Urteil gegen Ex-Bürgermeister:Geld weg, Karriere weg, Heimat weg

  • Immer wieder hat er Geld für eine angebliche Zigarrenfabrik überwiesen - am Schluss auch aus der Gemeindekasse. Der ehemalige Bürgermeister von Zapfendorf hat die Gemeinde um fast 280 000 geprellt.
  • Das Gericht ist überzeugt, dass der Mann auf einen Betrüger aus der Dominikanischen Republik reingefallen ist.
  • Nun hat das Amtsgericht Hof ihn zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Von Olaf Przybilla, Hof

Als der Mann mit der angeblichen Zigarrenfabrik in der Dominikanischen Republik das erste Mal an den Angeklagten herangetreten ist, war der noch nicht Bürgermeister von Zapfendorf. Das wurde er erst 2014, mit fulminantem Ergebnis. Zuvor war er Verwaltungsbeamter bei der oberfränkischen Gemeinde und ein so guter, dass er sogar an einer Schule Verwaltung unterrichtete. Überhaupt eilte ihm ein exzellenter Ruf voraus. Durch und durch zuverlässig, einer der im Ort aufgewachsen ist, immer noch bei seinen Eltern wohnte und Zapfendorf nie verlassen hat. Aber dann war da dieser Freund mit dem Leben in der Karibik. Von dessen Zigarrenfabrik-Plänen war der Verwaltungsmann fasziniert.

So in den Bann gezogen war der heute 39-Jährige, dass er ans Ersparte ranging, als der Mann aus der Dominikanischen Republik mit oberfränkischen Wurzeln ihn um Geld bat. Und als das Ersparte aufgebraucht war, der Zigarren-Fabrikant in spe aber immer noch mehr Flüssiges brauchte, da ging der Verwaltungsbeamte ans Geld der Gemeinde.

Heimat und Karriere verloren

Wegen Untreue in einem besonders schweren Fall ist er am Amtsgericht Hof nun zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Insgesamt hat er die Gemeinde um 279 500 Euro geprellt.

Der ehemalige Bürgermeister, er ist inzwischen zurückgetreten, sei da auf einen "vermutlich professionellen Betrüger" hereingefallen, sagt die Richterin. Und natürlich habe er seine Position ausgenutzt. Aber man wolle es doch bei einer Strafe zur Bewährung belassen. Immerhin habe der 39-Jährige zweifellos seine politische Karriere verloren. Werde sich wohl auch beruflich neu orientieren müssen. Und seine Heimat - Zapfendorf - dürfte er wohl auch verloren haben. Nie dort rausgekommen sei er, das lege man zu seinen Gunsten aus. "Ihnen fehlte Lebenserfahrung", sagt die Richterin.

Keiner wusste, warum Geld abgehoben wurde

Ob da in der Verwaltung alles in Ordnung war, hat sie zuvor in der Verhandlung vom Kämmerer von Zapfendorf wissen wollen. Immerhin waren es 28 Abbuchungen, die der Bürgermeister in eigener Sache vorgenommen hat. Manchmal hob er das Geld einfach in bar von den Girokonten der Gemeinde ab, manchmal wählte er den eleganteren Weg und überwies das Geld an den Zapfendorfer Ortskulturring. Da war er ebenfalls Kassier und da hatte er ebenfalls eine Einzugsberechtigung.

Der Kämmerer windet sich etwas. Erzählt davon, wie sehr die Verwaltungsvorgänge in Zapfendorf auf Vertrauen beruht hätten. Gerade unter dem Altbürgermeister. Und dass man die ganzen Prozesse jetzt nochmal unter die Lupe genommen habe und zu dem gemeinsamen Ergebnis gekommen sei: Da müsse man was ändern.

Andererseits sei es eben schon eine Routineuntersuchung gewesen, in der plötzlich aufgefallen sei, dass da Geld vom Gemeindekonto abgehoben wird und keiner wusste warum. Unschön sei gewesen, dass der stellvertretende Kassenverwalter gleichzeitig der Dienstvorgesetzte des ersten Kassenverwalters gewesen ist. Und dieser Dienstvorgesetzte war eben der Leiter des Bürger- und Standesamtes, der spätere Bürgermeister.

Als dann die Zweifel kamen, habe man sich erst mal ohne Bürgermeister zusammengesetzt. Und diesen dann mal persönlich gefragt. Auf ein großes Missverständnis, ein Versehen hatte man da noch gehofft. Das war es dann nicht.

Wie es weitergeht, weiß er nicht

Dem ehemaligen Bürgermeister tut das alles furchtbar leid. Sich selber tut er am meisten leid. Er habe diesem Mann mit der großen Redegabe und seiner Dom-Rep-Vision einfach glauben wollen. Und sei da in eine Spirale reingeraten: Der Zigarren-Mann vertröstete ihn ständig, erzählte was von neuen Zollbestimmungen, die die Eröffnung einer großen Rauch-Firma immer wieder verhinderten. Und mit den Firmendokumenten sei das einfach schwierig gewesen, die habe er nie einsehen können. Der weite Weg. Und per Mail konnte der Firmengründer aus der Karibik einfach diese Unterlagen nicht schicken.

Er gestehe alles und entschuldige sich ausdrücklich bei den Zapfendorfern, sagt der 39-Jährige. Er habe jetzt sein Vermögen und seinen Ruf verloren. Was er künftig mache, wisse er noch nicht. Vermutlich werde er wohl wegziehen aus dem Ort. Frei ist er jetzt zumindest wieder, nach sechs Monaten U-Haft. Erst mal wird er 250 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten müssen.

  • Über das Geständnis des Ex-Bürgermeisters lesen Sie hier.
  • Über die Festnahme des 39-Jährigen lesen Sie hier.
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