Machtkampf in Bayern:Ude will gegen Seehofer kandidieren

Lesezeit: 2 min

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude erklärt überraschend deutlich seine Bereitschaft, in der Landespolitik mitzumischen - und fordert die SPD auf, sich bis Herbst zu entscheiden. In der Parteispitze wächst der Ärger über sein überfallartiges Vorgehen, dennoch heißt es: "Wenn Ude wirklich will, bekommt er die Kandidatur."

Mike Szymanski

In der Bayern-SPD läuft die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2013 offenbar auf den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude hinaus. Der SPD-Politiker erklärte am Dienstag überraschend offen seine Bereitschaft, gegen den amtierenden Regierungschef Horst Seehofer (CSU) antreten zu wollen, und drängte seine Partei zu einer raschen Entscheidung.

Der Oberbürgermeister von München, Christian Ude (SPD), erwägt eine Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2013 als Herausforderer von Ministerpräsident Seehofer (CSU). (Foto: dpa)

"Meiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt", sagte Ude. Die SPD solle sich aber bis Herbst entscheiden, ob sie mit ihm um die Macht in der Staatskanzlei kämpfen wolle. "Ich kann mir die Frage nicht bis zum nächsten Sommer offenhalten", sagte der 63-Jährige. "Ich glaube, die Frage muss, was meine Person angeht, in diesem Jahr entschieden werden."

Noch am Dienstag erklärten mehrere Spitzenpolitiker der Partei, Ude unterstützen zu wollen. SPD-Fraktionschef und Präsidiumsmitglied Markus Rinderspacher, der in London von Udes Vorstoß überrascht wurde, erklärte im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung: "Ich würde ausdrücklich eine Spitzenkandidatur Udes unterstützen." Die Partei wäre "sehr stolz", wenn Ude zur Verfügung stünde.

Rinderspacher, neben SPD-Landeschef Florian Pronold bislang aussichtsreichster Anwärter für die Spitzenkandidatur, würde Ude den Vortritt lassen. "Es wird zu keiner Kampfkandidatur kommen."

Als eher unwahrscheinlich gilt, dass Florian Pronold Ansprüche auf die Spitzenkandidatur anmeldet. Er hatte selbst Ude ins Gespräch gebracht. Am Dienstag hat Ude die Kandidatenfrage in die Hand genommen und sogar Landeschef Pronold überrumpelt, der gerade auf Kuba Urlaub macht. Während Pronold sich mit den Worten verabschiedete: "Die Bayern-SPD wird sicher nicht vor Mitte 2012 über die Spitzenkandidatur entscheiden", macht Ude Nägel mit Köpfen. SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen nannte Udes Interesse an der Kandidatur ein "positives Signal". In der Parteispitze wächst zwar der Ärger über Udes überfallartiges Vorgehen, dennoch heißt es: "Wenn Ude wirklich will, bekommt er die Kandidatur."

"Der Christian Ude ist ja einer unserer besten"

Mit einer Kandidatur Udes würden sich die Kräfteverhältnisse der Parteien vor der Landtagswahl 2013 noch einmal grundlegend verändern. Die CSU, die wieder die Alleinregierung in Bayern anstrebt, bekäme es nicht nur mit erstarkten Grünen zu tun. Die SPD hätte erstmals seit Renate Schmidt in den neunziger Jahren wieder ein politisches Schwergewicht aufzubieten. Seit Jahren gehört Ude zu den beliebtesten und bekanntesten Politikern im Freistaat.

"Der Christian Ude ist ja einer unserer besten", sagte am Dienstag Parteifreund Ulrich Maly, OB in Nürnberg. Umfragen zufolge hätten SPD, Grüne, Freie Wähler theoretisch die Möglichkeit, die CSU 2013 erstmals seit Jahrzehnten in die Opposition zu schicken. Mit Christian Ude als Spitzenkandidat der SPD dürften die Chancen steigen.

Noch am Dienstag signalisierten erste SPD-Bezirksverbände wie der in Oberfranken, Ude zu unterstützen: "Für Bayern wäre ein Ministerpräsident Ude eine glänzende Perspektive." Auch Schwabens SPD-Chef Harald Güller erklärte: "Ude wäre für die SPD eine super Wahl." Noch ist unklar, wie die Parteibasis in die Entscheidung eingebunden werden soll. Auch von einem Sonderparteitag ist schon die Rede. Die Parteigremien wollen unmittelbar nach dem Urlaub zusammenkommen und beraten.

Ude, der sich bislang nicht für die Landespolitik vereinnahmen ließ, rechtfertigte sein plötzliches Interesse: Erstmals stelle sich für ihn nicht die Frage, für die Landespolitik die Kommunalpolitik aufzugeben. Der 63-Jährige kann bei den Kommunalwahlen 2014 nicht noch einmal antreten, weil die Altersgrenze für kommunale Wahlbeamte bei 65 Jahren liegt. Ude ist seit 1993 Münchner Oberbürgermeister und wurde 2008 mit knapp 67 Prozent der Stimmen wiedergewählt.

© SZ vom 10.08.2011/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: