Kratzers Wortschatz:Warum ein Hundsgribbe einen Rollmops braucht

Verstärkung für einen Spitzbuben, der sich eigentlich selber zu helfen weiß

Hundsgribbe

Für eine Ausstellung hat der Karikaturist Hans Reiser bayerische Schimpfwörter in Form einer Karikatur dargestellt. Unter anderem zeichnete er ein Hundeskelett, das den Hundsgribbe darstellen soll. Reiser ging dabei vom Wort Hundegerippe aus. In Wahrheit handelt es sich beim Hundsgribbe aber um einen Hundskrüppel. Das im Germanischen wurzelnde Wort Krüppel ist hier im Sinne von Spitzbub zu verstehen. Mama Bavaria (Luise Kinseher) würdigte kürzlich den CSU-Matador Andi Scheuer auf dem Nockherberg als "gschnapperten Gribbe". Sie verzichtete gnädigerweise auf das Präfix hunds-, das im Bairischen zur pejorativen Verstärkung dient (Hundsbub, Hundswetter, hundsgemein). Ein begnadeter Hundsgribbe war einst der Kabarettist Gerhard Polt. Als solcher ließ er einmal einen Rollmops in der Sonne gären, um ihn unter die Bodenleiste eines Geldinstituts zu stecken. Die olfaktorische Problemlage, die danach in der Bank auftrat, nahm er grinsend in Kauf.

wappeln

Zuletzt wurde an dieser Stelle das Verb wappeln erörtert, das einst im Reich der Rentenversicherung zu verorten war. Bis 1942 wurde der Rentenbeitrag durch Einkleben von Marken in Quittungskarten entrichtet, wer dies tat, der wappelte. Helmut Schäfer-Achatz kennt das Wort aus seiner Schwabinger Jugend in anderer Bedeutung. "Deama wappeln?" hieß es Anfang der Sechzigerjahre. Ein Spieler warf dabei einen Ball scharf gegen eine Hauswand und rief einen Namen. Schaffte es der Genannte, den Ball zu fangen, durfte er weitermachen. In der Bauer-, Ecke Isabellastraße wurden sogar Wappelmeisterschaften ausgetragen. "Der Sieger war in Wappelkreisen höchst angesehen", erinnert sich Schäfer-Achatz.

© SZ vom 12.03.2018 / Hans Kratzer - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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