Junge Freiheit:Thomas Goppel gratuliert ultrarechter Wochenzeitung zum Geburtstag

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"Die JF wird gebraucht!": In einem Gastbeitrag gratuliert CSU-Politiker Thomas Goppel der ultrarechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" zum Geburtstag. Die Richtung der Zeitung stört Goppel überhaupt nicht.

Heiner Effern

Menschen oder Organisationen, die man sehr schätzt, widmet man zu einem runden Geburtstag gerne ein paar nette Worte. Das hält auch der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Goppel so. "Die JF wird gebraucht! ...Zur Verbesserung der Sicht des ganzen Deutschlandspektrums", schreibt der Gratulant anerkennend.

Thomas Goppel war Umwelt-, Bundes- und Wissenschaftsminister in Bayern. Und wollte 2008 sogar Ministerpräsident werden. (Foto: Günther Reger)

Nun verbirgt sich hinter dem Kürzel "JF" die Wochenzeitung Junge Freiheit, die im deutschen Medienspektrum sehr weit rechts angesiedelt ist, gerade so weit, dass man zu ihr nicht ungestraft extremistisch sagen darf, sonst aber so ziemlich alles: erzkonservativ, ultrarechts. 2004 druckte die Zeitung ein Interview mit dem NPD-Vorsitzenden Udo Voigt, in dem er Hitler als großen Staatsmann bezeichnete.

Die Vergangenheit des Blattes stört den CSU-Mann offenbar nicht, er hat kein Problem damit, dass er mit einem Gastbeitrag und Bild in dieser Zeitung erscheint. "Ich finde mich in keiner schlechten Gesellschaft", sagt Goppel.Die Junge Freiheit wiederum tauchte in den 1990-er Jahren wegen ihrer angeblich verfassungsfeindlichen rechten Tendenzen zweimal im Bericht des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes auf. Die Wochenzeitung klagte erfolgreich dagegen, das Bundesverfassungsgericht sah die Artikel durch die Pressefreiheit gedeckt.

Im Moment gilt die Junge Freiheit nach Auskunft bayerischer Verfassungsschützer als nicht extremistisch. Sie werde auch nicht beobachtet, heißt es. "Ich schätze sie so ein wie der Verfassungsschutz: unbedenklich", sagt Thomas Goppel. Er sieht in den früher deutlicher rechtslastigen Beiträgen Jugendsünden, mittlerweile bewegten sich die Beiträge innerhalb des demokratischen Spektrums. "Das war früher mal anders, das ist inzwischen vorbei", sagt Goppel.

Wenn ihn nun jemand wegen seiner offenen Sympathie in die rechte Ecke stellen wolle, "kann ich das nicht verhindern". Der Landtagsabgeordnete sieht sich lieber "auf der Seite der Mutigen als auf der Seite der Feigen", die hinterrücks drohen. Damit spielt Goppel auf die linke Szene an. Er stehe, sagt Goppel, nun im Internet auf einer Liste von Personen, die die Linken erwischen wollten.

Für Thomas Goppel ist die Gratulation zum 25-jährigen Bestehen der Jungen Freiheit auch deshalb nichts Besonderes, weil er sie regelmäßig liest. "Ich schaue öfters hinein als in den Bayernkurier, weniger oft als in die Süddeutsche oder die Augsburger", sagt er. Die Lektüre der rechten Wochenzeitschrift sei für ihn eine "Ergänzungsnotwendigkeit". Um sich eine Meinung zu bilden, sollte man immer mehrere Positionen prüfen, sagt Goppel. Das sei viel fundierter, als wenn man nur eine Zeitung lese. In diesem Sinne wünscht er in seinem Gastbeitrag "Ad multos annos". Auf viele Jahre noch!

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In dem Bericht schrieben wir zunächst, dass in dem ultrarechten Blatt der NPD-Vorsitzende Udo Voigt geschrieben habe. Voigt war jedoch interviewt worden.

© SZ vom 16.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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