US-Truppenübungsplatz:US-Armee schießt auf Grafenwöhr

Lesezeit: 2 min

Es ist passiert, was eigentlich nicht passieren darf: Bei einer Truppenübung auf dem US-Stützpunkt zielen die Soldaten in die falsche Richtung und treffen Häuser in Grafenwöhr - mit scharfer Munition eines Maschinengewehrs.

Max Hägler

Es waren ungewöhnliche Geräusche, die ein 55-jähriger Rentner in der Wolfslegestraße in Grafenwöhr am vergangenen Freitagnachmittag hörte. Nach Einschüssen klang das. Und tatsächlich: Da waren Einschusslöcher im Blech seines Garagendaches und auch noch in einer Fassade eines Nachbarhauses. Um 15.20 Uhr rief der Rentner dann die Polizei.

Zwischenfall bei Truppenübung: US-Soldaten treffen bei einer Schießübung Häuser in Grafenwöhr. Verletzt wurde niemand. (Archivbild) (Foto: DPA/DPAWEB)

Schnell war klar: Es ist passiert, was eigentlich nicht passieren darf. Die US-Armee hat von ihrem Truppenübungsplatz Grafenwöhr aus Versehen die angrenzende Stadt Grafenwöhr mit scharfer Munition eines Maschinengewehrs beschossen. 12,7-Millimeter-Kugeln schlugen an dem Nachmittag in zwei Truppenunterkünften ein, trafen das Sportzentrum auf dem Übungsplatz und zwei Fahrzeuge. Aber auch mindestens drei Gebäude der Stadt Grafenwöhr. Auch eine Eingangstüre der Berufsschule des St. Michaelswerks wurde durchschlagen. Die Schule wollten sich am Montag nicht zu dem Beschuss äußern. Menschen wurden nach Polizeiangaben nicht verletzt.

Die Gebäude liegen auf einer Linie zur etwa vier Kilometer entfernten Schießbahn 118 der US-Armee, auf halber Strecke zwischen Grafenwöhr und Tanzfleck. Wie die Nachforschungen der bayerischen Polizei und der US-Militärpolizei ergaben, übte dort am Freitagnachmittag ein Humvee-Jeep mit scharfer Munition. Aus einem M2-Maschinengewehr feuerten die Soldaten - aber in die falsche Richtung. "Ich war in Sorge um die Stadt, aber glücklicherweise ist nichts Ernstes passiert", sagt Grafenwöhrs Zweiter Bürgermeister Udo Greim.

Eine Reaktion der Bürger gebe es noch nicht, da der Vorfall erst im Laufe des Montags bekannt wurde. Als Ursache für den gefährlichen Zwischenfall schätzt Greim: "Da muss der Bediener wirklich in die falsche Richtung gezielt haben." Die unaufgeregte Reaktion des SPD-Politikers liegt wohl daran, dass er selbst jahrzehntelang Berufssoldat war und die Sicherheitsregeln auf dem Übungsplatz kennt, der zu den größten der US-Armee zählt.

An jedem Haus stehen Tonnen mit Sand - hier müssen die Soldaten ihre Waffen entladen und entsichern. An den Straßenrändern im Trainingsgelände warnen Schilder vor vorbeifliegenden Artilleriegeschossen. Und rote Fahnen künden Betrieb an den Schießbahnen an. Eigentlich, sagt Greim, seien alle Schießbahnen ins Zentrum des Geländes gerichtet. Man könne eigentlich nicht rausschießen. Eigentlich. Wenn man in die richtige Richtung zielt. Aber ab und an fliegen doch Kugeln aus dem Gelände, auf dem auch mehr als 4000 Soldaten der 172. US-Infanteriebrigade stationiert sind. Die Einheit wird derzeit nach Afghanistan verlegt.

Drei-, viermal seien in den vergangenen 25 Jahren rund um das Gelände Einschläge gemeldet worden. Die US-Armee spricht von "Fehlschüssen" und betonte, dass man davon umgehend die bayerischen Behörden informiert habe. Aufgrund des Vorfalls würde die betroffene Einheit - das Joint Multinational Training Command (JMTC) die Sicherheitsabläufe intensiv überprüfen, sagte Lieutenant Colonel Scott Moore, der Leiter des JMTC-Schießbüros.

Die US-Militärpolizei untersuche die Ursachen derzeit weiter, es seien bereits Schießregeln geändert worden. Die Sicherheit des Militärstandorts Grafenwöhr und der umliegenden Städte und Gemeinden sei im Fokus dieser Einheit, betonte Moore. Das JMTC bildet Soldaten aus allen Nato-Staaten aus und übt in Grafenwöhr auch den gemeinsamen Einsatz von Luftstreitkräften und Bodentruppen.

© SZ vom 12.7.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: