Neue Sparpolitik:Ärger am Augsburger Klinikum eskaliert

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"Sparwahn" und "kurzsichtige Nichtstrategie": In einem Brief an den Augsburger Oberbürgermeister greift der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands zu drastischen Worten - und beschuldigt den Klinik-Chef den ehemaligen ärztlichen Direktor bewusst behindert zu haben.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Nach einigen Wochen der Ruhe hat der Streit am Augsburger Klinikum um die Sparpolitik der Führung eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Augsburg, Kurt Reising, kritisiert in einem Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) das Vorgehen der Politiker und des Vorstands mit harschen Worten. Reising wirft dem Klinikum-Chef Alexander Schmidtke "Sparwahn" und "kurzsichtige Nichtstrategie" vor.

Mehr noch: Er bezichtigt den Vorstandsvorsitzenden sogar der bewussten Behinderung des ehemaligen Ärztlichen Direktors, Peter Schuff-Werner. Schmidtke habe Schuff-Werner "keine Chance gelassen, an die ihm zustehenden, ungefilterten Informationen zu kommen, um seiner Aufgabe gerecht zu werden", heißt es in dem Schreiben, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Ungewöhnlich deftige Wortwahl

Dieses Abschneiden vom Informationsfluss habe Schmidtke sogar per "schriftlicher Anweisung an die Mitarbeiter der Verwaltung" verordnet, schreibt Reising. Im Juli hatte Schuff-Werner nach nur einem halben Jahr das Klinikum verlassen. Es war bereits der zweite Abgang eines Ärztlichen Direktors innerhalb von drei Jahren. "Kann Herr Schmidtke keine fremden Götter neben sich dulden?", fragt Ärztefunktionär Reising angesichts der Fluktuation in seinem Brief mit ungewöhnlich deftiger Wortwahl.

Dabei betont Reising, dass er nicht seine Einzelmeinung darstelle, sondern für zahlreiche Klinikums-Ärzte spreche, die laut Arbeitsvertrag keine öffentliche Kritik üben dürfen. Der Brief sei mit Markus Beck, dem Vorsitzenden des Ärztlichen Bezirksverbandes Schwaben abgestimmt. Auf Anfrage der SZ bestätigte der ehemalige Ärztliche Direktor Peter Schuff-Werner, dass er sich in seiner Arbeit von Schmidtke behindert fühlte.

2018 sollen sich die ersten Studenten einschreiben können

Alexander Schmidtke selbst weist die Kritik zurück: "Von gefilterten Informationen kann keine Rede sein." Gleichlautend äußerte sich Oberbürgermeister Kurt Gribl, der auch Vorsitzender des Klinikums-Verwaltungsrates ist. Generell verurteilte Gribl den Brandbrief des Ärztefunktionärs: "Die geäußerte Kritik ist inhaltlich und in ihrer Tonalität unangemessen und dient nicht einer Lösung."

Die bayerische Staatsregierung hat sich am Dienstag mit dem Umbau zum Universitätsklinikum beschäftigt. "Die Arbeiten an dem wissenschaftlichen Konzept kommen gut voran", sagte Wissenschafts-Minister Ludwig Spaenle (CSU). Arbeitsgruppen seien dabei, die nötigen Teilkonzepte für Forschung, Lehre und Infrastruktur auszuarbeiten. Das Gesamt-Konzept soll 2015 dem Wissenschaftsrat vorgelegt werden, dieser muss dann "grünes Licht" für die weitere Umsetzung geben. 2018 sollen sich die ersten Studenten an der Uniklinik einschreiben können.

© SZ vom 01.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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