Kreative Landwirtschaft:Cocktails vom Bauernhof

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Weil Carmen Ehrsam mit den Cocktails in München unzufrieden war, produziert jetzt selber welche. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf einem Bauernhof im oberbayerischen Sachsenkam gibt es weder Schweine noch Kühe. Hier produziert Carmen Ehrsam Fertigcocktails, die Namen tragen wie "Pistenfeger" oder "Flüssige Praline". Die Drinks sind aber nicht für jeden gedacht.

Von Julia Kronwitter

Auf dem Bauernhof von Carmen Ehrsam in Sachsenkam gibt es keine Kühe, keine Schweine, man kann dort weder Eier noch Äpfel kaufen. In der "Cocktail House Manufaktur" entwickeln Ehrsam und ihr Team Fertigcocktails, Liköre und Longdrinks, mit und ohne Alkohol. In den Regalen, die von oben bis unten mit Flaschen gefüllt sind, findet man unter anderem einen Gänseblümchen-Likör, einen Weißbier-Sprizz, den "Pistenfeger" oder die "Flüssige Praline", natürlich auch Piña Colada oder Mai Tai.

In Hotels, bei einer deutschen Fluggesellschaft und demnächst auf einem Kreuzfahrtschiff kann man die Cocktails aus dem kleinen Dorf bei Bad Tölz finden. "Uns gibt es zwar auch in ausgesuchten Delikatessgeschäften wie Käfer, aber ansonsten haben wir hauptsächlich Hotels, Catering- und Eventagenturen sowie Messegastronomie als Kunden", sagt Ehrsam, eine gelernte Krankenschwester.

Cocktail-Ingredienzien statt Kochsalz-Infusionen - wie kam es dazu? Angefangen hat alles damit, dass Ehrsam mit den Cocktails, die sie beim Weggehen in München serviert bekam, oft unzufrieden war. "Man freut sich, wenn man einen tollen Cocktail bekommt und einen guten Barkeeper gefunden hat. Geht man dann aber eine Woche später wieder dort hin, schmeckt das Getränk ganz anders." Sie beschloss, selbst zu mixen. "Wir versuchten halb fertige Cocktails zu entwickeln, die immer den gleichen Geschmack haben und bei denen man daheim nur noch Saft, Sahne oder Eis dazugeben muss", sagt die Münchnerin.

Alle Getränke werden per Hand gefertigt

Manchmal steht Ehrsam mitten in der Nacht auf, weil sie eine Idee für eine Kreation hat. Dann wird ihr Cocktail-Labor zur Hexenküche. Sie mixt, probiert, schüttet weg, was nicht schmeckt, und fängt wieder von vorne an. Die Getränke werden per Hand gefertigt und abgefüllt - mittlerweile mehr als 300 Mischungen. Wo früher in der Nacht die Kuhglocken klimperten, klirren jetzt bis in den Morgen die Flaschen. Ehrsam beschäftigt mittlerweile 17 Mitarbeiter aus dem Dorf und der näheren Umgebung. Es gibt mehrere Kooperationen in der Region, aber auch in Österreich und in Südtirol.

Fertigcocktails seien in der Branche noch immer verpönt. Sie sind aber auch gar nicht für alle gedacht, ihre Zielgruppe hat Ehrsam klar definiert. "In wirklich hochwertigen Bars wie dem Schuhmann's gibt es gute Barkeeper, da können wir uns gar nicht als Konkurrenz sehen", sagt Ehrsam. Sie spreche Kunden an, in deren Hotelbars die Rezeptionsassistentin mischen muss, oder andere, die private Veranstaltungen organisieren. "Bei uns kann man auch Bars samt Equipment mieten und in wenigen Schritten selbst gute Cocktails mischen."

Carmen Ehrsam in ihrer Cocktail House Manufaktur. Alle Getränke werden per Hand abgefüllt. (Foto: Manfred Neubauer)

Ihre neues Projekt sind alkoholfreie Cocktails und Mischgetränke, die ein Kunde aus dem medizinischen Bereich bestellt. Die Herausforderung war dabei vor allem die Haltbarkeit, in der Manufaktur wird fast ohne Maschinen gearbeitet. "Wir müssen per Hand pasteurisieren, mit einem Pasteurisiertopf, der auf Temperaturen zwischen 80 und 86 Grad erhitzt wird. Dann wird das Getränk gleich abgefüllt und zugeschraubt", erklärt Ehrsam. So werden die Getränke haltbar gemacht.

Bei alkoholhaltigen Cocktails sorgt der Alkohol für die Haltbarkeit. Bei den andern müsse man mehr Aufwand betreiben. Genauso viel Aufwand steckt sie in ihre neuen Kreationen. Mit den Tees einer bekannten Marke probiert sie gerade neue Liköre aus. Und auch der Sommer kann schon kommen: Der Sachsenkamer Weißbier-Sprizz mit Rhabarber, Enzian und Bitterorangen ist schon fertig.

© SZ vom 25.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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