Party-Affäre um Landrat Kreidl:Zeit, ihn abzuwählen

Umstritten: der Miesbacher CSU-Landrat Jakob Kreidl. (Foto: Claus Schunk)

Nach der Affäre um seine plagiierte Doktorarbeit hat sich CSU-Landrat Kreidl seine 100.000-Euro-Party zum 60. Geburtstag von der Kreissparkasse sponsern lassen. Langsam dürfte er sogar bei den Wählern im Trachtenjanker-Millieu von Miesbach die Gunst verspielt haben.

Ein Kommentar von Sebastian Beck

Wenn Oberbayern die Steigerung von Bayern ist, dann kann man den Landkreis Miesbach durchaus als Komparativ von Oberbayern bezeichnen. Der Region zwischen Wendelstein und Tegernsee haftet etwas Oberoberbayerisches an. Es ist ein sehr spezielles Janker- und Lodenmilieu, das sich in den wohlhabenden Tälern breit gemacht hat. Eine bajuwarische Selbstzufriedenheit, ein Mia-san-Mia-Gefühl, das gelegentlich in Hybris umschlägt.

Gesponserte Geburtstagsfeier
:Kreidls Party teurer als bisher bekannt

Offenbar war die Geburtstagssause von CSU-Landrat Kreidl wesentlich teurer als bislang angenommen. Von mehr als 100.000 Euro ist die Rede. Verständlich, dass die Kunden der Miesbacher Kreissparkasse stinksauer sind. Der Landrat selbst gibt sich unwissend.

Von Christian Sebald

Jakob Kreidl passt hier ziemlich gut rein mit seiner Kombination aus Jovialität, plagiiertem Doktortitel und Trachtenanzug. Er ist ein oberoberbayerischer CSU-Landrat - jedenfalls noch bis März. Dann sind Kommunalwahlen, und wahrscheinlich glaubt nicht einmal mehr Kreidl selbst daran, dass er noch einmal für sechs Jahre im Amt bestätigt wird.

Denn irgendwann reicht es auch den Wählern im Landkreis Miesbach. Die Fakten der neuerlichen Affäre kann man sich leicht merken: 100 000 Euro für eine Party zum 60. Geburtstag. Ein guter Teil davon stammt aus öffentlichen Geldern, die immer dann chronisch knapp sind, wenn es beispielsweise um Sozial- oder Jugendhilfe geht. Kreidl zeigt kein Unrechtsbewusstsein, er versucht sich auf geradezu unverfrorene Art herauszureden.

Es sei doch gewissermaßen ein Empfang für alle verdienten Bürger gewesen, außerdem nicht seine Idee. Die Steuern, die für die Party abgeführt werden mussten, kämen wieder der Allgemeinheit zugute. Und außerdem: alles nur eine Kampagne gegen ihn. Kreidl hat das Gespür für die politische Realität verloren. Höchste Zeit, dass er abgewählt wird.

© SZ vom 10.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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