Nach dem Mixa-Rücktritt:Augsburg in der Warteschleife

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Nach dem Mixa-Rücktritt sehnt das Bistum Augsburg sich nach einem neuen Oberhirten - doch noch ist nicht einmal die Kandidatenliste erstellt.

Stefan Mayr

Das Gebet wurde offenkundig aus aktuellem Anlass formuliert. "Gott, barmherziger Vater, wir bitten dich für unsere Kirche", schreiben die Initiatoren der sogenannten Augsburger Pfingsterklärung auf ihrer Internetseite. "Erfülle sie mit Wahrheit und mit Frieden. Reinige sie, wo sie verdorben ist. Bewahre sie vor Irrtum." Am Ende des Gebets steht eine konkrete Forderung: "Schenke dem Bistum Augsburg einen guten neuen Bischof."

Das bischöfliche Wappen über dem Eingang zum Bischofspalais: Das Bistum sehnt sich nach dem Rücktritt von Bischof Walter Mixa nach einem Nachfolger. (Foto: dpa)

Vor einem Monat hat Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs Walter Mixa angenommen, seither wird das Bistum vorübergehend vom sogenannten Diözesan-Administrator Josef Grünwald geführt. Da der Vertreter aber nach dem Kirchenrecht keine Personalentscheidungen fällen darf und da seine Durchsetzungskraft zwangsläufig nur beschränkt ist, wünschen sich die meisten der 1,4 Millionen Katholiken in Schwaben und im westlichen Oberbayern schnellstmöglich einen neuen Oberhirten. Die Deutsche Presse-Agentur rief am Montag zwar ein eifriges "Bischofs-Raten" aus und nannte sieben aussichtsreiche Kandidaten. Doch ob Mixas Nachfolger noch in diesem Jahr ernannt wird, ist fraglich. Denn das Ernennungs-Verfahren ist äußerst langwierig - und bislang ist der erste von vielen Schritten noch nicht vollzogen.

Denn zuerst muss das oberste Gremium des Bistums Augsburg, das Domkapitel, eine Liste mit drei Vorschlägen an die Apostolische Nuntiatur in Berlin schicken. Erst, wenn diese Liste in Berlin vorliegt, kann der Nuntius über die Kandidaten Erkundigungen einholen und Dossiers anlegen. Und erst wenn diese fertiggestellt sind, werden sie der Bischofskongregation in Rom vorgelegt. Dieses Gremium berät und bearbeitet die Akten nochmals - ehe dann letztlich der Papst höchstpersönlich eine Entscheidung trifft. In den vergangenen Jahren hat sich dieses Prozedere meist über ein gesamtes Jahr hingezogen.

Der aktuellen Bistumsleitung ist also bewusst: Wenn schnellstmöglich ein neuer Bischof gefunden werden soll - und darin sind sich sogar die liberalsten Kreise mit ihren traditionalistischen Widersachern ausnahmsweise einig - dann tut das Domkapitel gut daran, seine Liste schnellstmöglich abzuschicken. Doch noch ist offenbar keine Entscheidung gefallen. Als "Topfavoriten" für die Namensliste gelten indes Weihbischof Anton Losinger und Theologieprofessor Franz Sedlmeier. Als weitere Kandidaten werden Wilhelm Imkamp, Bernhard Ehler, Karl Hillenbrand, Bertram Meier und Notker Wolf genannt.

Für hitzige Diskussion sorgt weiterhin Mixas anstehendes 40. Weihejubiläum. Als möglicher Ort wird das Exerzitienhaus in Leitershofen bei Augsburg gehandelt. Der dortige Direktor Bernhard Ehler bestätigt eine Anfrage des Bistums. Eine Entscheidung steht aber noch aus. Offenbar wird im Domkapitel kontrovers diskutiert, ob die Diözese dem zurückgetretenen Bischof ein bistumseigenes Haus für die Festivitäten zur Verfügung stellen soll. Bernhard Ehler gibt sich diplomatisch: "Einerseits ist es Mixas gutes Recht, sein Priesterjubiläum zu feiern. Andererseits finde ich unter den gegebenen Umständen eine große Feier für unangemessen." Er empfiehlt "eine geschlossene Veranstaltung in kleinem Rahmen".

© SZ vom 08.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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