Neuer Verbandspräsident gesucht:Sparkassen umwerben Fahrenschon

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Ein neuer Sparkassen-Präsident wird gesucht - und Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon wird heftig umworben. "Er hätte sehr gute Chancen", heißt es in Sparkassen-Kreisen. Einer jedoch ist von dem Flirt mit Fahrenschon gar nicht begeistert.

Peter Fahrenholz und Mike Szymanski

Ministerpräsident Horst Seehofer kämpft um seinen Finanzminister Georg Fahrenschon. Der CSU-Politiker wird derzeit heftig von den Geldinstituten und kommunalen Spitzenverbänden umworben, als Sparkassen-Präsident in Berlin zu kandidieren. Die Bewerbungsfrist für die Nachfolge von Heinrich Haasis in dem gut dotierten und höchsten Amt der Sparkassen-Organisation läuft am 3. November aus.

Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon wird von den Geldinstituten und kommunalen Spitzenverbänden umworben, als Sparkassen-Präsident in Berlin zu kandidieren. (Foto: dapd)

Nun hat sich Regierungschef Seehofer eingeschaltet und erklärt, dass er den 43-jährigen Politiker nicht gehen lassen will. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung nannte er Fahrenschon "unverzichtbar".

Seit Wochen wird Fahrenschon als möglicher Haasis-Nachfolger gehandelt. Er selbst lehnte bisher jede Stellungnahme zu einem möglichen Wechsel in die Wirtschaft ab. Auch am Donnerstag, als die Spekulationen wieder aufflammten. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Steffen Kampeter (CDU), beendete die Spekulationen um seine Kandidatur - er will nicht.

Damit verbleibt im Moment nur noch ein Banker als Kandidat, der westfälische Sparkassen-Präsident Rolf Gerlach. Nun üben all jene Druck auf Fahrenschon aus, die sich einen Politiker an der Spitze des Verbands wünschen, und das sind offenbar nicht wenige. "Fahrenschon ist ein sehr gefragter Gesprächspartner", heißt es in Kreisen der Sparkassenorganisation. "Er hätte sehr gute Chancen."

Doch Seehofer will Fahrenschon auf keinen Fall ziehen lassen. Er habe Fahrenschon schon vor Wochen gesagt, dass er, Seehofer, "höchsten Wert" darauf lege, dass der Finanzminister an Bord bleibe. Fahrenschon habe darauf mit "Jawoll" geantwortet, sagte Seehofer. Bis jetzt habe es "nicht eine Andeutung gegeben", dass Fahrenschon seine Meinung geändert habe.

Fahrenschon sei "für Bayern und die bayerische Finanzpolitik unverzichtbar", sagte Seehofer und machte zugleich deutlich, dass dies auch für die nächsten Jahre gelte. "Ich brauche den jetzt, und ich brauche den für die Zukunftsplanung in Bayern und in der CSU." Mit dieser Bemerkung nimmt Seehofer seinen Minister explizit in die Liste möglicher Nachfolger auf. "Der packt alles", sagte Seehofer auf die Frage, wo er denn Fahrenschons Zukunft sehe.

Aber auch in der Wirtschaft schätzen sie Fahrenschons sachliche, unaufgeregte Art. Wie er die Staatsregierung bisher durch das Landesbank-Debakel lotste und bei der Aufklärung selbst gegen eigene Parteifreunde hart vorging, hat viele in der Sparkassenwelt beeindruckt. Die Banker sehen in ihm auch einen Verbündeten - die Staatsregierung zeichnete sich bisher durch eine überaus sparkassenfreundliche Politik aus.

Fahrenschon brächte aber vor allem auch gute Kontakte in die Berliner Politik mit. Zwischen 2002 und 2007 saß er für die CSU im Bundestag. Kanzlerin Angela Merkel hätte ihn nach dem Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gerne nach Berlin zurückgeholt. Aber Fahrenschon ist in München geblieben, auch weil seine Frau das so wollte, die sich dafür persönlich bei Seehofer eingesetzt hatte. Fahrenschon hat zwei kleine Kinder zu Hause.

Zunächst sah es so aus, als ob Fahrenschon kaum Interesse an dem Sparkassen-Posten in Berlin haben würde. Es hieß auch, er sei zu jung für diesen Job. Sparkassenpräsident werde man eher am Ende der Karriere, wenn man es gemütlicher wolle. Nun aber berichten Leute aus seinem Umfeld, er sondiere, ob er womöglich doch Chancen habe. Auch dazu wollte er sich auf Anfrage der SZ nicht äußern.

Über die Nachfolge von Sparkassenpräsident Haasis soll auf der Mitgliederversammlung am 30. November entschieden werden. Die Sparkassengruppe umfasst etwa 600 Institute, 429 davon sind Sparkassen. Hinzu kommen Landesbanken-Konzerne, Landesbausparkassen, die Deka-Bank, sowie Versicherer und Leasinggesellschaften. In den Sparkassen sind nach Verbandsangaben etwa 250.000 Mitarbeiter tätig.

© SZ vom 28.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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