Schonungen:Der Kampf gegen das grüne Gift

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Die Farbenfabrik Stattler hinterließ in Schonungen tonnenweise Schwermetalle im Boden. (Foto: Städtische Museen Schweinfurt)

Ein Buch erzählt den langen Einsatz der Schonunger für ihre Gemeinde

Von Katja Auer, Schonungen

Theo Kohmann ist schon ein bisschen stolz, dass seine Bürgerinitiative so lange durchgehalten hat. 16 Jahre. So lange ist es her, dass im unterfränkischen Schonungen Gift im Boden gefunden worden ist, tonnenweise Schwermetalle, eine Hinterlassenschaft der Farbenfabrik Sattler, die bis 1930 etwa 100 Jahre lang in Schonungen produziert hatte, unter anderem das hochgiftige "Schweinfurter Grün". Eine Entdeckung, die das Leben in der Gemeinde im Landkreis Schweinfurt nachhaltig verändern sollte. Nicht nur die Angst um die Gesundheit, sondern auch finanzielle Sorgen trieben die Leute um, schließlich stand eine teure Sanierung des Geländes an. Und so tun sich die Betroffenen rund um Kohmann zusammen und gründen die "Solidargemeinschaft umweltbewusster Bürger", die fortan für die Bewohner der Sattler-Altlast eintreten sollte.

"Wenn wir dieses Jahr hinter uns haben, haben wir das Gröbste erledigt", sagt Kohmann heute, denn nun ist die Sanierung offiziell abgeschlossen. Der verseuchte Boden wurde ausgetauscht, die renaturierte Steinach fließt durch den Ort. Nicht einfach so, 16 Jahre lang habe die Bürgerinitiative "gegen den Freistaat kämpfen und sich gegen die Bürokratie des Landratsamtes beweisen müssen", sagt Kohmann. Mit Erfolg, die Bürgerinitiative kann es auch als ihren Erfolg verbuchen, dass die Betroffenen nicht nur in den gesamten Prozess miteinbezogen wurden, sondern dass der Freistaat am Ende den größten Teil der Kosten von 45 Millionen Euro übernahm. Das stand am Anfang längst nicht fest.

Die Initiative war immer wieder Anfeindungen ausgesetzt

All das, die Kämpfe, die Erfolge, die Gefühle hat Autorin Ursula Lux nun in einem Buch zusammengestellt, das die Geschichte der Altlast-Sanierung aus Sicht der Bürgerinitiative beschreibt. "Das war uns wichtig", sagt Kohmann, als Abschluss und als Dokumentation des langen Zusammenhaltens. So ist dort auch nachzulesen, wie der 16-jährige Schüler Stefan Rottmann eine Petition an den Landtag schickte und eine Gesetzesänderung forderte. Schließlich könne es nicht sein, dass die Hausbesitzer für etwas zahlen müssten, das sie nicht verursacht hätten, von dem die meisten überhaupt nichts wussten. So wurden Politiker aufmerksam auf die Altlast in Schonungen und es begann die Diskussion um die Finanzierung. Die ging zugunsten der Bürger aus, die Stefan Rottmann inzwischen zu ihrem Bürgermeister gewählt haben. Theo Kohmann hat die Wohnungen in seinem Elternhaus saniert und vermietet, ein paar Eigentümer sind in dem Gebiet wohnen geblieben, einer hat neu gebaut, dessen Haus abgerissen werden musste. "Das hat unser Leben stark beeinflusst", sagt Kohmann. Auch deswegen, weil er und die Initiative starken Anfeindungen ausgesetzt gewesen seien. Noch ist nicht alles ausgestanden, um die Bauschäden, die während der Sanierung an den Häusern entstanden sind, streitet die Bürgerinitiative noch mit dem Umweltministerium. Ein Brief, den er im April an Ministerin Ulrike Scharf schickte, sei unbeantwortet geblieben, sagt Kohmann. Aufgeben will er nicht. Jetzt nicht mehr.

Ursula Lux: Schweinfurter Grün - Geschichte der größten bewohnten Altlast Bayerns aus Sicht der Betroffenen. ISBN: 978-3-931909-04-8.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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