Zollitsch, Marx und Losinger an und deutete an, er werde womöglich das Päpstliche Berufungsgericht anrufen, weil er zum Rücktritt gezwungen worden sei.

In ihrem Schreiben kritisieren die zehn Absolventen der Weihejahrgänge 2008 und 2009 ihren ehemaligen Oberhirten ohne Umschweife: "Ihre Rückkehr ins Bischofshaus und Ihre öffentlichen Vorwürfe gegen hohe Vertreter der Kirche vertiefen die Gräben und schaden der Kirche nachhaltig." Mixa habe mit seinem Verhalten in der Diözese eine "lähmende, ja unerträgliche Situation" geschaffen.

Die Jungpriester bestätigen auch Berichte, die Mixa Realitätsverlust attestieren: "Wir selbst haben Sie häufig als weltfremd und stark ichbezogen erlebt - dies erkennen wir auch in Ihrem momentanen Vorgehen." Dass sich Mixa nun als "unschuldiges Opfer von Medien und Kirchenvertretern" darstelle, nennen die Unterzeichner "unverständlich und befremdlich". Die Kapläne äußern die Überzeugung, dass die Prügelvorwürfe ehemaliger Schrobenhausener Heimkinder "keiner Medienkampagne oder kirchlichen Intrige entspringen, sondern der Wahrheit entsprechen". Die Jungpriester ermahnen Mixa auch "aus ehrlicher Sorge", er möge doch seinen Ruf nicht weiter selbst beschädigen.

Dieser Prozess hat aber bereits begonnen. Der Donaukurier schreibt von "maßloser Eitelkeit" und zitiert einen Geistlichen: "Wenn er ohne Ornat vor den Spiegel tritt, sieht er nichts." In der Augsburger Allgemeinen sagt ein ehemaliger Ministrant Mixas: "Ich hatte den Verdacht, dass er psychisch oder durch Alkohol bedingt an starkem Realitätsverlust leidet." Pater Eberhard von Gemmingen, einst Redaktionsleiter von Radio Vatikan, bezeichnet Mixa gar als "kranken Mann", deshalb sei es "eigentlich blöde, wenn man so viel Lärm um ihn macht".

© SZ vom 18.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bischof Walter Mixa
:Zur letzten Schlagzeile

Vorwürfe - Leugnung - zähneknirschendes Eingeständnis: So sind die jüngsten Skandale um Bischof Mixa abgelaufen. Am Ende steht ein Rücktrittsgesuch, das viele zuletzt gefordert hatten. Chronologie in Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: